was nicht schon in seinem großartigen Jugendwerk
ebenso stark vorhanden ist. In Liipolas Lebenswerk
dagegen Ist ein stetiges Vorwärtsschreiten in der Har-
monie zwischen Form und Inhalt festzustellen. Be-
sonders in den letzten Jahren ist eine steile Kurve
des Anstiegs bei ihm zu verzeichnen, sowohl in dem
Reichtum der bildhauerischen Ideen als auch in der
klaren, das Wesentliche und Charakteristische her-
auszuhebenden Komposition und in der Herausarbei-
tung des kraftvollen, lebensprühenden Ausdrucks sei-
ner Menschendarstellungen.
Und damit hat der Bildhauer Yrjö Liipola nicht nur
seiner engeren Heimat, sondern uns allen etwas zu
sagen.
Noch ein finnischer Bildhauer ist besonders in der
letzten Zeit hervorgetreten und hat auch vom Aus-
lande her Beachtung gefunden: der Tierbildbauer
J. R. Mäntvnen. Er ist immer noch als Konservator
im Zoologischen Museum in Helsinki tätig. Dieser
Beruf, wo er mit dem Bau der Tiere bis ins einzelnste
vertraut sein muß, bildete für seine künstlerische
Tätigkeit die gegebene Grundlage.
Wenn Mäntvnen von Bau, Leben und Kampf der
Tiere erzählt, dann spricht aus ihm ein glühender
Tierfreund, der die Welt seiner Tiere wie kaum ein
anderer kennt. Er beobachtet die Tiere in der freien
Natur, wie sie leben, lieben und kämpfen. Die Skiz-
zen zu seinen vielen Elch-Skulpturen sind draußen
in den großen, einsamen Wäldern entstanden, wo er,
Wind und Wetter trotzend, den Lebensgewohnheiten
dieser Tiere nachspürte, einfache Strichzeichnungen
anfertigte, die nur auf die Bewegung des Körpers und
der Gliedmaßen ausgehen. Zu Hause werden dann in
weichem Ton mit dem Daumen die ersten Skizzen,
ebenfalls nur auf die Bewegungslinien eingestellt,
angefertigt, die schon voll glühenden Lebens sind.
Und daraus entsteht dann die Skulptur, sei es in Holz,
Granit oder Bronze.
Sehr interessant ist der Entwicklungsgang seines gro-
ßen Werkes von 1956 ,,Die beiden Schwäne" (eine
21/ü:m hohe Bronzegruppe). 18 Jahre lang hat er mit
diesem Vorwurf gerungen, bis er diese endgültige
Form gefunden hat. Und eigenartig: nach all den vie-
len Entwürfen und Skizzen ist er zuletzt wieder zum
ersten Entwurf zurückgekehrt, allerdings diesen
wesentlich vertiefend.
Kampf und Liebe der Tiere — so könnte man die
bildliauerische Lebensarbeit Mäntynens bezeichnen.
In unzähligen Variationen hat er besonders die Tier-
welt seiner finnischen Heimat in kraftvollen Gestal-
tungen festgehalten. Neben den Elchen ist es unter
anderem der Bär und der Luchs, denen seine Liebe
gehört. Er kennt das innerste Wesen seiner Objekte.
Während der Elch, der Aristokrat mit der hohen Nase
und dem charakteristischen Gang nicht gerade zur
Intelligenz unter der Tierwelt gehört, ist der Bär der
Humorist des Waldes und der Luchs der kluge Philo-
soph — so erzählt Mäntvnen von seinen Tieren. Seine
Darstellungen des Luchs sind von einer ungeheuren
Kraft, die glühendes Leben atmen. Als seine beste
Arbeit bezeichnet er selbst den jungen Luchs in Ma-
hagoni, dessen untere Partien noch ganz kindlich-
schwerfällig sind, während der obere Teil, der lang
emporgestreckte Hals mit dem erhobenen Kopf, zwar
noch unwissend, nur ahnend zum erstenmal die Lie-
bessehnsucht fühlt. Wie prachtvoll ist dieser Gegen-
satz bei diesem jungen, erwachenden Tier zum Aus-
druck gebracht! Und mit welch einer wundervollen
Linienführung! Das Gegenstück dazu ist der alte
Luchs, der in dieser beherrschten Stellung 5—4 Stun-
den am Nachmittag unbeweglich dasitzen kann. So-
bald aber die Dämmerung anbricht, -wird aus dem
schweigenden Philosophen ein wilder Jäger.
Das Tier lebt in Mäntynens Gestaltung als eine voll-
endete Wiedergabe seiner eigenen Welt und nicht
etwa, wie wir als Menschen zu ihm stehen. Mänty-
nen kommt nicht mit Vorurteilen, wie wir sie im all-
gemeinen angelernt bekommen, zu seinen Tieren, son-
dern er formt die Seele, das Wesen der Tiere aus ihrem
Lebensgefühl heraus. Und wenn man in Mäntynens
Atelier sich inmitten der vielen Tiere sieht, so hat
man gar nicht das Gefühl, daß sie in Holz oder Stein
vor uns stehen, sondern man glaubt sich draußen in
der freien Natur mitten unter ihnen zu befinden.
