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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Singer, Hans Wolfgang: William-Strang-Erinnerungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0029

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WILLIAM STRANG BILDNIS DES RADIERERS ALPHONS LEGROS

WILLIAM-STRANG-ERINNERUNGEN

Im Jahre 1881 veranstaltete die Berliner Na-
tionalgalerie eine Schwarzweiß-Ausstellung,
durch die, namentlich infolge der Ankäufe eben
dieses Instituts, an englischen Radierern Haden,
Whistler und Herkomer bei uns einigermaßen
bekannt wurden. Es ist bezeichnend für die
Zeit, daß der Letztgenannte einige Jahre später
mit einer Dame in Weiß (Miß Grant) und dem
Gegenstück, der Dame in Schwarz, — diesen
zwei Blendern, — alsbald allein als Hauptver-
treter englischer Graphik auf Jahre hinaus in
unserem Bewußtsein wach blieb.

Der erste englische Graphiker, der darauf
eine Rolle bei uns gespielt hat, ist wohl William
Strang gewesen.

In der Märznummer des 1891er Jahrgangs
vom „English Illustrated Magazine" ließ Wed-
more einen Artikel über Short und Strang er-
scheinen. Wie alles, was von dieser Feder her-
rührt, war es ohne eigentliche Kenntnisse, aber
leichtflüssig und einschmeichelnd geschrieben.
Mehr noch als die Worte nahmen die sieben
Abbildungen nach Arbeiten Strangs, — die ein-
zigen, die den Artikel schmückten, — gefangen.
War es ja doch die Zeit, in der man sich noch
um Uhde stritt und über den „unerhörten

Realismus" der neuen Kunst klagte. Hier stieß
man unerwartet in England auf einen Künstler,
der ebenso wie Uhde die Bibel neu lebendig
zu machen suchte, indem er ihre Wahrheiten
in das Gewand unserer Tage kleidete und uns
dadurch nahebrachte. Überhaupt, hier gab es
einen besonderen Meister, der durchaus ernste
Neigungen offenbarte, nicht im geringsten süß-
lich war und sich durchaus nicht um den
Schönheitskanon kehrte, der für die Kunst,
soweit sie in England auf Anerkennung hoffen
durfte, die unweigerliche Vorbedingung war!
Den Mann mußte ich kennenlernen und ich
suchte ihn bei Gelegenheit meiner nächsten
Englandreise auf. Von ihm brachte ich eine
Anzahl seiner besten Blätter mit, unter denen
das Dresdener Kabinett eine Auswahl traf.
Bald konnte ich Strang drei Bildnisaufträge, —
darunter von Lanna und von Seidlitz, — ver-
schaffen, zu deren Erledigung er nach Dresden
kam, wo sich dann auch die Gelegenheit zu
einer Einmann-Ausstellung fand. Hierauf folg-
ten schnell weitere Ausstellungen, die die an-
deren namhaften Graphiker Großbritanniens
zu uns herüberzogen.

Im Jahre 1893 fand ich Strang noch in einem

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