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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Witt, Bertha: Hans Makart: zum 50. Todestag am 3. Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0032

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Rudolf Wacker. Landschaff mit Schuppen

Hans Makart. Zum 50. Todestag am 3. Oktober
Von Bertha Witt

Vielleicht hat es keinen von der Fülle des Ruhmes
verschwenderischer üherschütteten Künstler gege-
ben. Sein rasch bis zur Gipfelhöhe emporgestiege-
nes Dasein ist die Geschichte eines beispiellosen
Erfolges, ist ein lebendig gewordener Renaissance-
traum, in dem sich die Zeit der großen Florentiner
noch einmal zu spiegeln scheint. Es ist nur Abglanz:
von der Größe, vom Geist der alten Meister weiß
diese Kunst nichts: sie mag kaum einen Schritt wei-
ter geführt haben, und die Kunstgeschichte ist über
Makart längst zur Tagesordnung übergegangen.
Eine Ahnung von der einstigen berückenden "Wir-
kung seiner Riesengemälde mag immer noch an
ihnen haften, auch wenn das, was vor allem daran
bestach, die sinnliche Glut der Farben, heute we-
sentlich verblaßt ist. Es war ein Rausch, ein Schwel-
•gen in Farben, die um so mehr hinrissen, als man
durch die Xazarener, durch Cornelius sich schon zu
lange der Farben beraubt und entwöhnt sah.
Auch in den Zeitströmungen sind Reaktionen un-
ausbleiblich. So folgte auf die biedermeierliche

Enge ein Ausbruch aller Sinne, eine Steigerung der
Lebensfreude, die sich durch glänzende Aufmachung
bereitwillig über den Mangel an Inhalt forttäu-
schen ließ. Makart war 28 Jahre alt. als er sich mit
seinem ersten berühmten Bild, der ..Pest in Flo-
renz", die Welt in geradezu beispiellosem Triumph
eroberte. In diese Zeit fiel der Beginn eines unge-
ahnten wirtschaftlichen und politischen Aufstiegs
und der unmittelbar anschließenden Gründerzeit.
Innerlich hohl, aber äußerlich prunkend und prot-
zend, bildete sie den Boden, die den in Renaissance-
träumen schwelgenden Künstler trug. Von ihr ur-
teilte der bescheidene Ludwig Richter, wie vieles
er auch an Makarts farbenprächtiger, virtuoser,
geistreicher Art bewunderte, — „aber der Geistes-
richtung kann ich keinen Geschmack abgewinnen:
es ist mir immer, als hauchten diese Bilder etwas
von dem Geist aus. welcher in der üppigsten Schwin-
delperiode der großen Millionäre sein Wesen hatte.
Sie sind in dieser Beziehung allerdings Ausdruck
einer Macht unserer Zeit, aber nicht der edleren".

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