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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

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Schumann, Paul: Zur Neuordnung der Dresdener Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0102

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WILLI GEIGER

PYRENÄENSTADT

ZUR NEUORDNUNG
DER DRESDENER GALERIE

Die Neuordnung der Dresdner Gemäldegalerie
ist gemäß der großen Bedeutung dieser be-
rühmten Sammlung eine Angelegenheit, die min-
destens ganz Deutschland angeht. Wir haben
demgemäß bereits nacheinander über die neue, so
wohlgelungene Anordnung der Rubens- und Rem-
brandtsäle, sowie des französischen Saals berich-
tet. Heute können wir über einen neuen Fort-
schritt der Neuordnung mit derselben hohen An-
erkennung berichten. Es handelt sich diesmal um
das zweite Obergeschoß des Galeriegebäudes. Hier
waren, wie bekannt, bisher die Gemälde des
19. Jahrhunderts untergebracht, von Caspar Da-
vid Friedrich angefangen, bis zu den Expressioni-
sten unserer Tage. Abgesehen von den Werken
der Romantiker, der Nazarener und der Bieder-
meier-Maler sind alle die bisher als neuere Werke
zusammengeführten Gemälde entfernt worden.
Dafür hat Dir. Posse hier oben die italienischen
und deutschen Werke des 17. und 18. Jahrhun-
derts neu aufgehängt. Der erste Grundsatz, nach
dem er dabei vorging, war Beschränkung und
Auswahl. Im Grunde genommen reichten die
Räume des neuen Semperschen Museumsbaus ja
schon 1855, als der Bau eben fertig geworden
war, nicht aus, um die damals vorhandenen Ge-
mälde bequem und künstlerisch vornehm unter-
zubringen. Die Überfüllung aber nahm in beäng-
stigender Weise zu, als nach i87o!7i der Ankauf

eine Anzahl alter italienischer Gemälde und als
weiterhin die zahlreichen Ankäufe aus der Pröll-
Heuer-Stiftung immer neue moderne Gemälde der
Galerie zuführten. Mancherlei Aushilfsmaßregeln
brachten nur zeitweilig und ungenügend Abhilfe.
Dr. Posse hat endlich Ernst gemacht mit gründ-
licher Heilung, indem er Hunderte von minder-
wertigen und uns jetzt gleichgültigen Gemälden
ausschied und in den Vorrat versetzte, das Ver-
bliebene aber in geschmackvoller Weise locker
und wirksam neu aufhängte. Die Rubens- und
Rembrandt-Säle und die Säle der älteren Italiener
bis zum Ende des 16. Jahrhunderts sind dadurch
schon früher von der Überfüllung befreit und zu
vornehmen Schauräumen verwandelt worden.
Nunmehr hat Dr. Posse dasselbe mit den Räu-
men des zweiten Obergeschosses mit demselben
großen Erfolg getan.

Man kommt zunächst in den großen Saal am
Ende der Doppeltreppe. Hier, wo bisher die Ge-
mälde Ferdinand Rayskis hingen, begrüßen uns
jetzt Stadtansichten der beiden Canaletto. In
dem milden Oberlicht dieses Raumes kommen
sie in ihrer ausgeglichenen Sachlichkeit ganz vor-
züglich zur Geltung. Zu beiden Seiten folgt dann
je ein Kabinett mit ausgesuchten Pastellbildern
der Rosalba Carriera, dann links eine ganze Reihe
nicht minder trefflich ausgewählter Italiener, dar-
unter solche von den Carracci, von Guido Reni,
Francesco Albani, Guercino, Crespi, dessen sieben
Sakramente sich hier bei guter Beleuchtung in
ihrer dunkel gestimmten Harmonie als ein Schatz

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