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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Werner, Bruno E.: Theo von Brockhusen
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Die zwei Frauen Rembrandts
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0067

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B Kunstbibliothek
Staatliche Museen

Theo von Brockhusen. Dorfansicht. Zeichnung

mit einem festen, männlichen Strich niederge-
schrieben, der jeden Zufall auszuschließen scheint.
Ausgezeichnet erscheinen sie durch eine angeborene
Noblesse, durch ein sicheres Gefühl für Maß und
Grenze und durch eine saubere Nüchternheit des
Empfindens, von der schon wieder etwas ausgeht,
was man „Stimmung" zu nennen pflegt. Denn
über diese baumbestandenen Chausseen, diese Acker

und Hofwinkel, diese Straßen mit ihren kargen
Häusern scheint der Ostwind zu wehen, herb und
kühl und mit einer frischen schneidenden Uner-
bittlichkeit, so daß in das feste Gerüst dieser Blätter
etwas von jener Unendlichkeit und Weite kommt,
wie sie nur der Osten kennt, der hier als Biuterbe
des Künstlers hindurchschlägt mit einer Größe der
Auffassung, der man sich nicht entziehen kann.

Die zwei Frauen Rembrandts

Auf dem Dresdner Doppelbildnis sitzt Saskia auf
Rembrandts Schoß, vor protzig vollbesetztem Früh-
stückstisch, und schaut sich um nach dem Publi-
kum, was das wohl dazu sagt. Ihr Mann hebt
lachend das Glas und sagt ..Prosit". Eine unver-
gleichlich schöne Malerei und ein unvergleichlich
taktloses Bild.

Die Ehe fing in Saus und Braus an. Der junge
Müllerssohn hatte sich in Saskia von Ulenburgh,
eine feine Bürgermeisterstochter, verliebt und da er
ein gutbezahlter Bildnismaler war und das Mäd-

Wir entnehmen den kleinen Aufsatz dem eben erschienenen Bnch
von Emil Waldmann, ..Künstler-Ehen und Künstler-Lieben1', Verlag
YV olfgang Jess, Dresden, Preis 5,35 RM.

chen für wohlhabend galt, heirateten die beiden,
dieser stolze, vom ersten Erfolg berauschte Künst-
ler, der nun den Junker spielte, und dieses nicht
sehr hübsche aber fröhliche Ding; eine pikante
Person aus guter Familie. Man mag sie ganz gern,
diese Saskia, wenn man die erste Zeichnung sieht,
die ihr Bräutigam von ihr gemacht hat, die be-
rühmte Zeichnung im Berliner Kabinett, wo sie
sich auf die Tischkante stützt und einen liebens-
würdig frech anschaut, durch ihre Verlobung eben
zum Selbstbewußtsein erwacht, und wie sie als ein
frisches Naturkind, das nicht nur Sonntags durch
die Felder geht, an einer Nelke kaut. Ein heiteres
Glück gab sie ihrem Mann, der sich mit kostbaren

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