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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0091

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aatliche Museen
Berlin

Nachrichten

Italienische Frontsoldaten in der Nationalgalerie

Entsprechend der bekannten Gesamteinstellung der fa-
schistischen italienischen Kunst sind auch die malenden
und zeichnenden,.Frontsoldaten" fast stets und bedingungs-
los bei ihren Werken von der künstlerischen Formidee aus-
gegangen und haben ihr auch die Einflüsse der bewegten
Photographie bewußt untergeordnet. Ferner ist es erfreu-
lich, daß sie ihr südliches Pathos, das zu Übertreibungen
hätte führen können, weise gebändigt haben, ohne anderer-
seits bei diesem Bestreben in schematische Typisierung
abzugleiten. Man empfindet diese künstlerische Selbstzucht
als vorbildlich.

Durch eine erhebliche Zahl sehr großer Kompositionen in
Öl erhält die Ausstellung einen betont repräsentativen Cha-
rakter. In drei, offenbar für einen offiziellen Zweck be-
stimmten Gemälden in wandfüllendem Hochformat stellte
A. G. Santagata die Schutzheiligen Georg, Barbara und
Martin der Kavallerie, Artillerie und Infanterie mit ihren
Symbolen dar: besonders eindrucksvoll ist das Mittelstück,
auf dem die heilige Barbara das Modell einer Festung in
ihren Armen hält. Sehr schön ein beziehungsreiches Fi-
gurenbild ,,Ein Heimkehrer erzählt" von Angelo Urbani,
auf dem ein in dumpfen Ahnungen erschauernder kleiner
Junge den Worten des Vaters lauscht. Manfredo Acerbo
schuf die „Ausladung eines Verwundetentransports", auf
dem die Gruppen lebhaft und doch feierlich verteilt sind.
Oft ist es eine großartige landschaftliche Umgebung, in
der das auf Zerstörung gerichtete menschliche Tun dop-
pelt erschütternd wirkt; so in Vittorio Carolis ..Spähtrup-
pen im Schnee" und in Evaristo Zambellis „Verteidigung
eines Tunnels". Im Kampf mit Naturgewalten sehen wir
Renzo Mazzorins Infanteristen durch den unergründlichen
russischen Schlamm waten: Menschenwerk ist siegreich
aufgerichtet in Giordanos prächtigen „Brückenpionieren''.
Eine symbolische Darstellung versucht Otello Chiti in
„Victoria unter den Soldaten"; mit exaltierter Gebärde
die Fahne schwingend, stürmt eine helle Frauengeslalt den
Soldaten voran auf die Mauerbrüstung, während jene, viel-
leicht ein beabsichtigter Gegensatz, mit siegesbewußter
Gelassenheit sich an ihr Werk begeben. Eindrucksvoller
erscheint uns die überlebensgroße, plastische Gestalt der
„Bewaffneten Victoria" von Aurelio Quaglini, die weit
ausschreitend und ihr Gewehr an die Brust pressend eine
hinreißende Gebärde in den großen Saal trägt. Ergriffen-
heit ohne sentimentale Pose prägt sich aus in Blagio Poidi-
manis Gruppe des „Ausrückenden", in der ein junger Vater
den kleinen Sohn ein letztesmal in die Arme hebt. Sehr be-
merkenswert ist die große Zahl mittelgroßer figürlicher
Bildwerke von Einzelgestalten (Gebirgsjägern usw.);
schön im Rhythmus zusammengehalten z.B. die spren-
genden „Lanzenreiter" von Donato Bitello. Leider fehlt
der Raum, andere Werke, die es sehr verdienten, aufzu-
zählen, und ganz muß darauf verzichtet werden, aus der
sehr großen Menge der Zeichnungen, Aquarelle und Holz-
schnitte auch nur einige zu nennen; man darf zusammen-
fassend sagen: überall eine sehr würdige künstlerische
Haltung. Hellwag

BRAUNSCHWEIG. Das Städtische Museum in
Braunschweig erwarb kürzlich eine bedeutende
Sammlung von mehr als 200 Blättern mit Zeichnungen,
Skizzen, Radierungen, Lithographien und Holschnitten
sowie Öl- und Temperabildern der drei Braunschweiger

