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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Reinke, Siegfried: Italico Brass, der Maler Venedigs
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0007

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Italico Brass. Maskerede

Italico Brass, der Maler Venedigs. Von Siegfried Reinke

Wer das schier unerschöpfliche, heute noch so leben-
dige Venedig kennt und liebt, der verspürt keine Nei-
gung, der summarischen kunstgeschichtlichen These
zuzustimmen, daß die Kunst dieser einzigartigen
Stadt versiegt sein soll — nur weil Venedig 1797
aufhörte, als selbständiger, individuell ausgeprägter
Staat zu existieren. Pessimistische Zeitkritiker, ja
selbst alterfahrene, nicht so leicht verzagte Liebhaber
der Kunst haben in jüngster Zeit, angesichts der Ent-
wicklung unserer Welt, vom Ende der Kunst über-
haupt gesprochen. Und es ist wahr, es gibt nicht mehr
allzu viele Menschen, die sich für Bilder begeistern,
und noch weniger, die Bilder kaufen. Aber tragen
nicht die Zerrissenheit, Unverständlichkeit und
Lebensfremdheit der modernen Kunst selber einen
großen Teil Schuld an diesem Zustand? Es ist die
eingeborene Tragik der freischaffenden Künstler, daß

sie, von Masaccio bis zu Marinetti, revolutionär, teil-
weise allzu revolutionär, empfinden und immer wie-
der nach Neuem trachten — die Kunst aber ist, im
Gegensatz zur Wissenschaft, ihrem Wesen nach kon-
servativ, der Natur verbunden, dem Göttlichen und
dem Schaffen der Vorangegangenen. Echte Künstler,
die den Ausgleich finden aus dieser notwendigen
Spannung, wie Masaccio oder Michelangelo, werden
sich jedoch immer ihre Wirkung erzwingen und zum
Herzen des A olkes sprechen. Auch heute noch! Ein
kleines Erlebnis, das ich vor einiger Zeit, und ge-
rade in Venedig, hatte, bestätigte mir das:
Ich schlenderte, durch Künstlerfreunde eingeführt,
durch die Bäume der noch nicht offiziell eröffneten
letzten Biennale, hatte einen ersten großen Uberblick
dieser Biesenschau gewonnen und stellte mir nun in
der Halle der zeitgenössischen Kunst etwas beklom-

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