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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 35.1919-1920

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Wolf, Georg Jacob: Fritz Behn
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https://doi.org/10.11588/diglit.14153#0080

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FRITZ BEHN

EUROPA (KLEINBRONZE)

FRITZ BEHN

Wer stark erlebt und innerlich erlebt und jedes
Erlebnis sozusagen seelisch zu stilisieren
vermag, ist eine schöpferische Persönlichkeit. Er
sieht sich auf dem Punkte, daß er ein Erlebnis
nicht über sich hereinbrechen läßt, sondern daß
er ihm entgegengeht, es nach seinem Sinn und
Willen gestaltet.

So erlebt der Künstler. Er erlebt produktiv.
Bei dem schöpferischen Künstler gibt es die
Schranken zwischen dem menschlichen, d. h. rein
persönlichen Erlebnis und dem beruflichen, d. h.
dem künstlerischen Erlebnis nicht: die Grenzen
sind hier nicht fest umsteckt, fließen ineinan-
der über, Mensch und Künstler durchdringen
sich. Tatsachenwelt und Phantasiebereich wer-
den zu einem großen Ganzen, befruchtet und
befruchtend . . .

Fritz Behns große äußere Erlebnisse waren
Afrika und der Krieg. Viele schöpferische In-
dividualitäten haben das Gleiche erlebt, aber an
ihrem künstlerischen Wesen saugte es sich nicht
mit gleicher Intensität fest. Afrika. Man muß
die Prämissen dieses Erlebnisses, das in Behns
schönem Bekenntnisbuch „Haizuru... Ein Bild-
hauer in Afrika" seinen literarischen Nieder-
siehe auch unseren kurzen Bericht über die Atelieraus-
stellung Fritz Behns im vorausgegangenen Heft.

schlag erfuhr, kennen. In einem wundervollen
Empire-Patrizierhaus in der gewichtigen Hansa-
stadt Lübeck ist Behn aufgewachsen. Die An-
nehmlichkeiten großer Tradition standen ihm
zu Gebote. Stets war sein Milieu soigniert. Auch
in München, wo er um die Jahrhundertwende
eintraf, standen ihm Schätze der Kultur und
einer ungemein zivilisierten Geselligkeit, in die
er sich versetzt fand, zur Verfügung. Er stand
im gesellschaftlichen Leben an bevorzugtem
Platze, genoß und hatte produktiven Anteil an
jenem sympathisch-farbigen Münchner Künstler-
treiben, das in einer neuen Kultur der Feste
gipfelte. Da kam die Übersättigung. Nahe der
Mittagshöhe des Lebens und Schaffens, die
sonnig vor ihm lag, leicht und bequem zu er-
steigen, fühlte er das Bedürfnis, das „Allzu-
Europäische" abzutun, <len ganzen Menschen
unterzutauchen in einem Bad der Wieder-
geburt aus der Natur. Fort mit Kultur, Zivili-
sation, Konvention und Gesellschaftsmenschen,
hinein in die urwüchsige Primitivität der schwei-
genden Welt Afrikas! Die Freuden und Leiden
der Wildnisse des Märchenlandes Afrika aus-
zukosten, war ihm beschieden. Die Poesie der
afrikanischen Jagd, die etwas anderes ist als der
Pirschgang oder das Kesseltreiben der euro-

Die Kunst für Alle XXXV.

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