In Hannes Autere haben wir noch einen typischen
Sohn seiner finnischen Heimat, und in seinen künst-
lerischen Darstellungen finden wir einen vollendeten
Ausdruck des finnischen Volkslebens, d. h. des finni-
schen Menschen auf dem weiten Lande.
Hannes Autere ist ein sehr vielseitiger Künstler.
Wenn man seine Bilder sieht, in denen er das fin-
nische Volksleben in seiner Arbeitswelt, seinen Sitten
und seinen Festen mit einer unendlichen Liebe in
einer ursprünglichen derben Weise, aber mit einer
gesunden unmittelbaren Kraft der künstlerischen
Darstellung zum Ausdruck bringt, so denkt man un-
willkürlich an den holländischen Bauern-Brueghel:
dieselbe Frische, Ursprünglichkeit und derselbe feine
Humor des Künstlers.
Aber Auteres schöpferische Eigenart hat ganz beson-
ders in seinen kleinen Holzplastiken der finnischen
Kunst der Gegenwart mit die schönsten und charak-
teristischsten Werke geschenkt. Diese Holzreliefs, häu-
fig nur etwa 50X20 cm groß, erzählen uns in leben-
diger Weise so viel vom finnischen Volke aus seinem
Alltagsleben. Er schnitzt den Bauern mit seiner
Familie in der Stube, bei der Arbeit oder beim Tanze;
er nimmt Motive aus Kivis „Sieben Brüder", in Kom-
position und Ausführung hervorragende Arbeiten;
wir finden Szenen in der Sauna, Episoden zur Kinder-
erziehung im Hause und in der Schule.
In diesen Arbeiten von Hannes Autere haben wir
eine hohe künstlerisch-schöpferische Weiterführung
der uralten finnischen Volkskunst. Daher ist gerade
dieser Künstler von besonderer Bedeutung, weil er
auf dem Boden dieser seiner heimatlichen Volkskunst
stehend, diese über den rein lokalen und kunstgewerb-
lichen und handwerklichen Charakter hinaus zu all-
gemeiner künstlerischer Bedeutung erhob.
292
ebenso stark vorhanden ist. In Liipolas Lebenswerk
dagegen Ist ein stetiges Vorwärtsschreiten in der Har-
monie zwischen Form und Inhalt festzustellen. Be-
sonders in den letzten Jahren ist eine steile Kurve
des Anstiegs bei ihm zu verzeichnen, sowohl in dem
Reichtum der bildhauerischen Ideen als auch in der
klaren, das Wesentliche und Charakteristische her-
auszuhebenden Komposition und in der Herausarbei-
tung des kraftvollen, lebensprühenden Ausdrucks sei-
ner Menschendarstellungen.
Und damit hat der Bildhauer Yrjö Liipola nicht nur
seiner engeren Heimat, sondern uns allen etwas zu
sagen.
Noch ein finnischer Bildhauer ist besonders in der
letzten Zeit hervorgetreten und hat auch vom Aus-
lande her Beachtung gefunden: der Tierbildbauer
J. R. Mäntvnen. Er ist immer noch als Konservator
im Zoologischen Museum in Helsinki tätig. Dieser
Beruf, wo er mit dem Bau der Tiere bis ins einzelnste
vertraut sein muß, bildete für seine künstlerische
Tätigkeit die gegebene Grundlage.
Wenn Mäntvnen von Bau, Leben und Kampf der
Tiere erzählt, dann spricht aus ihm ein glühender
Tierfreund, der die Welt seiner Tiere wie kaum ein
anderer kennt. Er beobachtet die Tiere in der freien
Natur, wie sie leben, lieben und kämpfen. Die Skiz-
zen zu seinen vielen Elch-Skulpturen sind draußen
in den großen, einsamen Wäldern entstanden, wo er,
Wind und Wetter trotzend, den Lebensgewohnheiten
dieser Tiere nachspürte, einfache Strichzeichnungen
anfertigte, die nur auf die Bewegung des Körpers und
der Gliedmaßen ausgehen. Zu Hause werden dann in
weichem Ton mit dem Daumen die ersten Skizzen,
ebenfalls nur auf die Bewegungslinien eingestellt,
angefertigt, die schon voll glühenden Lebens sind.
Und daraus entsteht dann die Skulptur, sei es in Holz,
Granit oder Bronze.
