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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Plietzsch, Eduard: Ferdinand von Rayski
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0246

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FERDINAND VON RAYSKI

B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

Als Ferdinand von Rayski am 23. Oktober
l i8go in Dresden verbittert und einsam
starb, ahnte niemand, daß mit diesem 84 jähri-
gen Greis einer der besten deutschen Maler
des 19. Jahrhunderts dahingegangen war. Auch
jetzt kann es noch geschehen, daß man sei-
nen Namen zu nennen vergißt, wenn die guten
deutschen Künstler der neueren Zeit ange-
führt werden. Rayskis Werke sind heute noch
ebensowenig populär, wie sie es zu des Künst-
lers Zeiten waren. Dabei ist eins seiner
Hauptwerke seit 30 Jahren in der Leipziger
Galerie ausgestellt und andere gute Schöpfun-
gen befinden sich in vielbesuchten Sammlun-
gen, in der Berliner Nationalgalerie und in der
Gemäldegalerie zu Dresden. Die Jahrhundert-
ausstellung führte eine stattliche Reihe seiner
Werke vor, die damals die Begeisterung für den
bis dahin unbekannten Künstler anfachten, und
im folgenden Jahre — 1907 — fanden in Dresden
und in Berlin umfangreiche Ausstellungen statt.
Trotz alledem ist für viele der Name Ferdinand
von Rayski ein leerer Klang geblieben! Es fällt
nicht schwer, mehrere Gründe dafür anzuführen.
Zunächst bieten sein Lebensgang und die Art
seines Schaffens eine Erklärung dafür, daß
der Künstler den meisten seiner Zeitgenossen
unbekannt geblieben ist.
Rayski, der 1806 in der sächsischen Klein-
stadt Pegau als Sproß einer aus Polen stam-
menden Offiziersfamilie geboren wurde, war
gegen seine Neigung zum Offizier bestimmt.
Am liebsten wäre er Maler geworden, aber
ärmliche Familienverhältnisse ließen die Er-
füllung dieses Wunsches nicht zu. Schon in
den fünf Jahren, die er seit 1816 bis zum
1821 erfolgenden Eintritt in die
Dresdener Kadettenanstalt im
Freimaurer - Erziehungsinstitut
zu Dresden verbrachte, war in
ihm die Freude an der Kunst
wach geworden. Ein kleines
Gemälde, das er damals im Al-
ter von zwölf Jahren schuf,
ist erhalten geblieben. Es stellt
sächsische Kavalleristen auf
Vorposten dar und es besitzt
bei aller kindlichen Unsicher-
heit der Zeichnung eine klare,
ausdrucksvolle Umrißwirkung.
Rayski blieb auch als Kadett
der Kunst treu; seit 1823 be-
sucht er bis zum Ende seines
Dresdener Aufenthaltes imjahre

1825 nebenbei die Malerakademie. Die nächsten
vier Jahre verlebt er als Sekondeleutnant in
Ballenstedt im Harz. Nicht ohne eigenes Ver-
schulden wird er bei einer Beförderung über-
gangen. Darüber mißgestimmt, quittiert er
1829 den Dienst und widmet sich jetzt ganz der
Malerei. Eine Reise nach Paris und durch
Deutschland, die er von 1835 bis 183g unter-
nimmt, ist das nächste wichtige Ereignis. 1837
hält er sich längere Zeit in Würzburg auf, wo
die vornehme Gesellschaft den aristokratischen
Maler mit Bildnisaufträgen überhäuft. Er lernt
München kennen und reist schließlich auf Um-
wegen über Düsseldorf nach Dresden zurück.
Dresden bleibt ein halbes Jahrhundert lang bis
zu seinem Tode der feste Wohnsitz. Das
einzige bemerkenswerte Ereignis der letzten
fünf Jahrzehnte ist eine Reise nach London,
die er 1862 mit seinem Freunde, dem Grafen
Einsiedel unternimmt. In den Jahren, in denen
er am produktivsten und seine Kunst am größ-
ten ist, reist er beständig von Dresden aus in
Sachsen umher und weilt auf den Schlössern
und Gütern des Adels als Gast. Er widmet sich
hier der Jagd und er malt seine Gastgeber und
ihre Familien. Die Porträts und die Tierbilder,
die er fast ausschließlich schuf, kamen nicht
erst in den Handel oder auf Ausstellungen, sie
blieben am Orte ihrer Entstehung, auf den ab-
gelegenen Herrensitzen des sächsischen Adels.
Das ist der eine Grund, der erklärt, warum die
für einen bestimmten exklusiven Kreis gemalten
Werke Ferdinand von Rayskis zu seiner Zeit
dem großen Publikum unbekannt geblieben sind.
Der zweite Grund ist, daß Rayski zur Kunst
seiner Zeit keine engeren Beziehungen hatte.
Ihn verknüpfen keine freund-
schaftlichen Bande mit berühm-
ten Malern und er hatte keine
Schüler, die den Ruhm seiner
Kunst und deren Art verbrei-
ten konnten. Er verdankt an-
deren Malern nicht viel, es
gehen aber leider auch von
seinen Werken keine Anregun-
gen aus. Er verkehrt zwar in
Dresdener Kunstkreisen, aber
niemand scheint zu erkennen,
daß dieser Rayski ein genial
veranlagter Künstler und küh-
ner Neuerer ist. Ihm werden
keine akademischen Ehren zu-
teil und er erhält keine nennens-
werten offiziellen Aufträge.


F.v.RAYSKIS SELBSTBILDNIS

Die Kunst für Alle. XXXIV. 13/14. April 1919

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