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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 34.1918-1919

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Wolf, Georg Jacob: Der Radierer Paul Herrmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.13748#0457

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PAUL HERRMANN

VILLA IN MATTSEE

gab einen riesigen Kladderadatsch und der Ef-
fekt war der, daß sich Herrmann, der verlorene
Sohn und Neffe, auf eigene Füße stellte und
fortan, trotz seiner neunzehn Jahre, sein Leben
selbst in die Hand nahm. Das wurde ihm nicht
immer leicht, und es galt, nicht heikel zu sein.
Ein paar Semester konnte er bei dem ungemein
geschickten Partenkirchner Ferdinand Barth ar-
beiten, der damals Professor an der Kunstge-
werbeschule war und bei dem auch Stuck und
Hengeler Grundlegendes und Entscheidendes
lernten.
Als Restaurator von Fresken und besonders
als Panoramenmaler, d. h. als Gehilfe bei diesem
zwischen echter und Afterkunst eine recht schwan-
kende Mitte einhaltenden Zweig der malerischen
Betätigung, verdiente Herrmann seinen Unterhalt.
Einmal führte ihn diese Beschäftigung nach West-
deutschland ; bei dieser Gelegenheit lernte er den
Redakteur des Newyorker Witzblattes „Puck“
kennen, der ihn beredete, mit nach den Ver-
einigten Staaten zu kommen. Was hätte damals
vermögen sollen, den jungen Menschen im Vater-
lande zu halten? Er sagte rasch entschlossen
ja und entfaltete drüben, jenseits des großen

Wassers als dekorativer Maler eine geschäftige
Tätigkeit. Es war die Zeit, da man die Welt-
ausstellung von Chicago vorbereitete (1893);
da gab es für einen fixen Maler, der keine Skru-
peln und keine Engherzigkeit kannte, Arbeit in
Hülle und Fülle. Herrmann sah sich dann noch
weiter in den Staaten um, kam nach Newyork
und in die Städte des Westens, bis nach San
Franzisco, als die Ausstellungsarbeiten beendet
waren, zog er als Porträtmaler mit den merk-
würdigsten Erlebnissen landauf und landab.
Man schrieb 1895, als sich Herrmann ame-
rikamüde fühlte. Er übersiedelte in die Stadt
der Künstlerbohemiens, nach Paris. Auf dem
Montmartre war er bald eine der bekanntesten
Typen unter den fremden Künstlern. Neue Be-
ziehungen spannen sich an. Enge Freundschaft,
die künstlerisch nicht ohne erfreuliche Folgen
für Herrmanns „erste Periode“ blieb, schloß er
mit Edvard Munch, der damals allerdings keine
eben sonderlich glückliche Zeit durchlebte. Au-
gust Strindberg, der eigenbrötlerische schwedi-
sche Dichter, verkehrte viel mit Herrmann: auch
er, wie Munch, zu jener Zeit ein Umdüsterter,
vom Schicksal Verfolgter. Oskar Wilde, der nach

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