Sehr interessant ist der Entwicklungsgang seines gro-
ßen Werkes von 1956 ,,Die beiden Schwäne" (eine
21/ü:m hohe Bronzegruppe). 18 Jahre lang hat er mit
diesem Vorwurf gerungen, bis er diese endgültige
Form gefunden hat. Und eigenartig: nach all den vie-
len Entwürfen und Skizzen ist er zuletzt wieder zum
ersten Entwurf zurückgekehrt, allerdings diesen
wesentlich vertiefend.
Kampf und Liebe der Tiere — so könnte man die
bildliauerische Lebensarbeit Mäntynens bezeichnen.
In unzähligen Variationen hat er besonders die Tier-
welt seiner finnischen Heimat in kraftvollen Gestal-
tungen festgehalten. Neben den Elchen ist es unter
anderem der Bär und der Luchs, denen seine Liebe
gehört. Er kennt das innerste Wesen seiner Objekte.
Während der Elch, der Aristokrat mit der hohen Nase
und dem charakteristischen Gang nicht gerade zur
Intelligenz unter der Tierwelt gehört, ist der Bär der
Humorist des Waldes und der Luchs der kluge Philo-
soph — so erzählt Mäntvnen von seinen Tieren. Seine
Darstellungen des Luchs sind von einer ungeheuren
Kraft, die glühendes Leben atmen. Als seine beste
Arbeit bezeichnet er selbst den jungen Luchs in Ma-
hagoni, dessen untere Partien noch ganz kindlich-
schwerfällig sind, während der obere Teil, der lang
emporgestreckte Hals mit dem erhobenen Kopf, zwar
noch unwissend, nur ahnend zum erstenmal die Lie-
bessehnsucht fühlt. Wie prachtvoll ist dieser Gegen-
satz bei diesem jungen, erwachenden Tier zum Aus-
druck gebracht! Und mit welch einer wundervollen
Linienführung! Das Gegenstück dazu ist der alte
Luchs, der in dieser beherrschten Stellung 5—4 Stun-
den am Nachmittag unbeweglich dasitzen kann. So-
bald aber die Dämmerung anbricht, -wird aus dem
schweigenden Philosophen ein wilder Jäger.
Das Tier lebt in Mäntynens Gestaltung als eine voll-
endete Wiedergabe seiner eigenen Welt und nicht
etwa, wie wir als Menschen zu ihm stehen. Mänty-
nen kommt nicht mit Vorurteilen, wie wir sie im all-
gemeinen angelernt bekommen, zu seinen Tieren, son-
dern er formt die Seele, das Wesen der Tiere aus ihrem
Lebensgefühl heraus. Und wenn man in Mäntynens
Atelier sich inmitten der vielen Tiere sieht, so hat
man gar nicht das Gefühl, daß sie in Holz oder Stein
vor uns stehen, sondern man glaubt sich draußen in
der freien Natur mitten unter ihnen zu befinden.
In Hannes Autere haben wir noch einen typischen
Sohn seiner finnischen Heimat, und in seinen künst-
lerischen Darstellungen finden wir einen vollendeten
Ausdruck des finnischen Volkslebens, d. h. des finni-
schen Menschen auf dem weiten Lande.
Hannes Autere ist ein sehr vielseitiger Künstler.
Wenn man seine Bilder sieht, in denen er das fin-
nische Volksleben in seiner Arbeitswelt, seinen Sitten
und seinen Festen mit einer unendlichen Liebe in
einer ursprünglichen derben Weise, aber mit einer
gesunden unmittelbaren Kraft der künstlerischen
Darstellung zum Ausdruck bringt, so denkt man un-
willkürlich an den holländischen Bauern-Brueghel:
dieselbe Frische, Ursprünglichkeit und derselbe feine
Humor des Künstlers.
Aber Auteres schöpferische Eigenart hat ganz beson-
ders in seinen kleinen Holzplastiken der finnischen
Kunst der Gegenwart mit die schönsten und charak-
teristischsten Werke geschenkt. Diese Holzreliefs, häu-
fig nur etwa 50X20 cm groß, erzählen uns in leben-
diger Weise so viel vom finnischen Volke aus seinem
Alltagsleben. Er schnitzt den Bauern mit seiner
Familie in der Stube, bei der Arbeit oder beim Tanze;
er nimmt Motive aus Kivis „Sieben Brüder", in Kom-
position und Ausführung hervorragende Arbeiten;
wir finden Szenen in der Sauna, Episoden zur Kinder-
erziehung im Hause und in der Schule.
In diesen Arbeiten von Hannes Autere haben wir
eine hohe künstlerisch-schöpferische Weiterführung
der uralten finnischen Volkskunst. Daher ist gerade
dieser Künstler von besonderer Bedeutung, weil er
auf dem Boden dieser seiner heimatlichen Volkskunst
stehend, diese über den rein lokalen und kunstgewerb-
lichen und handwerklichen Charakter hinaus zu all-
gemeiner künstlerischer Bedeutung erhob.
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