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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Kurth, Willy: Karl Blechen: zur Ausstellung in der Akademie der Künste, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0163

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KARL BLECHEN WÜSTENLANDSCHAFT

KARL BLECHEN

ZUR AUSSTELLUNG IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE, BERLIN

Von wenigen, aber den Besten im Leben trat, wurde innere Vertiefung und äußere
erkannt, nach frühem Tode über fünfzig Befreiung gefördert. So sehr auch ihn die
Jahre fast völlig vergessen, brachte erst der romantischen Strömungen seiner Zeit in ihre
Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts der Strudel zogen, und der Zeitgeschmack nicht
Kunst Karl Blechens gerechtes Verstehen ent- aufgehört hat von ihm Tempelruinen und
gegen. Und in zwei Jahrzehnten trat Verehrung verlassene Klöster, Einsamkeit und Wüstenei
und Bewunderung für die geniale Persönlich- zu fordern, blieb dennoch vieles nur Staffage
keit des Märkers hinzu. Wenn der Präsident und nicht Stimmungsexponent. Nicht so sehr
der Berliner Akademie Max Litbermann ihm sein Inhalt, als vielmehr der Gehalt in seiner
jetzt wieder eine Schau, besonders dem reichen Kunst war romantisch, die suchende Lust in
Studienmaterial widmet, wird eine innere Dis- seinem impulsiven Temperament, die genialische
Position zwischen den beiden Berliner Meistern Befreiung von den zeichnerischen Scheuklappen
offenbar, die in dem letzten koloristischen Stil des Zeitstils. Daß eine gewiße innere Un-
Liebermanns, besonders in seinen Gartenbildern stätigkeit nicht genügend Energien zur Ent-
zum jubelnden Durchbruch gekommen war. wicklung kommen ließ, daß das Ergriffenhaben
Man hat etwas zu stark vor zwanzig Jahren ihm gleich war mit dem Besitzen, gibt seiner
unter dem Eindruck der Befreiung des gesamten Kunst den Funken einer romantischen Genialität,
malerischen Handwerks durch den Impressio- Man kann ohne Schädigung des Gesamtein-
nismus der Kunst Blechens Pionierdienste des druckes bei seinem ersten Werke, mit dem er
Impressionismus nachgesagt. Seinem maleri- 1828 eine gewisse Reife erlangte, dem Semnonen-
schen Stil fehlt der integrierende Bestandteil lager (NationalgalerieBerlin), die kleinen roman-
des Impressionismus, die Luft. Licht und Farbe tischen Requisiten, wie Wolkenvorhang und
sind die Werte, in denen sein heißes Tempe- Wolkenballungen, wie historische Staffage ab-
rament Eindrücke zu koloristischen Wundern streichen und es bleibt ein Sinn für jene Sach-
gestaltet, ähnlich dem letzten Stil der Garten- lichkeit der Dinge, der Erbgut der Berliner
bilder Liebermanns. Die Bindung der Palette Maler wurde. Die markige Festigkeit des
auf einen Ton, die Einbeziehung der Materie Terrains, die saftige Breite und Schwere der
in den athmosphärischen Generalnenner war Erd- und Laubfarben gingen von Steffeck, der
nicht Blechens Sache; nicht Luftfarbe, sondern Blechens Schüler war, auf Liebermann über,
Lichtfarbe. der Steffecks Schüler wurde. Mag der „Liebe-
Nur über kaum fünfzehn Jahre erstreckt thaler Grund" (Nationalgalerie Berlin), der fünf
sich seine künstlerische Arbeit. Als der fünf- Jahre vorher entstand, die geistige Seite der
undzwanzigjährige Blechen, satt des trockenen Natur potenzieren, er bleibt der Abschluß
Tons der zeichnerischen Pedanterie der Berliner einer Generation, während das Semnonenlager
Akademie, 1823 in Dresden der Kunst des einen Anfang bedeutet. Hier mußte Erlebnis
Norwegers Dahl und der K. D. Friedrichs näher und Formwille eins geworden sein ; Studie und

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