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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

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Der Manierismus: eine Wiederaufstehung im Geiste
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https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0059

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Erich Heckel. Reiter in den Dünen. 1933

Der Manierismus — eine Wiederauferstehung im Geiste*)

Es gibt Leute unter uns. die gar nicht weit genug in
Fernen des Raums und der Zeit schweifen können,
um etwas ihres Interesses ernsthaft Würdiges aus-
zumitteln. Nun, diese Zeilen möchten darauf hin-
weisen, daß sich auch mitten drin in den bekannte-
sten Bereichen der abendländischen neueren Kunst-
geschichte eine Enklave findet, von der weiteste
Kreise überhaupt nichts wissen und die doch auf das
lebendige und wache Interesse gerade unserer Ge-
genwart begründeten Anspruch erheben könnte.
Die Kunst, von der hier die Rede ist, hat ihren

*) Eine gründliche Einführung in die manieristische Malerei Ita-
liens bietet N.Pevsner. Die ital. Malerei vom Ende der Renais-
sance bis zum ausgehenden Rokoko (YYildpai k-Potsdam 1928).
Für die kulturgesch. Deutung vgl. F. Arens im Archiv f. Kultur-
gesch. XXIV (1955), S.20—70.

historischen Ort in dem Zwischenraum zwischen
Renaissanceende und Barockbeginn. Sie findet ihre
Vertreter auch noch jenseits dieser Zeitgrenzen, und
ihre Fernwirkungen reichen noch viel weiter: aber
ihr eigentliches Kraftzentrum sind die zwei letzten
Drittel des 16. Jahrhunderts. Hier ist sie auch kul-
turgeschichtlich am offensichtlichsten verwurzelt:
es handelt sich um die eigentlich zeiteigene KunsL
der damals Herzen und Sinne beschäftigenden Glau-
benserneuerungsära. An dem Ekelnamen „Manie-
rismus", den ihr einseitig klassizistisch orientierte
Ästhetiker (unter denen drolligerweise auch selbst
manieristisch schaffende Künstler waren!) beileg-
ten, brauchen wir uns nicht zu stoßen: sind doch
auch „Barock1' und ..Gotik"' von Haus aus nichts

Kunst f. Alle, Jahrg. 50, Heft 2, November 1934

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