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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 40.1924-1925

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Brosch, L.: Die XIV. Internationale Kunstausstellung in Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.14152#0055

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DIE XIV. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG IN VENEDIG

Es ilt keine leichte Sache, eine internationale
Kunftausftclhmg unter Dach zu bringen;
befonders nicht in einem fo nationaliftifch ge-
filmten Land wie Italien. Ein Jahr vor der
Eröffnung beginnen l'chon die unerfreulichen
Platz- und Satzungskämpfe und in den Tages-
zeitungen rückt jedermann mit „wohlgemeinten
Ratfchfägen" an die unglücklichen Leiter der
Ausheilung heran, die fchließlich froh fein
können, wenn trotz allem das fchwierige Wert
gelungen.

Die Auswahl dentfcher KünfUer wurde be-
kanntlich Franz von Stuck übertragen. Es ilt
klar, daß wir diesmal hauptfächhch Münchner
Kunft fehen; ein Uberblick über ganz Deutfch-
land ilt nicht erreicht worden, dürfte über-
haupt fchwer zu bringen fein. Immerhin, der
deutfche Pavillon wird mit Vorliebe belücht
und es ift wirklich kein Anlaß da, uns an letzter
Stelle zu nennen.

Die Müncliner Neue Pinakothek hat leih-
weife zehn Bilder überfallen, darunter die „So-
malifrau" von Albert \\ eisgerber und den
nellen „Sommermorgen" Fritz von Uhdes;
ferner die farbfchillernde „Ziege" von Ludwig
von Flerterich, die herbftumw obene „Land-
fchaft aus dem Ifartaf" von Richard Pietzfeh.
Von diefen Leiligaben müffeii noch R. Wlnter-
nitz, Fritz Erler, Karl Schräder-Velgen, Fritz
Baer und Landenberger genannt werden. Des
weiteren Hellt in der Hauptfache die alte Se-
ceffion aus. W ir fehen Hengeler, die in Farbe
und Kompofition edle „Pietä" von Th. Baierl,
die flüchtig Im feilende Art Franz Naagers, Fritz
Sclierer mit dem phantaftifch, ftark aufgebau-
ten Werke „Breifach". Im Porträt wirkt am
febendigften Leo Samberger, dann Hümmel
mid fchließlich Peter Kaiman mit einem Bild-
nis feiner Frau. Stuck felbft zeigt das „Urteü
des Paris", ein formvollendetes Bild. Heinrich
von Zügel bringt zwei prächtige Tierbilder. Die
„Frauen am Meer" von Lothar Bechstein wir-
ken ausgezeichnet; ebenfo Paid Paede „Frauen-
akt", Julius Flüther „Der Morgen", Unolds

„Pflanzen" und Schwalbachs „Abend". Fler-
vorzuheben find noch die Landfehafter: Heider,
Sieck (Tivoli), Bolgiano, Beda, Felix Bürgers,
Hermann Urban „Bayerifche Sonne", die der
König von Italien für die \ enezianer Galerie
gekauft.

Die Neue Seceffion ift zw ar würdig, doch unge-
nügend vertreten durch Karl Cafpar, Maria
Cafpar-Filfer; die unheimliche Gewitterftim-
mung von Adolf Schinnerer; dann Püttner und
Feldbauer. — Kraftvofl präfentiert ßch die
Bildfia uerkunft in: Fritz Claus, Dafio, Mayer-
FafTold, Jean Paul Stemel und Willi Zügel.
Die Ungarn haben über dreihundert Werke,
ungefähr viermal fo vief afs die Deutfchen;
dennoch bleibt die Zahl der Ausfteller geringer,
weil faß jeder Maler eine Soliderkollektion
brachte. Darunter ragen die Paftelle Rippl-
Ronais hervor, meift Fi-auenakte und Bildniife,
kräftig und finnlich aufgefaßt. Jidius Rudnay
zeigt einen lebensvollen Bubenkopf „dem Ge-
fang der \ ögef laufchend". Tragifch ehifam
wirkt die „Stadt unterm Schnee" von Adolf
Fern es. Mit ftarken Bildern, Aquarellen, Zeich-
nungen und Radierungen find erfchienen: Stefan
Szönyi, Csök, Vaszary, Aha Novak, Patko ufw.
Die Skulptur ift auch gut vertreten. Der Befuch
diefer Abteilung ift durchaus anregend.
Faft gar nicht vorhanden ift Ofterreich, w enn
man Egger-Lienz ausnimmt, der jetzt von den
Italienern beanfprucht wird mid diu'ch eine
wuchtige Auferftehung Geh bemerkbar macht.
Ein paar Ofterreicher find in den verfchiedenen
Sälen verftreut, fo Friedrich Karl Kollet, Ham-
mer, R. Schrötter. Dasfelbe Schickfal teilen die
Schweden, Polen und Tfchechen. Auch die
Schw eizer bleiben offiziell unvertreten.
Dagegen ift Rumänien faft vollzählig erfchie-
nen, aber eine nähere Befprechung muß wegen
Raummangels unterbleiben. DerLefer verfielt
dabei nichts; denn die Rumänen haben noch
keine eigentliche Nationalkunft und es wird
faft durchweg Y\ ien-München-Paris aus zwei-
ter Hand geboten.

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