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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 46.1930-1931

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Duve, Helmuth: Moderne Norwegische Monumentalmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.16478#0319

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PER KROGH. NATUR

MODERNE
NORWEGISCHE MONUMENTALMALEREI

W ährend des 19. Jahrhunderts— von dem Jakob
Burckhardt einmal mit Recht sagte, es habe die
Stilentwicklung vergangener Jahrhunderte re-
petieren müssen., mangelte es ebenso an eigen-
schöpferischer Fähigkeit für architektonische
Aufgaben wie an Monumentalitätsgefühl bei de-
korativer Ausschmückung von Innenräumen.
Als Wandbild.. Teppich, Glasfenster oder Mosaik
fügte sich das Bild einst im Mittelatter noch je-
ner künstlerischen Einheit des Sakralbaus orga-
nisch ein, sozusagen als dekorative Funktion der
Gesamtwirkung. Aber seit der Renaissance löste
sich die Malerei mehr und mehr aus diesem Zu-
sammenhang heraus und machte ihre Eigenhe-
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deutsamkeit geltend, die in der Isolierung ihres
gegenständlichen Inhalts sowie in der Rahmung
ihrer formalen Erscheinung sich nachdrücklich
bekundete. Die Bemalung einer Wand erfordert
künstlerisch zweierlei: die klare Erkenntnis ihres
Zweckes innerhalb der architektonischen Lm-
gebung und dann das künstlerische Empfinden
für ihre sinnbildliche Ausschmückung. Denn das
für die Fläche gedachte W andgemälde soll —
dem Auge zu Liebe — diese Leere sowohl fül-
len als schmücken, aber auch gliedern : es hat
innerhalb der Raumwirkung eine bald ornamen-
tale, bald dekorative, aber w ohl stets gleichzeitig
tektonische Funktion.

W echselbeziehungen zwischen deutscher und
norwegischer Malerei bestanden schon zur Zeit

J. C. Dahls, der von C. D. Friedrichs Naturstu-
dien angeregt wurde, bis zu Edward Münchs
unverkennbarer Einwirkung auf das deutsche
Kunstschaffen. Um die Jahrhundertwende,als der
europäische Geist auf der ganzen Linie gegen den
Naturalismus revoltierte, erwachte auch in Nor-
wegen die Monumentalmalerei, und so entstan-
den \igelands präraffaelitisch gesinnte Wand-
bilder in der \ alerengenskirche zu Oslo (1904
bis 1909), Peterssens problematische Himmel-
fahrtsdarstellung in der Ullernkirche daselbst
(1908—1909) undMuntb.es mittelalterlich stren-
ge Monumentalgemälde in der Hakonshalle zu
Bergen (1911). Edward Münch wagte in seinen
Aulabildern (1910—15), über die Erfüllung des
gegebenen Zwecks hinaus, die eigene Persönlich-
keit sowie den Geist der Zeit kühn zum Ausdruck
zu bringen. Im letzten Dezennium nun ist die
norwegische Malerei um einige, auch für den
europäischen Standpunkt beachtenswerte Monu-
mentalleistungen bereichert worden; drei Künst-
ler haben sich darum verdient gemacht: Bevold,
Krogh und Rolfsen.

Axel Revold dekorierte in der Rergener Börse
die zehn hohen W andfelder der kreuzgewölbten
Haupthalle, die von Pfeilern und Bogen gerahmt
sind. W egen sechs freistehender Säulen mußte
mit Nahsicht gerechnet werden. Sowohl durch
die überbrückenden Ornamentbogen, als auch
durch ihre motivischen und formalen Beziehun-

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