GRAF LEOPOLD VON KALCKREUTHf
Leopold Graf von Kalckreuth ist am i. De- Breslauer Museum näherten Kalckreuth damals
zember 1928 auf seinem Gute Eddelsen bei der leicht monumental angehauchten „Arme-
Hittfeld (Harburg) im Alter von 73 Jahren ge- leutemalerei", die Liebermann, Klingen Thoma
storben. um 1 890 pflegten. Der Lichtwark endlich, am
Ein Künstler und ein Edelmann starb. Dem Ehrenplatz des Ehrensaales unserer Hamburger
Alter nicht mehr unverpflichtet, dem Geiste Kunsthalle hängend: sie alle sind verkörpertes
nach immer geölFnet allem, was Begabung Menschentum, Männer und Frauen einer gar
verhieß unter den Jungen. nicht lange vergangenen Zeit, die echt und un-
Lichtwark hatte ihn hergebracht nach Hamburg, echt noch zu unterscheiden wußten, ein Ab-
der als Sohn eines bekannten Landschaftsmalers, stand zu gegenwärtiger Geckenhaftigkeit mon-
des Grafen Stanislaus Kalckreuth, am 15. Mai dänen Gebarens, der etwas Volkhaftes hat.
1855 geboren war in Düsseldorf, das zu seiner Ehe er nach Hamburg kam, arbeitete er in
Zeit anfing, für den künstlerischen Nachwuchs Weimar 1885—n 890, in Karlsruhe 1895 bis
Deutschlands verhängnisvoll zu werden. Daß 1899, in Stuttgart 1900—1906. Von iqoo bis
er diesen ersten, schlimmen Verführungen 1905 hielt Schlesien, woher sein Geschlecht
einer blutleer ausgepreßten Akademie entging, stammte, ihn als den Seinen fest. In Paris
verdankt er seinem menschlichen Charakter, und Holland aber sog er die Malerei ein und
der zuverlässig, solide, unbeirrbar war. So auch widerlegte auch zu seinem unwidersprech-
geriet seine Kunst: solide, zuverlässig, ein stand- liehen Teil das Ammenmärchen kleiner Leute,
hafter Ruhm gründlichen Handwerks. Wie der französische Kunst verderbe den echt „teut-
Mensch, war sie ohne Aspirationen, die nicht sehen" Künstler.
in seiner Natur lagen, aber voll früh erreichter Ein deutscher Künstler und ein hamburgischer
Reife des Könnens und getragen bis ans Ende war Kalckreuth. So dürften wir heule sagen,
von der Dauerhaftigkeit eines Schaffens, über denndiesist dasMerkwürdige: AnihmhatHam-
dem das Gebot künstlerischer \\ ahrheit und bürg eine Seite besonders entwickeln können,
Aufrichtigkeit stand. Auch in der Malerei hat die seine eigenste war und vielleicht in anderer
dieser echte Grandseigneur nichts gesagt, was Umgebung nicht eben diese starke 2>ersönliche
unverantwortlich wäre, was nach Halbheit hätte Ausbildung erfahren hätte: dasPatrizische seiner
schmecken können. Man sehe die Bildnisse an, Malerei und ihre naturhafte Treue. Vor solchen
die er gemalt. Den reckenhaften Justus Brinck- Werten erblassen Mode- und Stilprobleme,
mann, der seine Japandinge, der Stolz des ham- Kalckreulh erlebte den deutschen Realismus
burgischen Museums fast zärtlich lieben und und Impressionismus. Er ist nichts von beidem
kosen konnte, den Dr. Chrysander, der Händel im Sinne der Schule, der Mache, der Schablone
wieder entdeckte. Man sehe geworden. Unter allen Ma-
auch die Frauen, die er ge- lern, die Lichtwark mit ihm
staltete, die herrliche alte damals herrief, ist keiner, der
Frau Marie Zacharias in diese Stadt und diese Land-
der Hamburger Kunsthalle, schaft so sicher und art-
seine Gattin und auch das verwandt, außer Thomas
schlichte, starke Bild „Som- Herbst, aus ihrem eigensten
mer" in Bremen, da eine / M Wesen erfaßt hätte. Durch
Bäuerin mit der Sichel in gVV'Uf H| ihn kennen wir nun den
der Hand zur Arbeit schrei- malerischen Typus Harn-
tet, wie wenn ein schwerge- bürg. Kalckreuth war zu-
prüftes Menschenkind einem letzt sein künstlerischer
unvermeidlichen Schicksal Repräsentant. Er war mehr
nicht entgehen könnte. Ahn- als das.
