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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 1.1890

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Welchen Gewinn hat Frankreich der Welt-Ausstellung von 1889 zu verdanken?
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Nr. 3.

Seite 23.

„Fachblatt für ^nnen-Dekoration".

Mchevfchsu.

(Alle unter dieser Rubrik besprochenen Fachwerke können zum gleichen Preise auch durch die
Geschäftsstelle des „Fachblatt für Jnnen-Dekoration" jederzeit bezogen werden.)

Dev Simmel-schmuck für rin brhsglichco Krim. Anleitung für
Anordnung, Ergänzung und Auswahl geeigneter Gegenstände. Herausgegcben von
der, unter der Geschäftsleitung der Aktiengesellschaft Schaffer L
Walcker stehenden Kunstgewerblichen Ausstellung nahmhafter
Kunstgewerbe in Berlin, Lindenstraße 18. Mit über 400 Tafeln uno Ab-
bildungen. Preis 2 Mark 50 Pfg. Verlag von Ernst Wasinnth, Berlin 1890.

Die Kunst erheitert das Leben; sowohl dem Genießenden, als auch dem aus-
übenden Künstler und Kunstindustriellen. Das vorliegende Merkchen will beiderlei
Interessenten enrgegenkommen, ihre
Wünsche verwirklichen helfen. In eigen-
artiger, höchst ansprechender Form, nach
Art eines Hausbuches und andrerseits
eines Kataloges, verbreitet sich dasselbe
in trefflicher Kürze im Einzelnen und
in geistreicher Behandlung über einen
äußerst umfangreichen Stoff, über die
behagliche Ausstattung des Heims.

Im Geiste, werden wir durch dessen
Haupträume geleitet, durch nützliche
Winke über die Art der Anordnung,
der Ergänzung und der Auswahl der
Zierstücke für jeden Raum belehrt,
wobei die zahlreich eingestrcuten ganz
ausgezeichneten Abbildungen eine rei-
zende Auswahl des kleinen und größeren
Schmucks vor Augen führen, mit
Welchem die Wohnräume belebt und so
heimisch gestaltet werden können. Man
könnte versucht sein, die Ausführungen
als besonders für diejenigen Glück-
lichen berechnet zu erachten, welchen es
in höherem Maße vergönnt ist, ihr Heim
zu einem Aufenthaltsort idnlljsch-
lchöner, von der Kunst verklärter Zurück-
gezogenheit und doch auch wieder znm
Anziehungspunkt für liebe Freunde zu
machen. Aber auch der minder Begüterte
wird nach diesem herrlichen Ralhgeber
mit Erfolg die Regeln des guten Ge-
schmacks in tich ansnchinen und in
leinen, kleinen Kreise befähigt werden,
wenn auch mit kleinen Mitteln, seines
Daseins Freude zu heben und zn K

läutern. Weiterhin sind den Ltonet,
für lünstgcwcrbliche Gegenstände und J?--.'-,

deren Bearbeitungsweisen kurze Be-
trachrnngen gewidmet, um die Grund-
lagen zur Urtheilsbildung und Wcrrh-
schätzung zu gewinnen. Die Anregungen
und Belehrungen des ersten Theiles
praktisch ergänzend, wird im zweiten
Theile nächst einigen Mittheilungen
über Zweck und Inhalt der Kunst-
gewerblichen Ausstellung nam-
hafter Kunstgewerbe in Ber-
lin, ein Katalog des reichen und
höchst gediegenen Inhaltes derselben
u> Form einer vorzüglich illnitrirtcn
Preisliste geboten.

Was sollen wir nun noch von der Be- iür ei» <->err

dentnng dieser Veröffentlichung sagen? - tv .. >-

-nachdem man in Deutschland die Kunstindustrie innerhalb zweier Jahrzehnte fast
lanimtliche Stilrichtungcn absuchcn und durchwandern ließ, scheint man jetzt einen
^wissen Ruhepunkt gefunden, die zielbewußte Kenntnis; erlangt zu haben, daß die
Ansschmückung unsrer Wohnung nunmehr frei von engherziger Nachahmung, ent-
sprechend der heutigen Gewohnheiten und Anschauungen und gemäß der Einzelbestimnuing
threr Räume, unter Führung des geläuterten modernen Geschmacks und unter aus-
grebiger Verwerthung der vollkommneren heutigen Technik vorgenommen werden
Wusse. In diesem Sinne bat sich die Kunstgewerbliche Ausstellung als solche und

