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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Corwegh, Robert: Walter Klemm
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0311

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WALTER KLEMM

HOCHWASSER (1910)

in Klemm die Oberhand. Trotz der Absicht, das
Künstlerische, Eigenbrötlerische in Van de
Velde voranzustellen, kann der Künstler die
Freude an dem Reiz des Eigentümlichen nicht
unterdrücken. In diesen Zwiespalt werden alle
Expressionisten vor dem Bildnis geraten, wenn
sie nicht ganz andere, neue Wege abseits der
Natur wählen sollten.
Walter Klemm, der 1883 in Karlsbad geboren
wurde, kam über den Umweg der Kunstge-
schichte zur Kunst selbst. Vielleicht hat dieser
Bildungsgang, der das Gedankliche der An-
schauung voranstellt, seine Hinneigung zur
Ausdruckskunst begründet. Seine Zeichnungen
in der Kunstgewerbeschule unter Roller, zuerst
als Nebenbeschäftigung entstanden, fanden
den Beifall Amiets und Hodlers, die damals
viel in Wien verkehrten. Amiet führte auch
den Werdenden zum Holzschnitt. 1904 stellte
Klemm seine ersten Holzschnitte in der Wiener
Secession aus, und der Weg zum bildenden
Künstler von der Wissenschaft weg war been-
det. Bis 1913, wo Walter Klemm an die Wei-

marer Kunsthochschule berufen wurde, lebte
er erst auf dem Lande bei Prag, später mit
Karl Thiemann zusammen in Dachau und viel
auf Reisen. Seit 1909 verlegte sich der Künst-
ler immer mehr aufs Malen. Neben seinen Ein-
zelwerken bevorzugt Klemm die graphische
Serie, in der seine Phantasie sich ausleben
kann. In diesen Blättern wirkt der Expressio-
nismus Klemms am stärksten. Von den
Serien entstanden 1910 Tyll Ulenspiegel (12
Holzschnitte), 1912 Don Quixote (10 Holz-
schnitte), 1912/13 Reineke Fuchs (40 Holz-
schnitte), 1913 Simplizius Simplizissimus (12
Lithographien), 1917/18 Evangelium Lukas (15
Holzschnitte). Vor den Bildbeigaben, die meine
Worte begleiten, gilt es für den Betrachter,
selbst Stellung zu nehmen. Rückblickend muß
er des Künstlers Entwicklung an Hand seiner
Werke durchlaufen. Vor der Natur selbst ent-
standen, daher der gewohnten Anschauung
verwandt, der „Eisplatz“ (Holzschnitt 1909)
und das „Eisfischen“ (Aquarell igi2). Fortan
wendet sich der Künstler immer mehr von

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