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Georgii, Theodor: Das Hildebrand-Museum in München
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0225
H. TAKAHIRO. AUS DER UMGEBUNG VON KYOTO
DAS HILDEBRAND^MÜSEUM
IN MÜNCHEN
Die Bedeutung des in dem großen Atelier des
Hildebrand-Hauses an der Maria-Theresia-Str. 23
eröffneten Museums liegt vor allem darin, daß
der Besucher einen lebendigen, tiefen Einblick
in das Schaffen des großen Meisters erhält, daß
er hier von dessen intimer künstlerischer Welt
umfangen wird. Alle, die das Glück hatten, Hilde-
brand gut zu kennen, wissen, welch unzutreffen-
des Bild sich viele von diesem Künstler gemacht
haben, wie er oft in der Vorstellung der Men-
schen als kühle, klassizistische, berechnen de N atur
weiterlebt. Schuldan diesem falschen Bild scheint
vor allem „das Problem der Form" zu sein, in
dem Hildebrand den Niederschlag seiner künst-
lerischen Erfahrung aufgezeichnet hat. Es ist
keine Theorie, wie viele meinen, nach der er etwa
gebildet hätte. Hildebrand schuf siets frei und
innerlich hemmungslos aus einer quellenden
Fülle seiner reichen Yorstellungswelt. Er hatte
ein ganz spontanes Verhältnis zu allen Dingen;
nie auf dem Umweg gedanklicher Überlegung,
obgleich sein Geist außerordentlich zu klarem
logischem Denken befähigt war.
Ein besonderes Merkmal seiner Natur war es.
daß er trotz seiner großen Produktivität doch
auch in besonderem Maße rezeptiv veranlagt war.
Der Besucher des Museums, der bisher nur ein-
zelne monumentale Werke Hildebrands kannte,
wird überrascht sein von der Fülle spontaner
künstlerischer Äußerungen, die sich ihm in den
Zeichnungen, von denen es mehrere hundert
gibt, und den plastischen Skizzen erschließt.
Architektonische Entwürfe, eine große Anzahl
Büsten bekannter Persönlichkeiten, auch Gips-
modelle von noch zum Teil unbekannten Figuren
und Pxeliefs interessieren in dieser Zusammen-
stellung weit mehr als es sonst mit Gipsmodellen
zu sein pflegt. Alle Perioden von Hildebrands
Schaffen sind vertreten. Außerdem besitzt die
Sammlung einige schöne Originale in Marmor
und Bronze.
Es sind Führungen in Aussicht genommen, bei
denen mit dem vorhandenen Material auf Grund
von Aufzeichnungen und Briefen Hildebrands
und auf Grund persönlicher Erinnerung gezeigt
werden soll, wie das eine oder andere seiner gro-
ßen Werke entstanden ist, wie dieser oder jener
Platz gestaltet wurde, wie die Bauten Hildebrands
geplant waren. Theodor Georgii
211
DAS HILDEBRAND^MÜSEUM
IN MÜNCHEN
Die Bedeutung des in dem großen Atelier des
Hildebrand-Hauses an der Maria-Theresia-Str. 23
eröffneten Museums liegt vor allem darin, daß
der Besucher einen lebendigen, tiefen Einblick
in das Schaffen des großen Meisters erhält, daß
er hier von dessen intimer künstlerischer Welt
umfangen wird. Alle, die das Glück hatten, Hilde-
brand gut zu kennen, wissen, welch unzutreffen-
des Bild sich viele von diesem Künstler gemacht
haben, wie er oft in der Vorstellung der Men-
schen als kühle, klassizistische, berechnen de N atur
weiterlebt. Schuldan diesem falschen Bild scheint
vor allem „das Problem der Form" zu sein, in
dem Hildebrand den Niederschlag seiner künst-
lerischen Erfahrung aufgezeichnet hat. Es ist
keine Theorie, wie viele meinen, nach der er etwa
gebildet hätte. Hildebrand schuf siets frei und
innerlich hemmungslos aus einer quellenden
Fülle seiner reichen Yorstellungswelt. Er hatte
ein ganz spontanes Verhältnis zu allen Dingen;
nie auf dem Umweg gedanklicher Überlegung,
obgleich sein Geist außerordentlich zu klarem
logischem Denken befähigt war.
Ein besonderes Merkmal seiner Natur war es.
daß er trotz seiner großen Produktivität doch
auch in besonderem Maße rezeptiv veranlagt war.
Der Besucher des Museums, der bisher nur ein-
zelne monumentale Werke Hildebrands kannte,
wird überrascht sein von der Fülle spontaner
künstlerischer Äußerungen, die sich ihm in den
Zeichnungen, von denen es mehrere hundert
gibt, und den plastischen Skizzen erschließt.
Architektonische Entwürfe, eine große Anzahl
Büsten bekannter Persönlichkeiten, auch Gips-
modelle von noch zum Teil unbekannten Figuren
und Pxeliefs interessieren in dieser Zusammen-
stellung weit mehr als es sonst mit Gipsmodellen
zu sein pflegt. Alle Perioden von Hildebrands
Schaffen sind vertreten. Außerdem besitzt die
Sammlung einige schöne Originale in Marmor
und Bronze.
Es sind Führungen in Aussicht genommen, bei
denen mit dem vorhandenen Material auf Grund
von Aufzeichnungen und Briefen Hildebrands
und auf Grund persönlicher Erinnerung gezeigt
werden soll, wie das eine oder andere seiner gro-
ßen Werke entstanden ist, wie dieser oder jener
Platz gestaltet wurde, wie die Bauten Hildebrands
geplant waren. Theodor Georgii
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