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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Dirksen, Victor: Zur Eröffnung des Neubaues der Hamburger Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0359

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, Kunstbibliothek
Staatliche Museen


GRAFF-KABINETT IM NEUBAU DER HAMBURGER KUNSTHALLE

ZUR ERÖFFNUNG DES NEUBAUES DER HAMBURGER
KUNSTHALLE

Der Neubau der Hamburger Kunsthalle, der
nunmehr seiner Bestimmung übergeben
wird, wurde im Sommer 1911 begonnen. Die
Pläne waren in enger Zusammenarbeit Licht-
warks und des Bauinspektors Dr.Erbe entstanden.
Der bestehende Bau der Kunsthalle von 186g,
erweitert 1884—86, jedem Besucher der Stadt
ein wohlvertrauter Anblick, genügte seit Licht-
warks Berufung längst nicht mehr den An-
forderungen. Die Beleuchtung der Säle war
schlecht, der Raum unzulänglich geworden.
Schon Lichtwark mußte sich dazu entschließen,
einen großen Teil der Sammlungen in den
Keller zu verbannen, und den Rest in erdrük-
kender Enge zum Teil auf Scherwänden auf-
zustellen. So waren ja außer Meister Bertram
und Meister Francke die Mehrzahl der Werke
älterer Künstler magaziniert.
Lichtwark hatte deshalb schon lange an
einen Neubau gedacht und sich eingehend mit
dem Problem beschäftigt. War der technischen
Seite des Museumswesens von jeher sein größtes
Interesse gewidmet gewesen, so gedachte er
in dem Neubau der Kunsthalle die Quintes-

senz seiner musealen Erfahrung niederzulegen.
Aus dem Grunde wurde für den Bau kein Preis-
ausschreiben veranstaltet, sondern Lichtwark
wählte einen Architekten, von dem er sicher
sein konnte, daß er mit feinem Verständnis
und Liebe zur Sache ganz seinen Intentionen
folgen würde. Ihren Abschluß fanden Licht-
warks Studien für den Neubau in einer Reise,
die er im Sommer 1907 mit dem Bauinspektor
Dr. Erbe zum Besuch der wichtigsten Museen
Deutschlands, Englands und Frankreichs unter-
nahm. Lichtwarks Hauptaugenmerk war be-
sonders auf die Lichtzuführung gerichtet ge-
wesen. Das Ergebnis der Reisen war schließlich
für die Säle die Anwendung von Laternenlicht
statt des flachen Oberlichts. Die historischen
Vorbilder fand Lichtwark im Salon Carre des
Louvre, im Ausstellungssaal der Royal Academy
(Somersethouse in London von 1787), in der
Dulwich-Gallery und dem Auktionssaal von
Christie von ca. 1825. Für die Kabinette wählte
er überall Fenster von der Breite des Raumes
und hohe Fensterbänke.
Der rechteckige, nach Süden orientierte Neu-

Die Kunst für Alle. XXXIV. 19/20. Juli 1919

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