Porträtbüste
eines jungen Mädchens
Zu den Arbeiten von Julius Bausewein. Von h. Bünemann
Auf der vorjährigen Ausstellung im Maximilianeum das sich, leis an Bronzen der Renaissance anklingend,
fiel die mäßig bewegte Bronzestatuette einer jungen in der Schwingung des Körpers wie verhaltener Jubel
Frau mit leicht erhobenem Arm und melodischer Be- ausdrückt? Der Autor mußte jung sein, denn alles
wegung auf. weil in ihr ein starkes junges Lebens- atmete das unmittelbare Staunen des jungen Men-
gefühl einen erstaunlich unmittelbaren Ausdruck ge- sehen vor Gottes Schöpfung. Und er hatte einen aus-
funden harte. (Abb. S. 54.) Schon daß sich hier in- gesprochenen Sinn für die Grazien des Frauenwesens,
nerer Reichtum und quellende Kraft, obwohl die Ein- welche das feste Modele des Körpers mit einem Klang
gebung zu großem Format berechtigt hätte, mit zarter Lyrik umgaben. Die Wahl des Materials und
einem bescheidenen Format begnügten, wirkte er- dessen handwerklich gerechte Behandlung konnten
freulich auf unser von anmaßenden und meist ach so nicht glücklicher gedacht werden.
leeren Dimensionen ermüdetes Auge. Und während Y\ andte man sich dann, schon bewogen, der Porträt-
die dem Tastsinn wohltuende üppige Bildung des büste eines jungen Mädchens zu. so fand man die
Leibes und der starken Schenkel den Sinn des gebo- gleiche dem Wesen des Weiblichen vertraute Hand
renen Bildhauers für das Volumen bezeugten, emp- bei der verständnisvollen Erschließung und Ausfor-
fand man gleichzeitig im Rhvthmus des Schreitens mung der individuellen Psyche (Abb. S. 52). Ein
— mit der leichten Wendung des Hauptes nach dem Künstler, der den Mut zur Stille hatte. Und da die
angehobenen Arm. während der andere sich einfach wünschbarste Vereinfachung der Züge nicht aus
herabsenkt—eine bezwingende musikalische Grazie: einem subjektiv herangetragenen Stilideal, sondern
oder wie soll man sonst das Lnnennbare bezeichnen. aus der inständigen Beschwörung des innersten We-
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eines jungen Mädchens
Zu den Arbeiten von Julius Bausewein. Von h. Bünemann
Auf der vorjährigen Ausstellung im Maximilianeum das sich, leis an Bronzen der Renaissance anklingend,
fiel die mäßig bewegte Bronzestatuette einer jungen in der Schwingung des Körpers wie verhaltener Jubel
Frau mit leicht erhobenem Arm und melodischer Be- ausdrückt? Der Autor mußte jung sein, denn alles
wegung auf. weil in ihr ein starkes junges Lebens- atmete das unmittelbare Staunen des jungen Men-
gefühl einen erstaunlich unmittelbaren Ausdruck ge- sehen vor Gottes Schöpfung. Und er hatte einen aus-
funden harte. (Abb. S. 54.) Schon daß sich hier in- gesprochenen Sinn für die Grazien des Frauenwesens,
nerer Reichtum und quellende Kraft, obwohl die Ein- welche das feste Modele des Körpers mit einem Klang
gebung zu großem Format berechtigt hätte, mit zarter Lyrik umgaben. Die Wahl des Materials und
einem bescheidenen Format begnügten, wirkte er- dessen handwerklich gerechte Behandlung konnten
freulich auf unser von anmaßenden und meist ach so nicht glücklicher gedacht werden.
leeren Dimensionen ermüdetes Auge. Und während Y\ andte man sich dann, schon bewogen, der Porträt-
die dem Tastsinn wohltuende üppige Bildung des büste eines jungen Mädchens zu. so fand man die
Leibes und der starken Schenkel den Sinn des gebo- gleiche dem Wesen des Weiblichen vertraute Hand
renen Bildhauers für das Volumen bezeugten, emp- bei der verständnisvollen Erschließung und Ausfor-
fand man gleichzeitig im Rhvthmus des Schreitens mung der individuellen Psyche (Abb. S. 52). Ein
— mit der leichten Wendung des Hauptes nach dem Künstler, der den Mut zur Stille hatte. Und da die
angehobenen Arm. während der andere sich einfach wünschbarste Vereinfachung der Züge nicht aus
herabsenkt—eine bezwingende musikalische Grazie: einem subjektiv herangetragenen Stilideal, sondern
oder wie soll man sonst das Lnnennbare bezeichnen. aus der inständigen Beschwörung des innersten We-
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