FRITZ CLAUS
PORTRÄTBÜSTE KARLI
SOHN-RETHEL (STEIN)
Städtische Galerie, Düsseldorf
weil er jede methodische Absichtlichkeit meidet
und auf die grammatikalisch genaue Überset-
zung zeitlicher Geschehnisse in räumliche For-
men verzichtet. Deshalb vermeidet er Lebloses
darzustellen und bekommt dadurch keine toten
Stellen in seine Arbeiten. In seinen Denkmälern
wird die plastische Versinnbildlichung rein er-
halten. Ebenso weicht er dialektischen Spitz-
findigkeiten aus. Die Einfachheit seiner Denk-
mäler und Statuetten, z. B. des Beethovendenk-
mals und der Heinebronze ist deshalb so stark,
weil (das platonische Gesetz wird erfüllt!) es
von der Gesamtstruktur des Nur-Gegenständ-
lichen ideell distanziert ist. Gosen ist selbst
Musiker. Man fühlt das aus allen seinen Werken,
man hört es aus den unsäglich zart und doch
so männlich fest durchgeführten Emaillearbei-
ten. Hier hat er aus dem Empfinden von der
Einheit der Grenze und des Begrenzten — einem
Gefühl, das den meisten Kunstgewerblern ab-
geht — wahrhaft künstlerisch gestaltet. Keine
Zierwut erfaßt ihn, er dekoriert nie, sondern
er gliedert und verbindet hier plastisch und
farbig den Gegenstand als Kunstwerk. Er er-
reicht deshalb einen Gestaltungszusammenhang,
der überzeugt, weil er es versteht, sowohl im
Monumentalen wie im Anmutigen zu denken.
Stilstreng, fast archaisch, ist Gosen in den Pla-
ketten und Medaillen. Alle aus der Formge-
bundenheit entstehenden Herbheiten mildert er
durch die prachtvolle Behandlung des Materiales,
und weil ihm Stilnachahmung fern liegt, er-
reicht er auch in dieser scharf konzentrierten
Bildnischarakteristik Eigenes. Das Einschreiben
plastischer Elemente in architektonische Be-
dingungen gelingt ihm gleich gut, wie die Par-
allelstellung von schwieriger Schrift und deren
Umrahmung. Dr. R. C. M.
Die Kunst für Alle XXXIX.
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PORTRÄTBÜSTE KARLI
SOHN-RETHEL (STEIN)
Städtische Galerie, Düsseldorf
weil er jede methodische Absichtlichkeit meidet
und auf die grammatikalisch genaue Überset-
zung zeitlicher Geschehnisse in räumliche For-
men verzichtet. Deshalb vermeidet er Lebloses
darzustellen und bekommt dadurch keine toten
Stellen in seine Arbeiten. In seinen Denkmälern
wird die plastische Versinnbildlichung rein er-
halten. Ebenso weicht er dialektischen Spitz-
findigkeiten aus. Die Einfachheit seiner Denk-
mäler und Statuetten, z. B. des Beethovendenk-
mals und der Heinebronze ist deshalb so stark,
weil (das platonische Gesetz wird erfüllt!) es
von der Gesamtstruktur des Nur-Gegenständ-
lichen ideell distanziert ist. Gosen ist selbst
Musiker. Man fühlt das aus allen seinen Werken,
man hört es aus den unsäglich zart und doch
so männlich fest durchgeführten Emaillearbei-
ten. Hier hat er aus dem Empfinden von der
Einheit der Grenze und des Begrenzten — einem
Gefühl, das den meisten Kunstgewerblern ab-
geht — wahrhaft künstlerisch gestaltet. Keine
Zierwut erfaßt ihn, er dekoriert nie, sondern
er gliedert und verbindet hier plastisch und
farbig den Gegenstand als Kunstwerk. Er er-
reicht deshalb einen Gestaltungszusammenhang,
der überzeugt, weil er es versteht, sowohl im
Monumentalen wie im Anmutigen zu denken.
Stilstreng, fast archaisch, ist Gosen in den Pla-
ketten und Medaillen. Alle aus der Formge-
bundenheit entstehenden Herbheiten mildert er
durch die prachtvolle Behandlung des Materiales,
und weil ihm Stilnachahmung fern liegt, er-
reicht er auch in dieser scharf konzentrierten
Bildnischarakteristik Eigenes. Das Einschreiben
plastischer Elemente in architektonische Be-
dingungen gelingt ihm gleich gut, wie die Par-
allelstellung von schwieriger Schrift und deren
Umrahmung. Dr. R. C. M.
Die Kunst für Alle XXXIX.
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