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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Hofmann, Franz: Alfred Vollmar als Graphiker
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0194

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Alfred Vollmar. Hagelwetter

Alfred Vollmar als Graphiker. Von Dr. Franz Hofmann

Zwei Pole sind es, welche die deutschen Künstler
jener Reihe, die von Dürer bis in die unmittelbare
Gegenwart reicht, stets mächtig anzogen, die Welt
des Wirklichen und die des Wunderbaren. Das Wirk-
liche, die Welt der Materie, die Natur, haben diese
Deutschen faustischer Prägung immer mit zähem
Fleiß und mit fanatischer Gründlichkeit erforscht,
sei es als Naturwissenschaftler in ihren Gesetzen,
sei es als Künstler in ihren Formen, und immer
haben sie sich dann in ihrem Durste nicht gestillt
jener anderen Welt zugewandt, die, um nur Bei-
spiele herauszugreifen, als „die Welt der Freiheit"
bei Immanuel Kant oder als „mundus intelligibilis"
bei Arthur Schopenhauer ihre Deutung fand. Zwi-
schen diesen beiden Welten schwebt, den hängenden
Gärten derSemiramis vergleichbar, die wunderbare
Welt der Romantik.

Als Alfred Vollmar im Jahre 1900 als ein Knabe
von sieben Jahren aus seiner Heimat im Schwarz-
wald nach Ulm kam und bei schon nächtlichem
Himmel das Ulmer Münster zum ersten Male vor
seinen Augen auftauchte, ist vielleicht jene entschei-

dende Berührung in seinem Herzen mit jener an-
deren Welt erfolgt, die höchstes Glück bedeutet und
von der doch aus dem Gefühl der Bindung an die
Welt der Materie heraus ein Dichter sagen konnte:
„Nimmer werd' ich froh!" Ich glaube, daß damit
Alfred Vollmar als Künstler und als ewig ringender
Mensch inbezug auf den Grundton seines Wesens hin
charakterisiert ist, den man, wenn auch individuell
abgewandelt, mit ihm gemeinsam haben muß, um
ihn zu verstehen. Ähnliche symbolische Betrach-
tungen wie die angestellten mögen vielleicht dem Be-
schauer das Bild der von Ufer zu Ufersich spannen-
den Brücke mit der darüber wandernden Herde und
dem „neuen Ufern" zustrebenden Schiffe erklären.
Die Einreihung eines Künstlers in einen Kreis und
die Nennung zusammen mit geschichtlichen Vor-
bildern oder gar seinen Lehrern ist immer ein Ver-
gleich, der hinkt, denn schließlich hat es jeder, der
ein ganzer Kerl ist, für sich allein schaffen müssen.
Alfred Vollmar hat demgemäß seinen Lehrmeistern
an der Akademie in Stuttgart und in München,
Pötzelberger und Karl v.Marr, nur sehr allgemeine

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