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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Steppes, Edmund: Über mein künstlerisches Schaffen
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Thoma, Hans: Aus Hans Thomas Briefen, [1]: an Julius Langbehn
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0017

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Edmund Steppes. Frühlingszartheit

Denn von der Leuchtkraft und Lichtechtheit des
Malgrundes hängt die Helligkeitsdauer, also das
Leben des Gemäldes ab. Die Arbeit auf dunklen
Gründen beginnt mit der weißen Lichthöhung;
diese wird farbig lasiert usf. (Clair obscur der alten
Meister.)

So ist das Malen, meine Kunst, ein unendliches
Gebiet von Gestaltungsmöglichkeiten, eine Fülle
neuer Erfahrungen, neuen Schauens, neuen Erle-
bens. Ja, täglich neue Freude; meine große, unver-
siegbare Freude ist das Malen, diese Kunst, dies
edle Handwerk, ist der ganze, große Inhalt meines
Strebens; es ist der Lebenszweck des Kindes gewe-
sen, dem der Sinn nur nach Stift und Farbe stand,
und ist heute noch, dem Sechzig]ährigen, Lebens-
zweck und reinste Lebensfreude — ein stets er-
frischender Jungbrunnen!

Es war mir eine große Freude und Genugtuung,
suchende junge Künstler in den geheimnisvollen
Jungbrunnen mit hineinzuziehen, ihnen meine Er-
fahrungen und Erlebnisse mitzuteilen und selbst
wieder an ihren Erfahrungen zu lernen und jung
zu werden.

Und würde ich heute gefragt: „Was wolltest Du
werden — nach Deinem Tode ein zweites Mal auf
die Erde gesetzt?" . . . „Nichts anderes als Künstler,
nichts anderes als Maler'* wäre meine Antwort immer
und immer wieder.

Aus Hans Thomas Briefen

An Julius Langbehn

Frankfurt a. M., den 22. Juli 1886. . . . Sie halten
meine Gießkannenmalerideen bei mir für neu und
aus neuem Einfluß entstanden. Wenn Sie mich vor
10 oder 20 Jahren gekannt hätten, würden Sie wis-
sen, daß gerade in diesen Ideen meine Isoliertheit
von der heutigen Malerei sich gründet. Ich hatte
von jeher die Gabe, die Welt im kleinsten als Gan-
zes zu sehen, und da die Malerei mein Beruf war,
fand ich hierin herrliche Bestätigung. Ich sah, ohne
Phantasterei, wahre Weltwunder, wo andere Dreck
oder ganz Gleichgültiges sahen. — Meine aus-
übende Malerei deckte sich freilich nicht immer
und vielleicht in den wenigsten Fällen mit dieser
Idee; doch muß so viel darin gewesen sein, daß der
Widerspruch der Gescheiten allgemein geweckt
wurde. Ich malte das Prinzip nicht, aber das Prin-
zip malte in mir. Wie vieles hätten wir gemein-
schaftlich erfaßt, wären wir in den Tagen zusammen
gekommen, da ich bei aller Sanftheit und Weich-
heit ein härterer Kämpfer war, als ich es selber
wußte. Vielleicht ist es aber gut, daß ich unwissend
war — vielleicht wäre ich sonst ein Programmaler
geworden und hätte statt Bilder Demonstrationen

gemalt. (Fortsetzung Seite 19)

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