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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 56.1940-1941

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Bürkel, Ludwig von: Das "Album" Bernhard Hausmann, Hannover
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https://doi.org/10.11588/diglit.16489#0107

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Moritz von Schwind. Taufzug

Das „Album" Bernhard Hausmann, Hannover. Von Dr. Luigi von Bürkei

Dem ..neuen, höchst merkwürdigen Kunstauf-
schwung" — ein Ausdruck, den wir in Bernhard
Hausmanns Katalog seiner Sammlung finden — ent-
sprach auch eine neue Form des Sammeins in einem
kostbaren Albumband. Fürsten und Hochadel wand-
ten sich an die Künstler mit der Bitte, ihnen ein für
das Format ihres Albums geeignetes Kunstblatt in
Zeichnung, Tusche oder Aquarell zu liefern. Natür-
lich war mancher in Wandmalerei oder großen Ge-
mälden erfahrene Maler für diese Kleinkunst unge-
eignet. Uni so erfreuter stürzten sich die Genre- und
Landschaftsmaler auf das neue Schaffensgebiet, und
daß sie darin Entzückendes zu schaffen lernten, be-
weisen viele Blätter der über 500 Nummern der
Sammlung Hausmann. Für die Mehrzahl dieser Alben
äußerten die Besteller bestimmte Wünsche. Sie woll-
ten meist in ihrem Blatt den Abglanz eines Werkes
sehen, das großen Anklang in der Öffentlichkeit ge-
funden hatte.

Anders jedoch war Bernhard Hausmanns Einstel-
lung, als er 1832 die Sammlung begann. Er hat die
Gründe selbst im Vorwort zu seinem handschrift-
lichen Katalog niedergelegt. Ein „Andenken seiner
Zeitgenossen1' wollte er sich schaffen.
„Der von mir im Frühjahr 1832 gestiftete Kunst-
verein für das Königreich Hannover, sowie die, in-
folge davon seit dem 24. Februar 1833 jährlich hier
stattgefundenen Ausstellungen von Werken lebender
Künstler haben mich mit einer großen Anzahl der
bedeutendsten Künstler gegenwärtiger Zeit in nähere
Berührung, mit vielen von ihnen in freundschaftliche
Verbindung und einen regelmäßigen Briefwechsel
gebracht; mit gar manchem von ihnen bin ich auch
auf meinen wiederholten Belsen persönlich bekannt

geworden. Der dadurch angeregte und genährte
Wunsch, auch von Werken neuerer Kunst etwas zu
besitzen, war die Veranlassung dieser Sammlung,
welche durch günstige Verhältnisse und bedeutende
darauf verwandte Mittel sich allmählich so vermehrt
hat, daß sie gegenwärtig zu den bedeutendsten Samm-
lungen dieser Art gehören möchte, welche sich in
Deutschland, wenigstens in Privathäusern befinden.
Im Laufe des Jahres 1853 ließ ich durch meinen alten
Freund Biepenhausen in Bom ein paar Zeichnungen
dort kaufen. Ein paar ausgezeichnete Blätter Münch-
ner Künstler erhielt ich bald darauf und später durch
meinen leider zu früh verstorbenen Freund, den vor-
trefflichen Architekturmaler Dominico Quaglio in
München, dem ich wiederholt Gefälligkeiten zu er-
weisen Gelegenheit hatte, eine ganz kleine Sammlung
interessanter Blätter zum Geschenk. Seitdem habe ich
der Sammellust nur zeitweise und schwächlich Wi-
derstand geleistet, so daß ich in dieser Sammlung all-
mählich ein größeres Kapital angelegt habe, als es
meine Absicht gewesen ist.

Übrigens bildet diese Sammlung einen so reichen, für
München und Holland für die Periode 1830—1840
fast vollständigen Überblick des Geistes, des Strebens
und der Leistungen des neuen höchst merkwürdigen
Kunstaufschwunges, daß sie auch in späteren Zeiten,
wo ohne jeden Zweifel für manchen gegenwärtig
hochgefeierten Künstler der Enthusiasmus erkaltet
sein wird, Interesse gewähren und Wert behalten
wird."

Diesen seherischen Worten entsprechend hat der
Sammler auch letztwillige Verfügung getroffen, durch
die der Hauptstock der Sammlung bis heute erhalten
blieb.

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