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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 38.1922-1923

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Nasse, Hermann: Otto Quante
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https://doi.org/10.11588/diglit.14165#0064

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OTTO QUANTE

Verlag von Franz HanJ'staengl, München

PARKTOR

OTTO QUANTE

Ein sicheres Gefühl für das Charakteristische,
aber auch für die geheime Tragik aller sinn-
lichen Erscheinungen dieser Erde, ein ausge-
sprochener Sinn für den gesteigerten Zauber
der gepflegten Natur, aber auch für die, die
im ewigen Kampfe liegt mit feindlichen Elemen-
ten, zeichnen den jungen Künstler aus, von
dem hier die Rede ist. Otto Quante, als ge-
borener Westfale seit 1906 in München, der
nach kurzer Ausbildung bei Mackensen in
Worpswede, bei Conz, bei Schmid-Reutte und
Knirr nach Aufgabe seines ärztlichen Berufs
zu malen begann, ist als Radierer seit etwa
1913 Autodidakt und zwar ein Autodidakt von
ganz besonderen Grundsätzen. Diese bestehen
in der ganz ausschließlichen Anwendung der
kalten Nadel und in der kategorischen Forde-
rung, daß der Künstler unter allen Umständen
auch selbst drucke, daß der Künstler es nicht
scheuen dürfe, als Selbstdrucker, was den we-
sentlichen Teil der Arbeit sogar ausmache, mit
zu den Handwerkern zu zählen. Denn nur der
schaffende Künstler selbst besitze während der
Arbeit das richtige Gefühl für die spätere
Druckwirkung, für die richtige Abstufung vom
tiefsten Samtschwarz zum zarten Grau und
reinen Weiß. Wenn Quante es bezweifelt, daß

die Ätztechnik die Reize der kalten Nadel je-
mals erreichen kann, so ist sicherlich zuzuge-
ben, daß die Kaltnadelarbeit wie keine andere
Technik das darstellt, was man als „Maler-
Radierung" im besonderen Sinn bezeichnen
kann, daß die Nadel als feinfühligstes Instru-
ment dem Duktus der Hand wie kein anderes
Gehorsam leistet. Blitzschnell kann allen Er-
scheinungen, allen Stimmungen und Tönen der
Atmosphäre und des Lichtes nachgegangen
werden, wie der Zeichner vermag der Radierer
die Welt der Wirklichkeit und der Phantasie
auf kleinste Flächen zu bannen, wie es bedeu-
tende Künstler der Gegenwart und Vergangen-
heit (Callot!) auch in Anwendung einer Misch-
technik zuwege bringen und brachten. Wenn
übrigens hier, entgegen den Normen der stren-
gen Ästhetik, so viel von Technik gesprochen
wird, so rechtfertigt es der ganz besondere
Fall. Bemerkt sei noch, daß in den Original-
radierungen, die kein noch so vorzügliches
Klischee ersetzen kann, alle Schatten, alle tief-
sten Stellen nur mit feinsten Strichlagen ange-
geben sind und daß die Mitwirkung des Grates
den Blättern jene schimmernde Tonigkeit ver-
leiht, die so wichtig ist für wirksame Wieder-
gabe alles Atmosphärischen. In den frühesten

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