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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Wolf, Georg Jacob: Hände
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0198

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ADOLF V. MENZEL HANDSTUDIE

HÄNDE


Die Hand in der Malerei soll weder ausschließ-
lich als Gegenstand an sich, also nicht als
eine in der Ausformung stillebenmäßige Er-
scheinung betrachtet werden, noch soll ledig-
lich ihre Geltung im Bildnis, wo sie entschei-
dend mitspricht, Parallelen schafft und Be-
kräftigungen gibt, erörtert werden. Wätzoldt
hat die feine Formel gefunden, daß die Hand
im Bilde „Verkünderin menschlicher Innerlich-
keit“ sei, und daß es drei Wege gebe, das zu
bekunden: es käme in Frage die Hand nach
ihrer äußerlichen Bildung, die Hand nach der
Art ihrer Bewe-
gungen, also die
gestikulierende
Hand, und die
Hand nach der
Feinheit ihrer
Empfindung, als
Tastorgan.
Wie sehr die
ruhende Hand, die
Hand als Stilleben
oder die getreu ab-
geschilderte Hand
im Sinne des Por-
träts, Stimmungs-
träger und Cha-
rakterverkünder
zu sein vermag,
beweisen die Hän-
de auf den drei
Selbstbildnissen
Albrecht Dürers

von 1493 (Paris), 1498 (Madrid) und 1500 (Mün-
chen). Es sind physisch die gleichen Hände: die
des einundzwanzigjährigen Jünglings, der die
Blume Männertreu hält, als ginge es auf die
Freite, die des sechsundzwanzigjährigen elegan-
ten Weltmanns, der fast modisch aufgeputzt
erscheint und seine Hände lässig ineinander-
gelegt hat, ruhend, sinnend, und die tatkräf-
tige Rechte, die dem reiferen seßhaften Manne
gehört, die Hand, die den Pelz umschließt und
zusammenfaßt. Dürers Hand ist keine soge-
nannte „schöne Hand“, ihr fehlt die weiche Run-
dung, die Zartheit,
fehlt die nervöse
Durchgeistigung;
aber es ist eine ge-
scheite, geschick-
te, sympathische
Hand; man staunt,
wie beweglich sie
ist, gewinnt beson-
ders vor der Hand
des Münchner Bil-
des Ehrfurcht,
wenn man das Ge-
äder betrachtet,
das wie ein Netz
im Hochrelief die
Hand überspinnt.
Merkwürdig: die
Hand Dürers
spricht, wenn man
sie vom Inhalt des
Bildes sondert und

J. B. GREUZE AUS DEM ZERBROCHENEN KRUG

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