Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 39.1923-1924

DOI Artikel:
Wurz, Hermann: Die erste Ausstellung der Stuttgarter Secession
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14151#0104

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
WILLI GEIGER

BILDNIS

DIE ERSTE AUSSTELLUNG DER
STUTTGARTER SECESSION

A m 23. September wurde im Kunstgebäude in
*~* den Sälen des Kunstvereins die erste Ausstel-
lung der Stuttgarter Secession eröffnet. Prof. H.
Altherr, ihr I. Vorsitzender, sprach dabei einlei-
tend über die künstlerischen Ziele des neuen Bun-
des, seine hohe Auffassung von Kunst und von
den Verpflichtungen des Künstlers. Das Zustande-
kommen der Ausstellung war nicht leicht. Die
häßliche Zeit machte allerhand Schwierigkeiten
und mehr denn je fühlte man, wie schwer es ist, in
die unglücklichen, leblos nebeneinander liegenden
Räume des Kunstvereins mit ihrer für heutige
Kunst so ungünstigen farbigen Bespannung Stim-
mung hineinzubringen. Trotz alledem war das
Gesamtbild der Ausstellung ein erfreuliches. Man
sah viel schlichtes, ehrliches Suchen und Ringen
und fand mehr gesunde Anregung als seit langem.
Narreteien und Phrasen blieben fern. Der Ein-
druck wäre noch besser gewesen, hätte man
strenger ausgewählt und lieber die Ausstellung
etwas kleiner gehalten.

Von den bekannten Namen war Altherr füh-
rend. Die starke persönliche Kraft einer von den
Urmächten des Lebens tief ergriffenen Seele ringt
hier nach temperamentvollem Ausdruck. Sein
großer Einfluß machte sich sehr geltend. Erna

Raabe fiel neben dem Meister bedenklich ab. Im
Verzicht auf Farbe ging R. Kuhn noch weiter als
Altherr. H. Bäuerle wirkte da, wo er mehr Eigenes
gibt, am besten. Interessantes boten L. Schmidt
und H. Sohn. Auch O. Zügel zeigte in allerlei
Bildern viel Talent. Mehr Sinn für Farbe steckte
in den Werken von O. Hofer, R. Hengstenberg
und H. Rombach. So innerlich auch E. Graesers
religiöse Malerei empfunden ist, künstlerisch be-
friedigte sie nicht. Eine von seinen vortrefflichen
Frühlingslandschaften hätte mehr gegeben. Mit
zum besten von allem, was da war, gehörte das
meisterhafte Selbstbildnis von Pankok. Uner-
schöpflich ist der tiefsinnige humorvolle Blick
Nägeles. Seine Bilder waren eine Welt für sich
und von kostbarem, seltenem Reiz. Von den Ma-
lerinnen ist M.Foell voll Eigenart und kultivier-
tem Geschmack. Viel Anziehendes sah man von
Cl. Rühle, Cl. Laßbichler-Fauser, M. Wildt und
E. Mayer.

Die Plastik brachte viel Wertvolles. Lörchers
Meisterhand schuf Werke von edler Harmonie.
In ihrem Maß steckt klassischer Geist. J. W.
Fehrle fesselte wie immer durch sein sicheres,
vielseitiges Können. Daneben hatten noch J. Brüll-
mann, O. Alder, W. Brellochs, W. Ostermayer,
W. Schäffer, H. Wahl und Olly Waldschmidt gu-
tes ausgestellt.

Dr. Hermann Würz

96
 
Annotationen