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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Wolf, Georg: Zu den Aquarellen von Fritz Gartz
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0235

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im Schaffen des reifenden Künstlers ein. Corinths
überragende Persönlichkeit bleibt verspürbar.
Aber nie in dem Sinn, daß ihr Gartz im Formalen
gefolgt wäre. Der Maler, der Bildnisse und Land-
schaften hervorbringt, neben dem Ölbild ganz
besonders das Aquarell pflegt und ihm sehr feine,
neue Reize und Ausdrucksmöglichkeiten abge-
winnt, sieht in Corinth nur das allgemeine Vor-
bild des genialisch Ringenden, des Temperaments,
der Hingabe an die Intuition, des Verbrennens
in der großen Idee. Für sich selbst stellt er dies
als Ideal und Gesetz auf: Man muß mit ehrlichen
Mitteln eine wesentliche Erscheinung, sei es in
der Landschaft oder als Porträt, zum Ausdruck
bringen undin voller Erkenntnis desOrganischen,
im Verstehen der Formen schaffen. Alles LTber-
flüssige und Zufällige muß fortgelassen, der Blick
aufsWesentliche gerichtet und der Geist der Sache
erfaßt und gesteigert werden. Dieses Bekenntnis
kann, je nachdem, sehr viel und sehr wenig be-
sagen: man kann es als etwas sehr Allgemeines

nehmen oder als ein Gesetz, das zu halten sich
ein Künstler mit allem Ernst und aller Treue ver-
pflichtet. Gartz ist einer der ernsthaft strebenden
Künstler unserer Zeit. Er geht nicht mit im
großen Haufen und ist, trotz mannigfacher äußerer
Erfolge, die ihm die letzten Jahre brachten, keine
Allerweltsgröße, will auch keine sein. Wie er es
meint, wie sich ihm besonders die Aufgabe des
Landschaftsmalers darstellt, lassen auch die hier
abgebildeten Aquarelle erkennen: es sind Schöp-
fungen, in denen sich die Absicht des Künstlers
erfüllt, möglichst viel mit möglichst wenig Mitteln
zum Ausdruckzubringen. Dasgraphische Moment
überwiegt, das malerische tritt zurück: die Zeich-
nung ist stärker betont, die Farbe dient haupt-
sächlich zur Füllung der Kontur und ist in zarter,
leichter U eise und in originaler Verbindung und
ungewöhnlicher Anordnung hingestrichen. Über
die Materie siegt eine ganz unsentimentale Stim-
mung, ein herbes, männliches Naturgefühl.

Wolf

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