innere, und der darauf grob, aber treffend er-
widerte: „Das merkt jeder Esel". Auch hier
ist es so: bei einem Künstler wie Baierl, der mit
vollem Bewußtsein sich auf die Alten stützt,
ist es ungeheuer leicht, festzustellen, an wen
seine Bilder erinnern. (Obwohl es sehr schwer,
wenn nicht unmöglich sein dürfte, im einzelnen
direkte Anlehnungen nachzuweisen !) Viel rich-
tiger aber ist es, herauszufühlen, worin sie sich
von den Bildern der Alten unterscheiden. Und
das tun sie. Sehr deutlich sogar, für den, der
ein genügend feines Empfinden dafür hat. Es
ist sehr viel Stimmungsklang unserer Zeit darin,
der sich allerdings mit dem der Vergangen-
heit zu einem einzigen süßen Akkord verbindet.
Und auch in der Art, wie die Farben empfun-
den und zusammengestimmt und wie sie auf-
getragen sind, wird der Blick, der schärfer zu-
sieht, vieles entdecken, was den Alten fremd
war. Kurz und gut: niemals hielte ein wirk-
licher Kenner ein Bild von Baierl auch nur
einen Augenblick lang für ein Quattrocento-
bild, sondern er spräche es mit Bestimmtheit
sofort als ein Werk der Gegenwart an. Das
aber ist das Entscheidende.
Es mag noch erwähnt sein, daß Baierl 1881
in München geboren und an der Münchener
Akademie Schüler von Feuerstein, Marr, Haber-
mann und Stuck gewesen ist. Weder seine
Eltern, die von ganz einfachem Stande waren,
noch deren Vorfahren, soweit Baierl von ihnen
weiß, hatten künstlerische Interessen und konn-
ten ihm also auch keine von irgendwelcher
Art vererben. Aber wir wissen ja, wann die
eigentlichen Ahnen Baierls gelebt haben und
wo in Wahrheit seine Heimat ist. Und für
einen Künstler solcher Art ist es gleichgültig,
in welcher Umwelt oder zu welchem Zeitpunkt
er geboren wird. Er kann nie etwas anderes
werden als das, wozu er bestimmt ist.
Richard Braungart
173
widerte: „Das merkt jeder Esel". Auch hier
ist es so: bei einem Künstler wie Baierl, der mit
vollem Bewußtsein sich auf die Alten stützt,
ist es ungeheuer leicht, festzustellen, an wen
seine Bilder erinnern. (Obwohl es sehr schwer,
wenn nicht unmöglich sein dürfte, im einzelnen
direkte Anlehnungen nachzuweisen !) Viel rich-
tiger aber ist es, herauszufühlen, worin sie sich
von den Bildern der Alten unterscheiden. Und
das tun sie. Sehr deutlich sogar, für den, der
ein genügend feines Empfinden dafür hat. Es
ist sehr viel Stimmungsklang unserer Zeit darin,
der sich allerdings mit dem der Vergangen-
heit zu einem einzigen süßen Akkord verbindet.
Und auch in der Art, wie die Farben empfun-
den und zusammengestimmt und wie sie auf-
getragen sind, wird der Blick, der schärfer zu-
sieht, vieles entdecken, was den Alten fremd
war. Kurz und gut: niemals hielte ein wirk-
licher Kenner ein Bild von Baierl auch nur
einen Augenblick lang für ein Quattrocento-
bild, sondern er spräche es mit Bestimmtheit
sofort als ein Werk der Gegenwart an. Das
aber ist das Entscheidende.
Es mag noch erwähnt sein, daß Baierl 1881
in München geboren und an der Münchener
Akademie Schüler von Feuerstein, Marr, Haber-
mann und Stuck gewesen ist. Weder seine
Eltern, die von ganz einfachem Stande waren,
noch deren Vorfahren, soweit Baierl von ihnen
weiß, hatten künstlerische Interessen und konn-
ten ihm also auch keine von irgendwelcher
Art vererben. Aber wir wissen ja, wann die
eigentlichen Ahnen Baierls gelebt haben und
wo in Wahrheit seine Heimat ist. Und für
einen Künstler solcher Art ist es gleichgültig,
in welcher Umwelt oder zu welchem Zeitpunkt
er geboren wird. Er kann nie etwas anderes
werden als das, wozu er bestimmt ist.
Richard Braungart
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