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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Kroll, Bruno: Eugen Kirchner
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0150

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Eugen Kirchner. Gespräch bei Chieming. 1913

Eugen Kirchner. Von Dr. Bruno Kroll

Kaum je war eine Ausstellung wohl geeigneter als
die, welche die Leitung der Staatlichen Graphischen
Sammlung in München von Eugen Kirchner ver-
anstaltete, uns vor Augen zu führen, welche künst-
lerischen Werte durch die Entwicklung der Kunst
während der letzten beiden Jahrzehnte in den Hin-
tergrund gerückt,—ja in Gefahr standen, vorläufig
für viele überhaupt verloren zu gehen. Und es ist
gut, daß die Direktion in erster Linie wieder den
Landschafter vor uns ausbreitete. Denn der Kirch-
ner der „Fliegenden Blätter", der dort das klassische
Erbe des gutartigen Spottes, der hänselnden Lie-
benswürdigkeit, listig und zutraulich, mit klarem
Blick in Natur und Menschentum, das Erbe der
Wilhelm Busch, Adolf Oberländer, Harburger und
R.Reinicke im kongenialen Sinne fortführte, dieser
Kirchner war uns ja stets gegenwärtig geblieben.
Gegenwärtig und geschätzt. Der Landschafter aber
war manchen mit den Jahren weniger vertraut ge-
worden — wiewohl auch dessen Klassizität neidlos

anerkannt blieb — und so kam diese Ausstellung
für uns zur rechten Zeit. Sie hat uns einen lieben
Meister wieder in lebendige Vertrautheit gerückt.
Oberbayern, die Wahlheimat — Kirchner ist in
Halle a. d. S. 1865 geboren, — das oberbayerische
Vorgebirge und dieGegend deroberbayerischenSeen
hat Kirchner in zahlreichen kleinen Landschaften
festgehalten. In Landschaften, manchmal bloß hand-
tellergroß, meist aber kaum größer als 15:20 cm.
Aber in dieser Intimität erstaunlich der Reichtum
an formalem wie geistigem Ausdrucksgehalt. Sanfte
Hänge, maifrisch und duftig aus blumenübersäten
Wiesen, mit jungen Bäumchen bestanden: dunkle,
wolkenüberzogene Vorberge, hinter denen sich ferne
Felsschrofen türmen, vor denen aus windbewegten
schwarzen Wäldern ein einsames zwiebelturmbe-
wehrtes Kirchlein leuchtet; klare Spiegel schnell
hinhuschender Gebirgsbäche, melancholisch ver-
träumter Weiher; oder die leise verklingende Kan-
tilene der heiteren, sanften Gestade des Chiemsees;

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