adolf stabli
baumgruppe. wessling (1872)
ADOLF STABLI
Von G. J. Wolf
Wenn Adolf Stäblis Name in Künstler-
kreisen aufgerufen wird, so huscht allzu-
mal über die Gesichter in der Runde ein wis-
sendes, behagliches Lächeln. Denn in der
Erinnerung seiner Kunstgenossen lebt Adolf
Stäbli weiter als der herzlich unbesorgte Mann
von heiterer Laune, die ihm auch der Ernst
des Lebens nicht zu rauben vermochte, so hart
ihn wohl das bittere Schicksal zauste; lebt wei-
ter als der lustige Gesell, dem Lovis Corinth
in seinen „Künstlerlegenden" ein ergötzliches
Denkmal errichtet. In „Allotria"-Beleuchtung,
Arm in Arm mit seinem Freund und Kum-
pan Gustav Schwabenmayer, ist Stäbli in die
Unsterblichkeit der Münchner Künstlersage
eingegangen, und daran haben bisher weder
Hans Thoma noch Walter Siegfried etwas zu
ändern vermocht, denn beide haben sich in
ihren literarischen Zeugnissen (ersterer in
seinen „Erinnerungen an München", dieser
in seiner reizvollen kleinen Schrift „Adolf
Stäbli als Persönlichkeit") wieder ausschließ-
lich der Betrachtung des Menschen Stäbli
zugewandt. Nun war der Meister Stäbli (der
„Stab", wie ihn seine Freunde nannten) frei-
lich ein Prachtexemplar der Spezies homo
sapiens, einer der lautersten Charaktere, eine
der originellsten und anziehendsten Indivi-
dualitäten, einer der geistreichsten und unter-
haltlichsten Gesellschafter, die gefunden wer-
den können, aber seine Bedeutung erschöpft
sich nicht indem, was er war: nicht minder
bedeutend ist, was er schuf und was wir als
dauerndes Zeugnis seines Wesens und seiner
Kunst in Händen halten: sein Werk. W. L. Leh-
mann, Stäblis Landsmann und engerer Kunst-
genosse, der sich auch seinerzeit des Nach-
lasses Stäblis liebevoll angenommen, hat im
Die Kunst für Alle XXXII.
273
35
baumgruppe. wessling (1872)
ADOLF STABLI
Von G. J. Wolf
Wenn Adolf Stäblis Name in Künstler-
kreisen aufgerufen wird, so huscht allzu-
mal über die Gesichter in der Runde ein wis-
sendes, behagliches Lächeln. Denn in der
Erinnerung seiner Kunstgenossen lebt Adolf
Stäbli weiter als der herzlich unbesorgte Mann
von heiterer Laune, die ihm auch der Ernst
des Lebens nicht zu rauben vermochte, so hart
ihn wohl das bittere Schicksal zauste; lebt wei-
ter als der lustige Gesell, dem Lovis Corinth
in seinen „Künstlerlegenden" ein ergötzliches
Denkmal errichtet. In „Allotria"-Beleuchtung,
Arm in Arm mit seinem Freund und Kum-
pan Gustav Schwabenmayer, ist Stäbli in die
Unsterblichkeit der Münchner Künstlersage
eingegangen, und daran haben bisher weder
Hans Thoma noch Walter Siegfried etwas zu
ändern vermocht, denn beide haben sich in
ihren literarischen Zeugnissen (ersterer in
seinen „Erinnerungen an München", dieser
in seiner reizvollen kleinen Schrift „Adolf
Stäbli als Persönlichkeit") wieder ausschließ-
lich der Betrachtung des Menschen Stäbli
zugewandt. Nun war der Meister Stäbli (der
„Stab", wie ihn seine Freunde nannten) frei-
lich ein Prachtexemplar der Spezies homo
sapiens, einer der lautersten Charaktere, eine
der originellsten und anziehendsten Indivi-
dualitäten, einer der geistreichsten und unter-
haltlichsten Gesellschafter, die gefunden wer-
den können, aber seine Bedeutung erschöpft
sich nicht indem, was er war: nicht minder
bedeutend ist, was er schuf und was wir als
dauerndes Zeugnis seines Wesens und seiner
Kunst in Händen halten: sein Werk. W. L. Leh-
mann, Stäblis Landsmann und engerer Kunst-
genosse, der sich auch seinerzeit des Nach-
lasses Stäblis liebevoll angenommen, hat im
Die Kunst für Alle XXXII.
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