Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0115
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Kroll, Bruno: Kunst und Können
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S A V E L Y SORIN.
DIE SÄNGERIN
KUNST UND KÖNNEN
Ich meine das handwerkliche, rein technische
Können, das W issen um die Gesetze von Har-
monie und Aufbau, die Vollkommenheit des
Sinnlichen wie es die Akademie lehrt. Die Fähig-
keit, ja die Geschicklichkeit, sich mitMitteln der
bildenden Kunst überzeugend und angenehm zu
äußern.
Es ist über dieses Können schon viel geschrieben
worden. Damals vor allem, als es als selbstver-
ständliche \oraussetzung jeder Kunslbetätigung
galt. Es waren goldene Zeiten für die Künstler.
Ihr Schaffen hatte in der Liebe des Volkes
einen guten Resonanzboden. W as tat es, daß
man schließlich Geschicklichkeit mit Kunst
verwechselte! Dieser Irrtum war nicht so
schlimm wie der heutige, der in der Mißach-
tung des Handwerks ein Zeichen von Genialität
sieht.
Können an sich ist bereits Kunst: die Kunst des
Talents. Sie unterscheidet sich von der Kunst
der Genies dadurch, daß ihr Handwerk nicht
ureigenster Ausdruck, sondern Ausdruck einer
Schule, einer Menge von Gleichschaffenden ist.
Das Genie ist ein Geschenk Gottes. Gotteskinder
sind rar. Was über die leeren Zeiten hinüber-
retten muß — ist das Talent.
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DIE SÄNGERIN
KUNST UND KÖNNEN
Ich meine das handwerkliche, rein technische
Können, das W issen um die Gesetze von Har-
monie und Aufbau, die Vollkommenheit des
Sinnlichen wie es die Akademie lehrt. Die Fähig-
keit, ja die Geschicklichkeit, sich mitMitteln der
bildenden Kunst überzeugend und angenehm zu
äußern.
Es ist über dieses Können schon viel geschrieben
worden. Damals vor allem, als es als selbstver-
ständliche \oraussetzung jeder Kunslbetätigung
galt. Es waren goldene Zeiten für die Künstler.
Ihr Schaffen hatte in der Liebe des Volkes
einen guten Resonanzboden. W as tat es, daß
man schließlich Geschicklichkeit mit Kunst
verwechselte! Dieser Irrtum war nicht so
schlimm wie der heutige, der in der Mißach-
tung des Handwerks ein Zeichen von Genialität
sieht.
Können an sich ist bereits Kunst: die Kunst des
Talents. Sie unterscheidet sich von der Kunst
der Genies dadurch, daß ihr Handwerk nicht
ureigenster Ausdruck, sondern Ausdruck einer
Schule, einer Menge von Gleichschaffenden ist.
Das Genie ist ein Geschenk Gottes. Gotteskinder
sind rar. Was über die leeren Zeiten hinüber-
retten muß — ist das Talent.
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