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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 47.1931-1932

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Dangers, Robert: Wilhelm Busch: zum 100. Geburtstage am 15. April 1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.16479#0247

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WILHELM BÜSCH. KNABENBILDNIS

Kunsthalle Hamburg

kaluren", wie man etwas geringschätzig sagt, nur
so aus dem Handgelenk hingeworfen. Etwa so
wie heute mittelmäßige Zeichner für die Witz-
blätter Woche für Woche ihre Karikaturen zu-
recht machen. Weit gefehlt. Busch hatte wohl
eine natürliche Begabung für Karikaturen. Das
hat er aber selbst sein Leben lang nicht als ge-
nügend anerkannt, um darauf wirkliche zeich-
nerische Leistungen aufzubauen.
Busch sollte eigentlich Techniker werden. Aber
auf der Technischen Hochschule in Hannover
hat er schon seine Kolleghefte für Mathematik
überall mit Zeichnungen versehen, Karikaturen
und zum Teil glänzende zeichnerische Porträts
der Professoren. Dieses Studium währte kaum
zwei Jahre, dann zog Busch mit Freunden nach
Düsseldorf und Antwerpen, um die Malerei zu
erlernen. Er hat in den Studiensälen sich gründ-
lich mit der Anatomie für Künstler befaßt, hat
Skelette, Knochen, Bewegungsmomente in Hülle
und Fülle gezeichnet. Seine Studienblätter finden
sich noch heute zu Hunderten in Privatbesitz. Als
Niederdeutscher stammt Busch aus dem kleinen

Dorf Wiedensahl bei Hannover. Er hatte eine
instinktmäßige Bindung zur Natur. Sein Leben
lang hat er beobachtet, hat er die Natur belauscht.
Und alles Gesehene an Menschen, Tieren und
Pflanzen hat er Tag für Tag in seine Skizzen-
bücher übertragen. Es gibt ungefähr 20 Skizzen-
bücher aus seinem Besitz, bisher ist nur eins der
schönsten davon in einer Faksimileausgabe er-
schienen. Das alles ist also für Busch Handwerks-
zeug, das ist der volle Formbereich, der ihm alles
zuführt, wenn er seine Bildergeschichten ent-
warft. Wie geht das vor sich? Es beginnt immer
und durchaus mit der Zeichnung, die Urbegabung
bei Busch ist der Zeichner. Auf großen Skizzen-
bögen erscheinen nach und nach alle Mitspieler,
Menschen, Tiere und Dinge in den nötigen Stel-
lungen und Bewegungen. Stets machte Busch
dazu Beischriften über das Verhalten und Tun
seiner Kreaturen. Nebenher machte sich dann
der Künstler in Stichworten eine Art Leitlinie
für die ganze Handlung der Bildergeschichte. Da-
nach w'uchsen dann die Einzelzeichnungen in
ihre Bestimmung hinein. Ganz zuletzt fügte der

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