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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 44.1928-1929

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Drey, Franz: Deutsche Bildteppiche des Mittelalters
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https://doi.org/10.11588/diglit.14159#0261

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ANTEPENDIUM MIT MADONNA UND KIND ZAVISGHEN KATHARINA UND BARBARA

Freiburg i. Br., Münster

DEUTSCHE BILDTEPPICHE DES MITTELALTERS*)

Unter dem Kunstgewerbe des deutschen Mittel-
alters nimmt die Bildweberei einen hervor-
ragenden Platz ein. Eine große Zahl von Wer-
ken der Weblechnik ist uns erhalten und
verkörpert so recht den frommen und häus-
lichen Sinn der ritterlichen und bürgerlichen
Besteller. Es sind Gegenstände des intimen
häuslichen Lebens, sehr im Gegensatze zu den
prunkvollen Tapisserien der westlichen Länder,
ein Gegensatz, der sich nicht nur im Format,
sondern auch im geistigen Gehalt ausdrückt.
Die fürstliche Prachtenlfaltung des Westens
war in seinen Ansprüchen verschieden von der
stillen Art der Patrizier- und Bürgerhäuser
der germanischen Länder, und selbst in der
Kirche fand das bescheidene Antependium den
Vorzug vor den pomphaften Wandbehängen

*) Betty tvurth. Die deutschen Bildteppiche des Mittelalters.
Ein Textband mit 91 Abbildungen und 2 Tafelbände mit
544 Lichtdrucken. Preis M. 64o.—. Verlag von Anton Schroll
& Co., Wien. Die Abbildungen dieses Aufsatzes sind diesem
Werke entnommen.

Frankreichs und Flanderns. Es ist überraschend,
daß diese wundervolle Blüte deutschen mittel-
alterlichen Kunstschaffens von der Kunslfor-
schung so wenig beachtet wurde und daß die
Forschung uns bisher nur Einzelstudien, wie
die von Julius Lessing, Hermann Schmitz,
R. F. Burckhardt, Betty Kurth und Herzog
Luitpold von Bayern gegeben hatte. Das mag
daran liegen, daß die Zahl der erhaltenen
Werke der Webtechnik des deutschen Mittel-
alters sehr groß ist und die kunstwissenschaft-
liche Sichtung und Zusammenfassung gewalti-
gen Schwierigkeiten begegnen mußte. Heute
liegt nun ein Werk vor, so bedeutsam, daß wir,
obwohl diese Zeitschrift der zeitgenössischen
Kunst gewidmet ist, nicht an ihm vorbeigehen
möchten; Dr. Betty Kurth in Wien hat in die-
sem umfangreichen, alle Köstlichkeiten dieses
Kunstzweiges offenbarenden Werke die Zu-
sammenhänge der deutschen Webkunst des
Mittelalters so aufgebaut und geklärt, daß wir
nunmehr eine grundlegende Darstellung be-

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