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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Schwarz, Karl: Alt-München: sieben Radierungen von Wilhelm von Kobell
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0107

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WILHELM VON KOBELL AUS DER RADIERFOLGE „ALT-MÜNCHEN“

ALT-MÜNCHEN
SIEBEN RADIERUNGEN VON WILHELM VON KOBELL4)

Im Schlachtensaal der Residenz zu München
hängen sechs große Schlachtenbilder, die einst
Wilhelm von Kobell zum gefeierten Historien-
maler gemacht haben. Die kulissenhaft flächige
Raumdarstellung gibt diesen Bildern etwas Kon-
struiertes, Didaktisches. Es liegt etwas Dekora-
tives in ihnen, das keine rechte Naturfreudig-
keit aufkommen läßt. Eine bleiche Farbenge-
bung und eine das große Format der Bilder
nicht bewältigende zaghafte Technik verur-
sachen ein Gefühl der Leere.
Die kleinen Bildchen dagegen, die der Künst-
ler als naturfreudiger Realist und liebevoller Be-
trachter seiner Umgebung als Studien neben
seinen großen Werken schuf, sind es vielmehr,
die uns die Kunst Kobells als die eines ur-
wüchsigen Künstlers erscheinen lassen.
Ja, gerade in ihnen erkennen wir seine Bedeu-
tung, da er als ein Wegbahner derer anzuspre-
*) Wilhelm von Kobell, Sieben Radierungen „Alt-München“*
Von den Originalplatten aus dem Jahre 1818 gedruckt. Mit
einleitendem Text von Hermann Uhde-Bernays. Nr. 1—50 auf
kais. Handjapan M. 150. , Nr. 51—300 auf holländ. Bütten
M. 50.-. München, F. Bruckmann A.-G.

eben ist, die nach Überwindung romantischer
Kleinlichkeit und Gebundenheit die deutsche
Landschaft in ihrer anspruchslosen Selbstver-
ständlichkeit und daher besonders stark wirken-
den Unmittelbarkeit schufen und zum stärksten
Faktor ihrer Wesentlichkeit ausbildeten.
Ein längerer Studienaufenthalt in Italien und
die Unterweisungen des Malers Müller blieben
ohne besondere Wirkung auf ihn. In den baye-
rischen Bergen, die er von München aus häufig
besuchte, und in denen er eifrige Studien trieb,
fand er die seinem Wesen und Können gemäße
Ausdrucksform. Begeistert von den dort emp-
fangenen Eindrücken, die er hauptsächlich in
kleinen Aquarellblättchen niederlegte, griff er
auch zur Radiernadel. Man achtete diese Arbei-
ten zu seiner Zeit wenig. Heute aber nehmen
wir sie freudig entgegen und betrachten mit be-
sonderem Wohlgefallen seine Alt-Münchener
Ansichten, die, vor genau hundert Jahren ent-
standen, durch einen besonderen Zufall wieder
entdeckt, in sorgfältigen Neudrucken ihre Auf-
erstehung erleben.

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