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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 49.1933-1934

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Hellwag, Fritz: Frühjahrsausstellung der Preußischen Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.16481#0285

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Schaffens, auf die man früher wohl zu großes Ge-
wicht gelegt hatte, nun in bedenklicher Weise fast
ganz ins Stocken geraten ist. Es ist die Pflicht der
Kritik, die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt zu
lenken, weil sich hier die geistige, nicht nur die
Augen-Arbeit der Schaffenden zu offenbaren hätte.
Im großen Ehrensaal, wo die meisten der ausstel-
lenden Akademiker das 70. und fast alle übrigen
das 60. Lebensjahr schon weit überschritten haben,
zeigt sich zwar eine in langen Jahren konservierte
handwerkliche Technik, mit der diese Künstler sich
immer noch behaupten, aber sie ist an den künstle-
rischen Problemen, die man ehrlich wirklich nicht
als liberalistisch oder sonstwie bezeichnen kann,
z.B. des freien Lichtes und des Raumes, gewollt oder
ungewollt so sehr vorbeigegangen, daß von hier die
Erneuerung gewiß nicht ausgehen kann, wenn man
ihr nicht die Richtung rückwärts geben will.
Aber auch bei anderen Mitgliedern der Akademie,
die seither im akademischen wie im freien Kunst-
leben als treibende Kräfte gewertet wurden, ist eine
Mattigkeit unverkennbar. Pechstein beweist zwar
in der Raumbildung die alte Energie, aber seine

Farbengebung mit seltsamem Grün zu Hellrot hat
etwas Geisterhaftes, Unwirkliches bekommen. Das-
selbe gilt für die Beleuchtung der Hoferschen Bil-
der, doch ist auch hier die Komposition noch immer
meisterlich. Fest und sicher steht Leo von König
mit dem sehr lebhaften Porträt seiner Mutter.
Ahnlicher Verschleierung des Lichtes begegnen wir
in den recht guten Bildern von Aleseck, von Mer-
veldt und Eulenstein; von der leidigen Unnatürlich-
keit Birkles gar nicht zu reden. Geht die Landschaft
mit ihrer impressionistischen Erfahrung jetzt in die
Romantik? Erich Büttner tut diesen Schritt augen-
scheinlich mit Bewußtsein, indem er mit seinem
schön gemalten ,,Platz an der Sonne" in die Nähe
von Blechen zu kommen sucht; ihm gelingt in die-
sem, in kalte bläuliche Atmosphäre getauchten
Parkbild eine gute Gesamtkomposition, und so ist
er auch wohl als erst 45jähriger in den erwähnten
Ehrensaal der jubilierenden Akademiker gekom-
men, die auf solches Können sehr mit Recht Wert
legen, denn das kann man immer noch von ihnen
lernen.

Gerade die Landschaftsmalerei ließ früher oft die

Johannes Beutner

Sitzender Akt

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