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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Nasse, Hermann: Sulpiz Boisserée und die Kunst, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0019

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B Kunstblbllothek
Staatliche Museen
zu Berlin

der, wenn ein Mensch, der sein ganzes Leben lung selber wünsche und hatte ihn an Dürers

hindurch von Schmeichlern und Bewunderern Gebetbuch verwiesen .... Nachmittags nach

umringt und von klein und groß wie ein Tisch saßen wir allein, er lobte recht mit

Stern erster Größe angestaunt und gepriesen aller Wärme und allem Gewicht meine Ar-

wird, am Ende auf solche hoffärtige Sprünge beit. Ich hatte das erhebende Gefühl des

kommt, die aber auch gleich aufhören, sobald Siegs einer großen schönen Sache, über die

ihm jemand gegenübersteht, der zwar das emi- Vorurteile eines der geistreichsten Menschen,

nente Verdienst hochachtet, seinem eigenen mit dem ich in diesen Tagen recht eigentlich

Wert aber nicht alles vergibt." einen Kampf hatte bestehen müssen.....ich

Drei Tage später: „Mit dem alten Herrn gewann hauptsächlich dadurch, daß ich rein

geht mir's vortrefflich, bekam ich auch den die Sache wirken ließ und immer nur auf die

ersten Tag nur einen Finger, den andern hatte Gelegenheit bedacht war, wenn ich sie am besten

ich schon den ganzen Arm. Vorgestern, als ich wirken lassen konnte, er äußerte sich auch

eintrat, hatte er die Zeichnungen von Cornelius ganz demgemäß über das Werk.....Ich sprach

vorsieh. Da sehen Sie einmal Meyer (der „Kunst- wie eben meine Stimmung mir es eingab, ich
Meyer"), sagte er zu diesem, der auch hereinkam, weiß nicht, wie ich die Worte setzte, sie muß-
die alten Zeiten stehen leibhaftig wieder auf. Der ten meine Bewegung kundgeben, denn der
alte kritische Fuchs murmelte — ganz wie Tieck Alte wurde ganz gerührt davon, drückte mir
ihn nachmacht, ohne die geringste Übertreibung die Hand und fiel mir um den Hals, das Wasser
— konnte aber den Tadel über das auch ange- stand ihm in den Augen."
nommene Fehlerhafte in der altdeutschen Zeich- Als dann Goethe im Jahre 1814 die Boisserees
nung nicht verbeißen. Goethe gab das zu, ließ endlich selbst aufgesucht und die Bilder be-
es aber als ganz unbedeutend liegen und lobte sichtigt hatte, schreibt Sulpiz an Frau von Hell-
mehr, als ich erwartet hatte. Sogar der Blocks- wig, die nach den Bildern gezeichnet hatte u. a.:
berg gefiel ihm ; die Bewegung des Arms, wo „Seitdem nun selbst der alte Heidenkönig dem
Faust ihn dem Gretchen bietet und die Szene deutschen Christkind hat huldigen müssen, sind
in Auerbachs Keller nannte er besonders gute wir gar voll des süßen Übermuts, daß dieser
Einfälle. Vor der Technik hatte Meyer alle Berg aber zum Tal gekommen ist, haben wir
Achtung, freute sich, daß der junge Mann sich mit den schönen Zeichnungen von Ihnen und

so heraufgearbeitet habe----(Im weiteren Ver- Ihrer Schwester Luise zu danken, er war davon

lauf kommen sie auf Runges „Tageszeiten" zu ganz entzückt, nur mit Strafreden müssen Sie
sprechen, über die Goethe die bekannten Äuße- ihn hart angegangen haben, denn darob ver-
rungen machte.) An anderer Stelle heißt es nahmen wir oft fernes Donnern und lagerten
(in einem Brief an Bertram): „Alle Einwen- sich, mit Frau von Stael zu reden, häufig Ge-
dungen des Alten gegen die eigene vaterlän- wölke an seinem Fuß, während das Haupt,
dische Erfindung (sie!) der gotischen Bau- unerschütterlich ruhig und heiter, immer Bei-
kunst verstummen und alles, was er wegen fall zollte den erfreulichen Dingen, die er
dem Straßburger Münster zu sagen hatte, ließ er von Ihnen gesehen. Was jedoch die Bilder
bald fallen. Er brummte selber für einen Ein-
am Dienstag, als ich bei .^^■■^^^fc. druck auf unseren
ihm mit den Zeichnun- ' ' Freund gemacht haben,
gen allein war, wirklich ist unsagbar und was
zuweilen wie ein ange- jjt 9BS^jMfl^^93^^ er darüber geäußert,
schossenerBär,mansah, aHt^al>,Vr ■ wäre heute zu weit-
wie er in sich kämpfte A^K^el^^BV L-jßWjM & läufig, einstweilen mö-
und mit sich zu Gericht ^^■KB^^^^v^mBmVH A §en nur w^ssen> daß
ging, so Großes je ver- fl H| er den Meister Eyck
kannt zu haben..... MWWjBBHE^B jetzt immer im Munde

Am Mittwoch fand ich MiiffWB ■ führt und Hemmeling

ihn morgens im Garten, BT und Meister Schonel
wir sprachen über Cor- ^MfiSl^^r hoch leben läßt; so
nelius, er hatte ihm ge- V nennen wir nämlich seit
schrieben und ihn recht einer diesjährigen Reise
gelobt, ihm aber zu ?M nach Brabant mit Be-
verstehen gegeben, daß ^^^Sf^^^^^^tJBk stimmtheit den Maler
er bei alldeutschem jl^^^^P^ vom Tod der Maria."
Geist, Tracht usw. mehr ^^^^^^^^^ H. Nasse
Freiheit in der Behand- th. v. gosen hochzeitsmedaille (Ein zweiter Teil folgt)

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