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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Singer, Hans Wolfgang: Charles Meryon
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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen


CHARLES MERYON DER PONT-AU-CHANGE (RADIERUNG)

schönsten Platten zu Zeiten, da er krank war,
vorgenommen und sie durch Überarbeitung
entstellt. Einen Begriff hiervon gibt unsere
Abbildung des „Marine-Ministeriums“, auf dem
er Schiffe, wilde Fabelwesen und zügellose
Fantasien im Himmel angebracht hat. Solchen
Spuk zeigten auch einige Zustände der „Tourelle
rue de l’ecole de Medecine“, und im „College
Henri IV“ hat er das Meer mit Neptun und
krausen Schiffen hart an die Pariser Gebäude
gerückt. Auch eins seiner prachtvollsten Blätter,
der „Pont-au-change“ den wir nach einem Druck
des schönsten, fünften Zustandes wiedergeben,
hat leiden müssen. Erst hat Meryon den Ballon
„Speranza“ ausgeschliffen und durch ein Heer
von Raben ersetzt. Dann haben diese wieder
weichen müssen und zuletzt sieht man eine
richtige Ballonflottille im Himmel.
Prof. Dr. Hans W. Singer
NEUE BÜCHER
Oldenbourg, R. Die flämische Malerei des
XVII. Jahrhunderts. Handbücher der königl. Mu-
seen zu Berlin.
Die Handbücher der Berliner Museen haben
sich zu einer beachtenswerten und allgemein ge-
schätzten Serie herangebildet. Im vorigen Jahr
erschien Friedländers vorzügliches Buch über den
Holzschnitt und nunmehr gibt Rudolf Oldenbourg
eine in ihrer Knappheit als mustergültig zu be-
zeichnende Geschichte der flämischen Malerei im
17. Jahrhunderts.
Mit besonderer Beziehung auf den Besitzstand
des Kaiser-Friedrich-Musums will der Verfasser
den Leser unmittelbar unterrichten und darüber
hinaus eine ergänzende Vorstellung von dem Ge-
samtbild der flämischen Malerei des 17. Jahrhun-
derts entwerfen. Dies ist Oldenbourg trotz der nicht
unbedeutenden Schwierigkeiten, die der Rahmen
eines solchen Handbuches bietet, vollauf gelungen.
Im ersten Kapitel werden die Meister vor Ru-

bens behandelt, indem nur kurz auf die Künstler
des ausgehenden 16. Jahrhunderts eingegangen
wird. Die Grenze nach oben ist ja hier schwer zu
ziehen, da nord- und südniederländische Kunst in
früherer Zeit zu eng miteinander verknüpft ist und
eigentlich erst durch Rubens und Franz Hals die
scharfe Zäsur eintritt. Die Einteilung des Mater' 1s
begegnet auch insofern Schwierigkeiten, da v.ie
Gruppierung der verschiedenen Gattungen wie
Genre-, Landschaft-, Architekturmaler nicht einer
chronologischen Reihe folgen kann und somit die
Übersicht beeinträchtigt.
Besondere Beachtung verdienen die Kapitel über
Rubens,van Dyck undJordaens,in denenOldenbourg
ein lebendiges Bild dieser Meister entwirft und die
Bildbeschreibung durch manche feine Beobachtung
würzt. Die Schüler und Nachahmer des Rubens
konnten nur oberflächlicher behandelt werden. Wei-
tere Auslassungen über das Sittenbild, die Land-
schaft, das Stilleben und das Tierstück beschließen
dieses Buch, das als eines der besten Werke jedem
empfohlen sei, der sich einen Einblick in die flä-
mische Kunst verschaffen will. k. Sch.
Pastor, Willy. Max Klinger. Mit eigenhän-
diger Deckelzeichnung des Künstlers. Berlin, 1918.
Verlag von Amsler & Ruthardt. Gebd. M 24.—.
Fast 200 Seiten schrieb Pastor über Klingers
Werke. So begreiflich und berechtigt bei der Mehr-
zahl der Künstlerischen die Abneigung ist gegen
so dicke Bücher über die Werke eines Künstlers,
so kann doch nicht geleugnet werden, daß der
Verfasser durch gute Augen und gesunden Sinn,
durch Klugheit und weite kulturelle Kenntnisse,
besonders begabt war, ein Buch über Klinger zu
schreiben, das vielen den Weg zum Künstler,
Menschen, Erzähler und Könner gut erschließt.
Es liegt nun einmal im Wesen der Klingerschen
Kunst, daß sie zum Herauslesen und zum Hinein-
geheimnissen herausfordert wie alles Faustische.
Wir haben nur dann derartige Erörterungen ab-
zulehnen, wenn sie ohne gründliche Kenntnisse des
Gesamtwerkes, ohne Kenntnis von Zeit und Zei-
ten vorgenommen werden. Hier aber handelt es
sich um das ehrliche Buch eines kenntnisreichen
und eines guten Führers zugleich. — Leider leidet
ein Teil der vielen Abbildungen unter den tech-
nischen Nöten der Zeit. Bredt

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