B Kunstblbliothek
Staatliche Museen
zu Berlin
RUDOLF SIECK LETZTER SCHNEE
RUDOLF SIECK
Wem daran gelegen ist, rasch anerkannt zu allein ist es noch nicht getan. Man muß auch
sein oder wenigstens bald von jenen ge- den Mut haben, sich zu ihr zu bekennen, ganz
nannt zu werden, die der öffentlichen Meinung gleichgültig, welche Richtungen eben modern
die Richtlinien vorzeichnen, der kann nichts und marktgängig sind, und muß stark genug
Klügeres tun, als sich blindlings jener Richtung sein, bei ihr zu beharren, sich nicht auf andere
anzuschließen, über die gerade am meisten de- Wege locken zu lassen und das, was einem an
battiert wird. Ob er sich innerlich dazu ge- Persönlichkeitswerten gegeben ist, in Gemäch-
drängt fühlt oder nicht, das kommt für einen lichkeit und mit Fleiß auszubauen. Rasche
strebsamen Mann nicht in Betracht. Die Haupt- Erfolge sind dabei meist nicht zu haben, und
sache ist, daß er sein Ziel erreicht, und das die öffentliche Anerkennung der Wortführer
wird er heute am schnellsten, wenn er wie die wird zunächst auch fehlen. Aber eine kleine
Expressionisten zeichnet und malt. Schwer zu Gemeinde ist einem solchen Eigenen doch stets
erlernen ist das ja nicht. Etwas schwieriger von Anfang an sicher; allmählich wird eine
gestaltet sich die Sache schon, wenn einer große daraus, und eines Tages ist plötzlich
eigensinnig genug ist, nach seiner Fasson selig modern, was lange unzeitgemäß gewesen ist.
werden zu wollen. Anders ausgedrückt: wenn Es gehört nur Geduld dazu, diesen Tag zu
einer glaubt, daß die einzige Richtung, die erwarten.
letzten Endes etwas taugt und zu etwas führen Der oberbayerische Landschafter Rudolf Sieck
kann, die eigene ist. Nun ist eine solche frei- ist ein ganz besonders schönes Beispiel dafür,
lieh nicht beim Krämer zu haben. Man erhält daß man es nicht immer nötig hat, sich der
sie als Geschenk vom Schicksal. Aber damit neuesten Richtung an die Rockschöße zu hän-
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Staatliche Museen
zu Berlin
RUDOLF SIECK LETZTER SCHNEE
RUDOLF SIECK
Wem daran gelegen ist, rasch anerkannt zu allein ist es noch nicht getan. Man muß auch
sein oder wenigstens bald von jenen ge- den Mut haben, sich zu ihr zu bekennen, ganz
nannt zu werden, die der öffentlichen Meinung gleichgültig, welche Richtungen eben modern
die Richtlinien vorzeichnen, der kann nichts und marktgängig sind, und muß stark genug
Klügeres tun, als sich blindlings jener Richtung sein, bei ihr zu beharren, sich nicht auf andere
anzuschließen, über die gerade am meisten de- Wege locken zu lassen und das, was einem an
battiert wird. Ob er sich innerlich dazu ge- Persönlichkeitswerten gegeben ist, in Gemäch-
drängt fühlt oder nicht, das kommt für einen lichkeit und mit Fleiß auszubauen. Rasche
strebsamen Mann nicht in Betracht. Die Haupt- Erfolge sind dabei meist nicht zu haben, und
sache ist, daß er sein Ziel erreicht, und das die öffentliche Anerkennung der Wortführer
wird er heute am schnellsten, wenn er wie die wird zunächst auch fehlen. Aber eine kleine
Expressionisten zeichnet und malt. Schwer zu Gemeinde ist einem solchen Eigenen doch stets
erlernen ist das ja nicht. Etwas schwieriger von Anfang an sicher; allmählich wird eine
gestaltet sich die Sache schon, wenn einer große daraus, und eines Tages ist plötzlich
eigensinnig genug ist, nach seiner Fasson selig modern, was lange unzeitgemäß gewesen ist.
werden zu wollen. Anders ausgedrückt: wenn Es gehört nur Geduld dazu, diesen Tag zu
einer glaubt, daß die einzige Richtung, die erwarten.
letzten Endes etwas taugt und zu etwas führen Der oberbayerische Landschafter Rudolf Sieck
kann, die eigene ist. Nun ist eine solche frei- ist ein ganz besonders schönes Beispiel dafür,
lieh nicht beim Krämer zu haben. Man erhält daß man es nicht immer nötig hat, sich der
sie als Geschenk vom Schicksal. Aber damit neuesten Richtung an die Rockschöße zu hän-
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