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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 55.1939-1940

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Kroll, Bruno: Julius Seyler
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https://doi.org/10.11588/diglit.16488#0133

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Julius Seyler. Von Bruno Kroll

Achtzehnjährig der ..Offizierspresse" nach dem heim- standen. Und die berühmte ..Landstraße bei Dießen'4
liehen Besuch einer Makartausstellung in Darmstadt mit ihren Pappeln und Birken. Ein bezauberndes
entlaufen, hatte Seyler sich nach kurzem Elementar- Bild.Darf ich aus dem schönen Seylerbuch des Hugo-
unterricht bei Schmid-Beutte bei Willi, v. Diez an der Schmidt-Verlages. München, berichten, wie der Ma-
Münchner Akademie eingeschrieben. Von Diez hatte 1er zu seinem Bild gekommen ist ? . . .
Seyler zuLudwigv, Herterich hinübergewechselt. Die ..Dichter Nebel. Es ist kalt, leichter Frost deckt schon
altmeisterliche Tonschönheit, in der die Farben so die Erde. Eine leise Bewegung. Die Schleier scheinen
gedämpft und so flüssig und malerisch schwammen, sich vom Boden zu erheben, ein bleicher Schimmer
läuterte sich unter dem Einfluß der züngelnden, huscht über die Gegend. Eine kraftlose Sonnen-
farbetrunkenen Arabesken des neuen Lehrers zu scheibe taucht hie und da auf. Die Nebel teilen sich,
lichter Klarheit. Allein vor dem lebendigen Bild schließen sich wieder zu stillem Grau. Deutlicher
der tatsächlichen Landschaft, wie es Seyler als Sport- werden die Formen. Rosig leuchtet es auf in den
ler in sich aufgenommen, versagte auch Herterichs Wölken. Ein sonniger Schein streift übers Land, von
kultivierte, sinnlich gewiß sehr bestrickende Malerei. den Bäumen beginnt es zu tropfen, tausend kleine
Er sah darin noch einen Rest von Atelier und damit YVasserperlen werden zu Diamanten, funkeln und
von Artistischem. Dieses zwang ihn, zu H. v. Zügel glitzern an den herbstlichen Blättern, an den Bäu-
zu gehen, zu demjenigen Maler, der ihn Licht, Luft, men, im Gras. Eine siegreiche Sonne durchwärmt
Sonne, Bewegung beherrschen lehren sollte. 1906 — nun alles. Schon färbt sich der Himmel über mir
nun hat er der Akademie endgültig entsagt — läßt blau. Ein Ochsengespann mit leerem "Wagen kommt
sich der junge Maler vorzugsweise in Dießen am auf mich zu: eine Frau geht an dem Gefährt vorbei,
Ammersee nieder. Eine lichte, feine Eindrucksmale- ihr roter Rock steht als entzückender Farbfleck in
rei beginnt sich zu entfalten. Die Farben schwingen diesem silbrigen Grau. Alles löst sich in Licht und
in einem silbrigen Grau. Es ist das lichte Grau Hol- Glanz. Eine Eisenbahn fährt den Bergen zu; ihre
lands und doch ein anderes. Der Pinselstrich ist noch Rauchwolken verwehen in den Bäumen. Das Moor
breit und sehr flüssig. Das Bildgefühl ein sicheres. glänzt in allen Farben; frisch gepflügte Felder. Die
Die ,,Malerin" der Sezessionsgalerie ist damals ent- Wolken segeln dahin, sie leuchten auf in der Sonne,

Julius Seyler. In den Lofoten. Hafen von Saolvaer

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