Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (34.1918-1919)

ERNST MORITZ GEYGER MUTTERWILD UND KALB (MODELL FÜR EINE BRUNNENANLAGE)
Akademie der Künste, Berlin

DIE AUSSTELLUNGEN DER AKADEMIE DER KÜNSTE,
DER SECESSION UND DER FREIEN SECESSION IN BERLIN

Drei größere Ausstellungen! Eine vierte und
fünfte stehen vor der Tür. Zu der großen
Zahl der Kunstsalons ist fast noch ein Halb-
dutzend hinzugekommen. Daß der Boden Ber-
lins sehr tragfähig ist, beweist ja auch diese
Tatsache von neuem. Und die Ausstellungs-
politik hielt sich nie in engeren Horizonten.
Wo aber liegen die inneren Notwendigkeiten
für die Existenz von zwei Secessionen, deren
Mitglieder in der einen so gut wie in der
andern Künstlergruppe Platz haben könnten?
Und wo die Notwendigkeit einer Akademie-
ausstellung, wenn ihre Einladungen an die
Künstler nur dazu führen können, die guten
Werke, mit denen sie eigentlich den Ausstellun-

gen ihrer Vereinsgruppe angehören sollten, die-
sen zu entziehen?
Man erfährt, daß der Senat der Akademie
durch die Verleihung der Mitgliedschaft an
Corinth, Jaeckel, Metzner, Lehmbruck sich ver-
jüngt hat. Man sieht aber auch, daß der Unter-
titel, den sich die Freie Secession mit den
Worten ,*, Ehrenpräsident Max Liebermann“
gibt, der Titel der „alten“ Auflage ist. Um zu
existieren, hat sich das schwache Häuflein der
Berliner Impressionisten in dieser Vereinigung
der Jugend des Expressionismus verschreiben
müssen, mit Sitz in Vorstand und Jury. Und
die Secession um Corinth; auch sie kann nicht
von den Alten leben. Für viele ist diese

Die Kunst für Alle. XXXIV. 23/24. September 1919

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