liehe Komposition Heute aber beklagen wir den
danklichen Inhalts wie etwa HP "* Toten, dessen Werk leben
der „Weg ins Leben" im W - wird. Dr. Heinrich EM
150
Leopold Graf von Kalckreuth ist am i. De- Breslauer Museum näherten Kalckreuth damals
zember 1928 auf seinem Gute Eddelsen bei der leicht monumental angehauchten „Arme-
Hittfeld (Harburg) im Alter von 73 Jahren ge- leutemalerei", die Liebermann, Klingen Thoma
storben. um 1 890 pflegten. Der Lichtwark endlich, am
Ein Künstler und ein Edelmann starb. Dem Ehrenplatz des Ehrensaales unserer Hamburger
Alter nicht mehr unverpflichtet, dem Geiste Kunsthalle hängend: sie alle sind verkörpertes
nach immer geölFnet allem, was Begabung Menschentum, Männer und Frauen einer gar
verhieß unter den Jungen. nicht lange vergangenen Zeit, die echt und un-
Lichtwark hatte ihn hergebracht nach Hamburg, echt noch zu unterscheiden wußten, ein Ab-
der als Sohn eines bekannten Landschaftsmalers, stand zu gegenwärtiger Geckenhaftigkeit mon-
des Grafen Stanislaus Kalckreuth, am 15. Mai dänen Gebarens, der etwas Volkhaftes hat.
1855 geboren war in Düsseldorf, das zu seiner Ehe er nach Hamburg kam, arbeitete er in
Zeit anfing, für den künstlerischen Nachwuchs Weimar 1885—n 890, in Karlsruhe 1895 bis
Deutschlands verhängnisvoll zu werden. Daß 1899, in Stuttgart 1900—1906. Von iqoo bis
er diesen ersten, schlimmen Verführungen 1905 hielt Schlesien, woher sein Geschlecht
einer blutleer ausgepreßten Akademie entging, stammte, ihn als den Seinen fest. In Paris
verdankt er seinem menschlichen Charakter, und Holland aber sog er die Malerei ein und
der zuverlässig, solide, unbeirrbar war. So auch widerlegte auch zu seinem unwidersprech-
geriet seine Kunst: solide, zuverlässig, ein stand- liehen Teil das Ammenmärchen kleiner Leute,
hafter Ruhm gründlichen Handwerks. Wie der französische Kunst verderbe den echt „teut-
Mensch, war sie ohne Aspirationen, die nicht sehen" Künstler.
in seiner Natur lagen, aber voll früh erreichter Ein deutscher Künstler und ein hamburgischer
Reife des Könnens und getragen bis ans Ende war Kalckreuth. So dürften wir heule sagen,
von der Dauerhaftigkeit eines Schaffens, über denndiesist dasMerkwürdige: AnihmhatHam-
dem das Gebot künstlerischer \\ ahrheit und bürg eine Seite besonders entwickeln können,
Aufrichtigkeit stand. Auch in der Malerei hat die seine eigenste war und vielleicht in anderer
dieser echte Grandseigneur nichts gesagt, was Umgebung nicht eben diese starke 2>ersönliche
unverantwortlich wäre, was nach Halbheit hätte Ausbildung erfahren hätte: dasPatrizische seiner
schmecken können. Man sehe die Bildnisse an, Malerei und ihre naturhafte Treue. Vor solchen
die er gemalt. Den reckenhaften Justus Brinck- Werten erblassen Mode- und Stilprobleme,
mann, der seine Japandinge, der Stolz des ham- Kalckreulh erlebte den deutschen Realismus
burgischen Museums fast zärtlich lieben und und Impressionismus. Er ist nichts von beidem
kosen konnte, den Dr. Chrysander, der Händel im Sinne der Schule, der Mache, der Schablone
wieder entdeckte. Man sehe geworden. Unter allen Ma-
auch die Frauen, die er ge- lern, die Lichtwark mit ihm
staltete, die herrliche alte damals herrief, ist keiner, der
Frau Marie Zacharias in diese Stadt und diese Land-
der Hamburger Kunsthalle, schaft so sicher und art-
seine Gattin und auch das verwandt, außer Thomas
schlichte, starke Bild „Som- Herbst, aus ihrem eigensten
mer" in Bremen, da eine / M Wesen erfaßt hätte. Durch
Bäuerin mit der Sichel in gVV'Uf H| ihn kennen wir nun den
der Hand zur Arbeit schrei- malerischen Typus Harn-
tet, wie wenn ein schwerge- bürg. Kalckreuth war zu-
prüftes Menschenkind einem letzt sein künstlerischer
unvermeidlichen Schicksal Repräsentant. Er war mehr
nicht entgehen könnte. Ahn- als das.
liehe Komposition Heute aber beklagen wir den
danklichen Inhalts wie etwa HP "* Toten, dessen Werk leben
der „Weg ins Leben" im W - wird. Dr. Heinrich EM
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