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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 36.1920-1921

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Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.14150#0373

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KUNSTLITERATUR

Max Sievogts Graphische Kunst, heraus-
gegeben von Emil Waldmann (Arnolds Graphische
Bücher. Erste Folge, Band 4). Verlag Ernst Ar-
nold, Dresden 1921.

114 Abbildungen von Radierungen und Litho-
graphien sind in diesem Bande in ausgezeichneter
Wiedergabe vereinigt. Sie umfassen das gesamte
graphische Werk Slevogts von seiner ersten Ar-
beit, dem Bildnis des Malers Robert Breyer im
Jahre 1890, an bis zum Jahre 1920. Sindbad der
Seefahrer, Benvenuto Cellini, schwarze Szenen,
der Sänger d'Andrade, Die Ilias, Lederstrumpf,
Der gestiefelte Kater, Gesichte, Die Eroberung
von Mexiko durch Ferdinand Cortez, Randzeich-
nungen zu Mozarts Zauberflöte usw. — alle diese
Folgen sind durch trefflich ausgewählte Proben
vertreten, und dazu kommen mannigfache Einzel-
blätter. So bildet der Band mit seinen 96 Tafeln
einen sehr schätzenswerten Ersatz für alle, die
sich Slevogts Originalwerke nicht kaufen können.
Emil Waldmann hat einen vorzüglich ausführen-
den Text zu dem Bande geschrieben. Mit Recht
weist er darauf hin, daß Slevogt eine zweifache
Phantasie hat: die Phantasie des Gedankens und
die Phantasie des Auges; ihm falle immer etwas
ein, und er sehe dies dann bildhaft. Ein Tropfen
indischen Blutes kreuzt in ihm, daher das Tem-
perament, das in seiner Art nicht sehr häufig in
Deutschland ist. Mit Menzel hat er den rastlosen
Fleiß gemeinsam. Aber „das Beste, was Slevogt
hat, das Vollströmende und Anschauungstrunkene,
mit schimmerndem Lächeln Fabulierende läßt sich
auch mit dem großen Fleiße nicht erjagen. Dies ist

Anlage und Talent, ist Begabung und Gnade".
Nach Menzels und Klingers Tode dürfte Slevogt
jetzt der größte deutsche Graphiker sein. Ihn zu
kennen, ist für jeden, der mit unserer Kunst leben
will, eine unbedingte Notwendigkeit. p. Sch.

Friedrich Weinbrenner. Denkwürdigkei-
ten aus seinem Leben von ihm selbst geschrieben.
Herausgegeben und mit einem Nachwort ver-
sehen von Kurt K. Eberlein. Potsdam 1920, G. Kie-
penheuer.

Weinbrenner und sein Schaffen ist der Gegen-
stand der Karlsruher Kunstforschung geworden
— 100 Jahre nach seinem Tod. Weinbrenner ver-
dient es; denn sein Schaffen gab einem halben
Jahrhundert Richtung und seine Persönlichkeit
gehörte in den Lebenskreis der Größten seiner
Zeit. Das beweisen seine „Denkwürdigkeiten",
die allerdings nur die erste Lebenshälfte, Lehr-
und Wanderjahre, umfassen und dort abbrechen,
als er der Baumeister des jungen Großherzogtums
Baden wird. Freundschaftliche Beziehungen ver-
banden ihn zuerst mit Tulla, dem Rheinkorrektor,
und nach dieser Zeit mit Carstens, Langhans,
Gilly, Genelli usf. in Berlin, mit der deutschen
Kolonie in Rom 10 Jahre nach Goethes Aufent-
halt dort, mit Lavater und später mit Goethe
selbst. Nur einer blieb ihm fern, mit dessen Le-
ben und Kunst er am meisten Ähnlichkeit hat:
Beethoven. Wie bei diesem lag sein höchstes
Können mehr in der Neugruppierung und Varia-
tion gegebener Elemente, als in Form-Neuschöp-
fungen. Immer ist er, wie sein Zeitgenosse, edel
vornehm. Weinbrenners Erscheinung ergänzt
wertvoll unser Wissen von Deutschlands klassi-
scher Zeit in der Kunst. Beringer
 
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