Brüder Rudolf, Hermann und Erich Wilke,
die als Zeichner vor allem für die Münchener Zeitschrif-
ten „Jugend" und „Simplizissimus" einen Namen haben.
Die große Bedeutung der Kunst der politischen und sozia-
len Karikatur und Groteske, wie sie vor allem Rudolf und
Erich Wilke begründet und gepflegt haben, ist bekannt
genug. Die bedeutsame Neuerwerbung des Braunschweiger
Städtischen Museums gestattet nunmehr, an einer Stelle,
und zwar in ihrer Heimatstadt, das gesamte Lebenswerk
der drei Brüder und ihre Arbeitsweise aufzuzeigen und be-
sonders die hohen künstlerischen Werte zu betonen, die
in der souveränen Beherrschung der zeichnerischen Mittel
begründet liegen. Sehr.

Nürnberg, „j unge Künstler stellen aus".
Am 10. Oktober wurde von der Stadt der Reichsparteitage
Nürnberg eine bis Weihnachten dauernde Schau „Junge
Künstler stellen aus" in der Fränkischen Galerie eröffnet.
Ein Teil der hier aus dem ganzen Reich vereinigten Künst-
ler war in früheren Jahren durch das Stipendium der
Deutschen Albrecht-Dürer-Stiftung ausgezeichnet worden.
Die Ausstellung zeigt ein lebendiges Gesicht und vermittelt
in dem gezogenen Rahmen einen Einblick in das vielsei-
tige Leben der deutschen Gegenwartskunst. Werke folgen-
der Künstler sind vertreten: Eugen Croissant, München:
Jakob Dietz. Nürnberg; Otto Herbig, Berlin; Richard
Huber, Dachau: Walter Jacob, Dachau; Walter Mauder.
Zwiesel; Josef Pieper, Düsseldorf; Fritz Schwarbeck.
Darmstadt; Waldemar Schwarze, Nürnberg; Alois Seidl.
München: Walter Wellenstein, Berlin; Georg Weiden-
bacher, Fürth; Hans Werthner, Nürnberg. Sehr.

stuttgart. Der Wflrtt Kunstverein zeigte in den Räu-
men des Pankokschen Ausstellungsgebäudes eine Gedächt-
nisschau von Werken des im Vorjahre verstorbenen Malers
Professor Robert Breyer. Ganz abseits jeder spielerischen
Effekte entstanden in der Zeit des Impressionismus seine
Stilleben in wTundersamer Leuchtkraft der Farben, Blu-
men und Interieurs, Gärten in wogendem Grün. Porträts,
die geistvoll und immer sehr bewußt und in einer souve-
ränen Art disponiert sind.

Das Kunsthaus Schaller zeigt aus Anlaß des 65. Geburts-
tages des schwäbischen Landschafters Walter Strich-
Chapell eine Ausstellung von dessen schwäbischen Land-
schaften. Daneben steht eine Gedächtnis-Kollektion des
verstorbenen Malers Waldemar Fl aig-Meersburg, bemer-
kenswert durch eine eigentümlich belebte, phantasievolle
Malweise. M. H. Schilling

WIESBADEN. Der Nassauische Kunst verein
zeigt temperamentsprühende Tierstudien von J. Hegen-
barth, in denen uns das Tierische in seiner ganzen Ur-
sprünglichkeit entgegentritt. Burkart sucht auf den Spu-
ren der Nazarener nach Ausdrucksformen der alten Kunst;
insbesondere beeindruckt ihn der Clairobscurschnitt. Or-
lowsky zeigt schöne Akte. In seinen kraftvollen Holzschnit-
ten und den größeren Zeichnungen kommt die klare
Struktur der Dinge zu eigenartig fesselnder Wirkung. Von
Thon sehen wir hübsche Aquarelle norddeutscher Ufer-
gegenden. Ein erlesener Genuß sind die Kaltnadelradie-
rungen von Mayrhofer, einzigartig die Darstellung des
Wassers. Grete Fleischmann zeigt plastische Arbeiten von
beachtlicher Wirkung. M. Escherich

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