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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Escherich, Mela: Natur und Kunst, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0178

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Natur und Kunst

Fortsetzung von. Seite 157

Wir können von Gotik sprechen, die vom
13. bis 16. Jahrhundert währt, oder von
einer gotischen Linie, die aus der Wikinger-
zeit heraufläuft, oder vom persischen Spitz-
bogen der Sassanidenzeit, der auf dem Weg
über das maurische Spanien den europä-
ischen Kontinent mit dem gotischen Ge-
danken befruchtet, oder von einer chine-
sischen Golik, die unabhängig von der
europäischen entsteht, — es kommt ziem-
lich auf dasselbe hinaus, ob man das alles
Gotik nennen will oder nicht. Es sind in
uns liegende Ausdrucksformen, die durch
irgendwelche Entwicklungen bedingt, bald
da, bald dort zu kultureller Herrschaft ge-
langen.

Kunst und Natur sind in diesem Sinne
keine Gegensätze, sondern Parallelbewe-
gungen. Ob eine Raupe sich bis zu dem
Wunder eines Schmetterlingsflügels ent-
wickelt oder eine menschliche Seele solche
Flügelkraft erreicht, daß sie ein Kunstwerk
zu schaffen vermag, — so ist dies der
gleiche Vorgang einer Steigerung des Da-
seins zu göttlicher Schönheit.
Ein großer Dichter sagte einmal: eine
schöne Frau ist ebenso ein Kunstwerk wie
ein schönes Gedicht.

Das größte Kunstwerk ist die Welt. Aber
das, was wir machen, nennen wir Kunst. Sie
ist der höchste Ausdruck unserer Natur.

Das „Kunstwerk des Monats" im Deutschen Museum, Berlin. März 1937. Der ungläubige Thomas
Elfenbeinrelief vom Ende des 10. Jahrhunderts. Eines der ältesten und großartigsten Denkmäler deutscher Elfenbein-
plastik, entstanden in Echternach bei Trier in der Zeit Kaiser Ottos III.

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