Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

DOI Artikel:
Fischer, Karl J.: Technik und Kultur: Alfred Rosenberg vor den deutschen Architekten
DOI Artikel:
Kroll, Bruno: Die erste staatliche Kunstausstellung in München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0078

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sieges der N. S. D. A. P., und man könne sagen, daß
sie heute Allgemeingut des deutschen Volkes ge-
worden sei.

Für Kunst und Technik gäbe es keine gesonderten
Maßstäbe, sie ruhten in der Ganzheit des Lebens.
Die V\ eimarer und Goethezeit und die Friedrichs
des Großen seien gegensätzlich auseinandergefallen.
Die erstgenannte sei keine starke Zeit gewesen, denn
eine Kultur sei nur so stark wie jene, die bereit
seien, sie zu verteidigen. Die alten Städte, wie Nürn-
berg oder Rothenburg o. d. T., sprächen eine andere
Sprache. Ihre Türme und Mauern offenbarten den
Wehrwillen und selbst in den Häusern kehre dieser
Rhythmus wieder. Verteidigungswille, Machtwille,
Technik, Rechts- und Gestaltungswille seien eins
wie Macht und Kultur überhaupt. Die echte Macht
sei die Schirmerin der Kultur.

Das ig. Jahrhundert sei der organischen Verarbei-
tung der Erfindungen, die auf dasselbe einstürmten,
nicht gewachsen gewesen. Zweckgedanken und hi-
storische Stile, erstere aus der Technik der Gegen-
wart, letztere aus der Tradition fließend, seien durch-
einandergemanscht worden. Da sei ein W ort Goethes
bedeutungsvoll geworden: Man könne noch so viele
Fehler machen, nur bauen soll man keine. In die-
sem Zusammenhang der Technik zu fluchen, sei
trotzdem verfehlt. Nicht sie sei zerstörend, sondern
die Menschen seien entartet. Der Pflug habe sich
seinerzeit durchgesetzt, obgleich wohl auch gegen
ihn die Jägervölker sich auflehnten. Ebenso setzten
sich Auto und Flugzeug durch, sei doch gerade das
letztere die Erfüllung eines jahrtausendalten Trau-
mes, den schon die Griechen und Leonardo ge-
träumt hätten. Eine Verurteilung der Technik sei

gleichzeitig eine Verurteilung des germanischen
Erfindergeistes und nicht Glaube an die innere,
eigene Berufung, sondern Selbstaufgabe.
Zur Beleuchtung dessen, was jetzt wieder in der
deutschen Seele erwacht sei, zitierte der Redner
einen Vergleich Nietzsches zwischen Deutschen und
Franzosen : Die Franzosen seien selbstzufrieden mit
der Gegenwartskultur. In den Deutschen aber
schlummere eine geheime, verborgene Kraft höherer
Art, einem zukünftigen Erwachen entgegenträu-
mend. — Sie sei jetzt erwacht, und das Wort Nietz-
sches enthalte im wesentlichen den gleichen Ge-
danken, den Meister Eckehart mit dem Bilde aus-
drückte, daß die tiefsten Brunnen die höchsten
Wasser tragen. Das alte nordische Schönheitsideal
müßte wieder erweckt werden und nach seinen Ge-
staltern sei Ausschau zu halten. Die Stilformen der
Zukunft in den bildenden Künsten seien nicht vor-
auszusehen und der Zeitausdruck noch nicht ab-
schließend geprägt. Was bliebe uns auch noch zu
tun, wenn schon alles getan wäre! Die Kriegerdenk-
mäler von 1871 mit ihrem Zuviel an Schwertern
und Fahnen und die nach dem Weltkriege in sach-
lich-heroischer Schlichtheit seien schon ein Finger-
zeig. Die Baukunst könne nicht mehr gotisch erde-
entstrebend sein, sie müsse fest auf der Erde ver-
ankert von der heroischen Auffassung vergeistigt
werden. Eine echte deutsche Volkskunst, heraus-
gewachsen aus dieser seelischen Gesamthaltung, sei
das erstrebte Ziel.

Alfred Rosenberg wurde für seine Worte, die den
Kern der neuen Zeit auf dem Gebiete der Kunst
wie der Technik klar hervortreten ließen, stürmisch

gedankt. Karl J- Fischer

Die Erste Staatliche Kunstausstellung in München

2. Teil: Graphik, Aquarell, Kunstgewerbe

Die graphischen Werke kommen in den intimen
und vornehmen Seitenkabinetten der Neuen Pina-
kothek, aber auch in den mit viel Geschick errich-
teten improvisierten kleineren Einbauten des Deut-
schen Museums sehr schön zur Geltung. Die lockere
Art des Dargebotenwerdens verführt zu betrachten-
dem Verweilen und —■ man verweilt gerne. Die
Dinge interessieren. Es ist viel Herz und ein tüch-
tiges Handwerk bei diesen Werken der Graphik
tätig gewesen.

Auf die Gedächtnisausstellungen, die der „Bund
zeichnender Künstler'* aus Anlaß seines 30jährigen
Bestehens von verstorbenen Mitgliedern veranstal-
tet hat und um deren Zustandekommen sich die
Herren Prof. E. Liebermann und Traub, die übri-
gens beide mit schönen Zeichnungen in den Aus-
stellungen vertreten sind, bemüht haben, können
wir Platzmangels halber leider nicht eingehender

mehr in die Besprechung einbeziehen. Das aktuelle
Material hat sich derartig angehäuft, daß wir den
ursprünglichen Bericht sehr stark kürzen mußten
und von dem Ganzen bleibt fast nichts Weiteres als
eine Namensnennung. Wir bedauern dies.
Ad. Jutz, Fr. Doli, Ottohans Beier, H. Wilm, O. Graf,
längst anerkannte und vielseitig gewürdigte Künst-
ler, hängen neben anderen, die eine mehr altdeutsche
Art in Form und Gesinnung zur Schau tragen und
bald an die zeichnerische Präzision eines Holbein
oder Dürer erinnern, bald an die mehr malerisch
eingestellten Künstler der Donauschule. Wir nennen
M. Dasio, vor allem R. Scheller und Haider, dann
Broel, W. Döhler und B. Schmidt. Wieder entzücken
die Originalzeichnungen Gulbranssons zu Thomas
„Tante Frieda", weiter die Illustratoren W. Schulz
und E. Thöny. Erfrischend der Humor bei R. Wolf.
Allerliebst der Maler-Dichter Ernst Kreidolf. Stirn-
 
Annotationen