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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Herrmann, Paul: Etruskische Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0048

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ETRUSKISCHK MALEREI und Wollen der etruskischen Malerei eröffnen.

In langen, friesartigen Kompositionen die Wände

Endlich ist es Ereignis geworden : eine Publika- der Grabkammern überziehend, erscheinen in der

tion über die Wandmalerei der Etrusker liegt älteren Zeit vorwiegend Bilder vom seligen Leben
vor uns*), und nun es geschehen, fragt man sich, jm Jenseits, die später von Schilderungen des
wie es nur so lange hat dauern können, bis die Grausens in der Unterwelt abgelöst werden. Mit
Wissenschaft dieses gewichtigen Stoffes sich be- starker Kraft wird der Beschauer in den Sinn
mächtigte, um ihn mit entschlossenem Griff in das dieser Bilderwelt hineingezogen und von der
helle Licht zu rücken, das ihm gebührt. Immer seligen oder grausigen Stimmung umfangen. Von
wieder erhob sich die Klage, daß die große Malerei stärkster Wirkung sind die Reigentänze der Mäd-
des Altertums, — man meinte dabei freilich die chen und Jünglinge, die den zum Schmause ge-
griechische, — restlos verschwunden sei, und lagerten Toten umkreisen, ein wundervolles Spiel
dabei leuchtet es auf den Wänden der unterirdi- gelöster, schwingender Bewegungen, in eine große
sehen Grabgemächer Etrunens auf von einer Welt kiare Linie eingefangen, die den Ausdruckswillen
von Farben und Formen, die uns mit starken und un(j die Ausdruckskraft dieser Kunst zu einem
tiefen Eindrücken einer Monumentalmalerei großen großen Erlebnis werden läßt. Die Füllung der
Stiles und großer Zeit umfängt. Dokumente sind Fläche, der Rhythmus ihrer Aufteilung durch die
es des Kunstwollens einer künstlerisch hochbe- aufgesetzten Figuren, der ruhig große Stil dieser
gabten Rasse, die in ihrem triebhaften Schaffen viel un(j ;nre klare Flächenwirkung zeugen von einer
zu wenig gewürdigt ist, demselben ungehemmten Sicherheit des Gefühls für die Forderungen der
Triebe schon im Altertum nachgebend, der in uns Wandmalerei, die auf eine lange geübte und in
näher gerückten Zeiten noch einmal, in Florenz, die Breite gehende Betätigung dieser auch in der
mit so elementarer Gewalt ausbrach : Etruriens Umgebung der Lebenden schließen lassen und das
bodenständige, künstlerische Kraft, der Muttererde Wirken der Etrusker auf diesem Felde für unsere
entsteigender, nach Ausdruck drängender Geist, heutige, so vielfach auf Lücken stoßende Beobach-
der in der Grabmalerei des sechsten und späterer tung zu einer seltenen Erscheinung im Umkreise
vorchristlicher Jahrhunderte seine erste Inkarna- der antiken Kunst in deren Blütezeit stempeln,
tion gefunden hat. rjer den Tafeln beigegebene Text verzichtet

Es sind Tausende von etruskischen Gräbern auf eine Einzelbeschreibung und Erklärung der

aufgedeckt worden, aber nur ein kleiner Teil von Bilder, ist vielmehr auf eine Synthese der etrus-

ihnen, etwa siebzig, sind mit Wandmalereien aus- kischen Kultur eingestellt, um aus ihrer Umwelt

gestattet, Beweis genug, daß man schon zur Zeit heraus das Phänomen der Monumentalmalerei

ihrer Entstehung einer solchen Dekoration einen mit eigenem Glänze aufleuchten zu lassen. Es

besonderen und auszeichnenden Wert beimaß. gelingt dem Verfasser, aus Wissen und Schauen

Die Veröffentlichung dieser Denkmäler ist bisher em Etruskertum in greifbarer Prägung abzuzeich-

bis auf wenige Ausnahmen in ganz unzureichen- nen> das besondere Geistige, das in ihm sich be-

der Weise erfolgt und nicht zur Kenntnis weiterer tatigt und in seiner Kunst Ausdruck gefunden

interessierter, besonders künstlerischer Kreise hat, bloßzulegen, die Seele des an diesen Kreis

gelangt. Diesem Mangel wird durch die vorlie- Herantretenden in eine Erregung zu versetzen,

gende Publikation Weeges gründlich abgeholfen. die sie zur Aufnahme des Gebotenen begierig und

Auf 97 Tafeln werden nach originalen photographi- empfänglich macht. Und wenn dann die Augen

sehen Aufnahmen die Wandmalereien der Gräber über die Bildtafeln gleiten, so quillt es aus diesen

von Corneto, — auf sie ist der vorliegende erste auf von den eingebundenen Lebensregungen und

Band beschränkt, dem weitere folgen sollen, — w;e diese sich ihre Ausdrucksform getrieben

in vortrefflich gelungenen Lichtdrucken vorgelegt, haben. Die etruskische Malkunst ist auf die

die endlich einen klaren Einblick in das Wesen puße gestellt; man wird von ihr in der Geschichte

•) Fritz Weege, Etruskische Malerei. Mit 89 Textabbil- der Malerei künftig mit nachdrücklichen Worten

düngen und 101 Tafeln. Hailea. S., Max Niemeyer Verlag. ZU reden haben und reden können. P. Herrmann

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BADENDE Ä. ■- _ . 4^S»TS^RÄ' Verlag F. Bruck-

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