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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Heilmaier, Hans: Juan Gris
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0075

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Photo Galerie Simon, Paris

JUAN GRIS. STILLEBEN MIT BÜSTE

JUAN GRIS

Die Pariser Schule zählt eine Reihe begabter
Spanier zu den ihren. Zwei Namen sind mit den
künstlerischen Denk- und Schaffensprinzipien
einer Bewegung, die man ..Kubismus" nennt, be-
sonders eng verbunden: der Picassos und jener
Juan Gris'. Des ersteren in glänzendem Aufstieg
sich ständig erneuerndes Genie wirkt schaffend
fort. Letzterem nahm der Tod den Pinsel aus der
Hand. Gris starb am n. Mai 1927 im vierzig-
sten Lebensjahre. Ein schwerer Verlust für die
junge Malerei. Ein fruchtbares Beispiel für die
Nachwelt. Denn sein W erk hält stand. Es wächst
mit der zeitlichen Distanz an innerem Ausmaß
und wird zum unsterblichen Teil eines sterb-
lichen Ichs. Fragen wir nicht, was daraus noch
hätte werden können. Hier ist kleinliches Be-

dauern nicht am Platz. Gris hinterließ kein
Fragment, kein zufälliges Erbe stimmungshafter
Schaffensperioden. Es ist ein Ganzes, das er
hinterläßt. Kein schillerndes Kleinod mit be-
stechendem Glanz. Sein Y\ erk ist eher ein un-
geschliffener Diamant, dessen herbe Schönheit
nur langsam überzeugt. Folgte und folgt Picasso
noch immer in nachtwandlerischer Sicherheit
den Eingebungen seiner Phantasie, so scheint
uns Gris' Schaffensweise und Art gerade das
Gegenteil zu sein. Unerbittlich gegen sich und
seine Kunst, ging er vielmehr methodisch vor,
den Launen des Zufalls offenen Kampf erklärend.
So werden seine Bilder selbst zum kristallklaren
Spiegel eines scharf denkenden Geistes, zu Bea-
lisationen einer Logik, die das Schöpferische

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