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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Schumann, Paul: Heinrich Franz-Dreber: zur Jubiläumsausstellung in der Galerie Ernst Arnold, Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0291

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HEINRICH FRANZ-DREBER

ZUR JUBILÄUMSAUSSTELLUNG IN DER GALERIE ERNST ARNOLD, DRESDEN

Der hundertste Geburtstag des deutsch-römi-
schen Malers Heinrich Franz-Dreber hat
der Galerie Arnold in Dresden den Anlaß ge-
geben, zu seinen Ehren eine Ausstellung
zu veranstalten, die das Gedächtnis an diesen
ausgezeichneten Künstler wieder auffrischen
sollte. Dazu lag als besonderer Grund vor,
daß Dreber ein geborener Dresdener war, wenn
auch sein künstlerisches Schaffen sich durch-
weg in Rom abgespielt hat. Die Ausstellung,
die gegen 50 Gemälde, Aquarelle und Zeich-
nungen umfaßte, war um so bemerkenswerter,
weil sie außer den Schätzen der öffentlichen
Museen zu Dresden, Berlin, Breslau, Magde-
burg und Chemnitz auch mehrere Gemälde
Drebers aus Privatbesitz umfaßte, darunter
seine Hauptwerke, die naturgemäß der Öffent-
lichkeit entzogen waren. Die große Campagna-
landschaft, die wir wiedergeben, gehörte dem
Wirkl. Geh. Rat Dr. Richard Schöne in Berlin,
der auch den Aufsatz zu der vorliegenden Ver-
öffentlichung zu schreiben beabsichtigte. Leider
ist dieser hervorragende Mann am 5. März in
Berlin plötzlich — im Alter von 82 Jahren —
gestorben. Diesem Aufsatz liegen aber eine
Reihe Notizen über Drebers Leben zugrunde,
die er dem Verfasser kurz vor seinem Tode
zur Verfügung gestellt hat.

Karl Heinrich Dreber wurde am 2. Januar 1822
in Dresden geboren. Von dem Vater, dessen
Namen er trug, hat sich keine Kunde erhalten.
Die Mutter verheiratete sich an einen Kauf-
mann in einer kleinen sächsischen Stadt und
blieb bis zu ihrem baldigen Tode mit dem Sohn
in Verbindung, der auch den Kindern dieser
Ehe, seinen Halbgeschwistern, herzlich zuge-
tan blieb. Die Fürsorge für den Knaben über-
nahm die Großmutter. Diese wußte zu errei-
chen, daß ein ihr nahestehender Verwandter,
namens Franz, zu seinem Vormund bestellt
wurde und ihn zu gemeinsamer Erziehung mit
seinen eigenen Kindern in sein Haus aufnahm,
wo Heinrich eine glückliche Jugend verlebte.
Von diesem Vormund, der Hospitalverwalter
war, nahm Dreber den Namen Franz zu seinem
Geburtsnamen an.

Nach vielen Seiten begabt, muß Heinrich
Dreber zeitig besonderes Talent zur Malerei
bekundet haben; denn der Pflegevater trug
kein Bedenken, ihn schon mit 14 Jahren der
Dresdener Kunstakademie anzuvertrauen. Hier
trat er sogleich in ein nahes Schülerverhältnis

zu Ludwig Richter, der eben damals zur Lei-
tung der akademischen Landschaftsstudien be-
rufen wurde. Er gewann einen glücklichen Ein-
fluß auf Drebers Ausbildung und legte damit
den festen Grund zu seiner künftigen selbstän-
digen Entwicklung. Im Jahre 1841 unternahm
Dreber seine erste Studienreise nach dem frän-
kischen Gebirge und dem bayerischen Hoch-
land; im Herbst wandte er sich nach München,
wo er fast ein Jahr blieb, bis die Notwendig-
keit, sich zum Militär zu stellen, und die be-
vorstehende Mündigkeitserklärung ihn nach
Dresden zurückrief.

Im Sommer 1843 trat er dann die längst ge-
plante italienische Reise an, wozu ihn ein Legat
der inzwischen verstorbenen Großmutter in den
Stand setzte. Er nahm seinen Weg über Salz-
burg, den Gardasee, Venedig und Florenz nach
Rom, wo er im Oktober anlangte und sehr
bald noch einen Ausflug in die herrliche Um-
gebung unternahm. Mit rastlosem Eifer gab
er sich dem Studium dieser ihm neuen Natur
hin. Fast ein Jahrzehnt brauchte er, um sich
völlig in sie einzuleben und dabei ebenso die
zeichnerischen wie die malerischen Darstellungs-
mittel beherrschen zu lernen. In den 1850er
Jahren beginnt dann für ihn eine Zeit frischen
und ausgereiften Schaffens. Dieses führte frei-
lich nicht zur Entstehung besonders zahlreicher
Bilder. Denn Dreber trug die ihn beschäfti-
genden Aufgaben oft jahrelang mit sich herum
und änderte ihre Lösungen oft ganz erheblich.

Um das Jahr 1850 bereits hatte Dreber mit
den Bildhauern H. Gerhardt und G. Kaupert
ein Haus an der Ripetta bezogen, das ihm und
seinen Freunden, zeitweise auch Fr. Gunkel
Wohnung, Werkstätte und gemeinsamen Haus-
halt bot und ihn in seinem ganz zurückgezo-
genen, ganz der künstlerischen Arbeit hinge-
gebenen Leben bestärkte. Lebhaften Verkehr
hatte er in jener Zeit mit dem fünf Jahre jün-
geren Arnold Böcklin, auf den er zugleich
längere Zeit Einfluß hatte, wenngleich sie zu-
weilen ihre verschiedenen Anschauungen in
mehr oder minder lebhaftem Streiten austrugen.
Gegen Mitte der 1860er Jahre schloß sich um
Dreber ein kleiner Kreis jüngerer Künstler und
Gelehrten zusammen, der wöchentlich einmal
am Abend sich bei ihm vereinigte und in dem er,
ohne es zu wissen und zu wollen, den stillen Vor-
sitz führte, eine für alle Teilnehmer unvergeß-
lich anregende und belebte heitere Geselligkeit.

Die Kumt ftlr Alle. XXXVII. Juni 1922

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