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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 58.1942-1943

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Bickel, August: Herman Gradl: zum 60. Geburtstag des Malers
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https://doi.org/10.11588/diglit.16491#0146

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Hermann Gradl. Waldweg

Hermann Gradl. Zum 60. Geburtstag des Malers. Von August Bickei

Wer sich lange und anhaltend in die Landschaften
eines Meisters, etwa gewisse Ausschnitte aus Griine-
waldschen Tafeln betrachtend versenkt hat. der spürt
eine seltsame Veränderung seiner Augen. Wohin sein
Blick in der lebendigen Natur fällt, verwandeln sich
ihm die Konturen der Baumkronen, der Linienrlryth-
mus der Aste, Zweige und Blätter, der Fall der Ge-
wänder, die Formen der Wolken und die Gestalt der
Berge in die des Kunstwerks. Buchen, die sonst nach
nichts Besonderem ausgesehen hätten, zeigen plötz-
lich den charakteristischen Baumschlag Wolf Hu-
bers, der wie in Schuppen herabfließt, oder eine Lärche
am Weg nimmt die „Art" Albrecht Altdorfers an.

Wie dem von der Sonne geblendeten Auge überall
das feurige Kreisrund des Nachbildes die Dinge ver-
deckt, so zwingt die geistige Strahlungskraft der gro-
ßen Künstlerpersönlichkeiten den eindringenden Be-
trachter für lange Zeit zum Sehen mit den Augen
des Malers. Solche Wirkung — das Kennzeichen ech-
ter Größe — geht auch vom Werk Hermann Gradls
aus. der als nunmehr Sechzigjähriger im Verlauf
reicher Schaffensjahrzehnte seiner Mitwelt ein Werk
gegeben hat, das gleichfalls nicht mehr Abbild der
Natur allein, sondern Vorbild und Norm des Sehens
für uns geworden ist.

Diese Kraft der Wirkung wurde dem Maler nicht von

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