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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Klein, Otto: Der Maler Hermann Geiseler
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0215

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Hermann Geiseler. Ackernahrung

Der Maler Hermann Geiseler. Von Otto Klein

Wenn man von jüngster deutscher Malerei spricht,
wird man zwangsläufig auch den Namen Hermann
Geiseler nennen müssen. Nicht etwa, weil er schon
eine Erfüllung halb geahnter neuer Formideale
darböte, nein, weil seine Kunst noch ganz am An-
fang ihrer Entwicklung steht und dennoch eine
Fülle neuer Ausdrucksprobleme in sich birgt, die
— wie Dr. H. May im Vorwort zum Katalog einer
Ausstellung im Kölnischen Kunstverein schrieb —
notwendig ist. um unsere junge deutsche Kunst wei-
terzubringen. Geiseler. der heute etwa dreißig Jahre
alt ist und 1930 den Dürerpreis der Stadt Nürnberg
erhalten hat, stammt aus Hamburg und ist bis zu
seinem zwölften Lebensjahre auf See gefahren. Er
hat wie alle Nordländer den glühenden Drang nach
den leuchtenden, flammenden Lokalfarben des Sü-
dens. Diese wikingerhafte Hingezogenheit zu den
südlichen Ländern Europas findet bei Geiseler nicht
nur in seinen zahlreichen Reisen nach Südfrank-
reich, Spanien, Italien und Nordafrika ihren Aus-
druck, sondern auch in der leuchtenden, elemen-

taren und kraftvollen Farbigkeit seiner Landschaf-
ten. Und so lebhaft und glühend die Farbgebung in
seinen Bildern ist, so heroisch die einzelnen Farb-
klänge oft nebeneinander gesetzt sind, sie erschei-
nen doch ungemein bezwungen durch ein starkes
architektonisches Raumgefühl, das teils durch die
flächige, teils durch die schwungvolle lineare Tie-
fengliederung des Landschaftsraumes sichtbar wird.
Vorwiegend ist bei Geiseler der dunkeltonige, hier
und da malerisch aufgehellte Grund, auf den dann
die hellen Flächen und Formattribute mit zeich-
nerischer Pinselführung aufgetragen sind. Infolge-
dessen steckt in fast allen Bildern Geiselers eine
Fülle verhaltener oder ausbrechender Bewegung,
selbst das Feststehende, Statuarische hat so etwas
wie barocke Dynamik. Von zwei Polen her wird
Geiselers Kunst heute noch bestimmt, von Kokoschka
und van Gogh. Die Zukunft wird erweisen, wie
stark die eigene Persönlichkeit Geiselers sich zwi-
schen diesen Polen behaupten wird. Er berechtigt
zu den schönsten Hoffnungen.

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