durch das vorliegende Merkchen in der weiteren Oeffentlichkcit ein Denkmal gesetzt
zu Anfang des letzten Jahrzehnts unsres Jahrhunderts. — Das Merkchen gehört
in den Salon, in die Hände auch des kleinen Mannes; es ist ihm die weiteste Ver-
breitung zu wünschen. Die Kunstindustriellen, die Inhaber kunstgewerblicher Geschäfte
und die Kunsthandwerker dürfen nicht an ihm vorübergehen. Berlin und seine Aus-
stellung ist hierdurch der Wegweiser für das deutsche Kunstgewerbc geworden. Freunde
und Verwandte, Braut und Bräutigam, Eltern, welche Geschenke, Ausstattungsgegen-
stände ec. erwerben wollen, sie finden alle hier den besten Rathgeber. Und dies Alles
s für den oben genannten erstaunlich billigen Preis. Kunstindnstrielle und Inhaber
von Ausstattnngsgcschäften aller Art, die Knnstgewerbtreibenden überhaupt, werden
wohl daran thun, sich die Lehren bei Zeiten zu Nutzen zu machen, welche aus dieser
höchst zeitgemäßen Erscheinung gezogen ivcrdcn können, (s. Abbildung.) L.

Dir W.ttilloloyic dev Msvbrn für die Swecke dev Munstcirmrvbr,

aus Anregung der Direktion des k.
österr. Museum für Kunst und Industrie
bearbeitet von Dr. Ernst Brücke.
Zweite vermehrte und verbesserte Auf-
lage. Mit 31 in den Text gedruckten
Holzschnitten. Leipzig, Verlag von
S. Hirzel, 1887. Preis 6 M. —
Form und Farbe sind Elemente,
mittelst welchen der schaffende Künstler
spielend Len Stoffen höheren Werth
verleiht, die Umgebung des Menschen
zu heiterer Annehmlichkeit gestaltet,
oder der hehren Verklärung weiht.
Während die Form von der Sthlrich-
tung beherrscht wird, wirkt die Farbe
mehr als Stimmung und Ancmpfin-
dung. Dies letztere gilt, insbesondere
auch von den Erzeugnissen des Kunst-
handwerks, welche im Gegensatz zn der
ausgesprochenen Selbstständigkeit der
eigentlichen Kunstwerke, im Allgemeinen
mehr die Bestimmung haben, als unter
sich gleichberechtigte oder in sich wieder
geordnete Glieder der Ausschmückung,
sowie jenen selbstständigen Kunstwerken
als Begleitung und als Hintergrund
zu diern n. Hieraus erklärt es sich,
daß den kunstgewerblichen Erzeugnissen
eine größere Ungezwungenheit in der
Farbengebung, jeweils der Geschmacks-
richtung bezw. auch der Mode Rech-
nung tragend, zugcbilligt werden kann
und muß, damit den vielseitigen Wün-
schen des kaufenden Publikums Genüge
, geleistet werden kann. An den Kunst-
indnstricllcn und Musterzeichner werden
somit fortwährend große Anforderungen
gestellt hinsichtlich der Erfindung und
der Mannigfaltigkeit immer neuer
Muster. Welch' unerschöpfliches Feld,
gewährt aber auch das Reich der Farben
der künstlerischen Phantasie! — Wenn-
gleich feines Verständnis; für Farben-
wirkung für den Kunstindnstriellcn als
höchst schätzbares Erbtheil angesehen
werden muß, welches durch praktische
Schulung zur Meisterschaft erhoben
werden kann, jo ist es doch nicht Jedem,
der dagegen andere vorthcilhafte Eigen-
, .. kctmsren für die Ausübung des Kunst«

^ gewerbes besitzen kann, ein solches Ta-
rn. oder Mol,'„immer icnr zu Theil geworden. Fleißiges

cn- ove> ^oyaztinmel. Ziudium, praktisches Vergleichen be-

währter Muster und gute Rathschlägc bilden hier gute Wegeleiter. In dem vor-
! liegenden Buche wird dem Kunstindnstriellen von berufener Seite ein ganz vorzüglicher
i Führer durch das Reich der Farbenwelt geboten. Die Farben werden zunächst
theoretisch ihrer Entstehung nach, in dem wechselnden Spiel ihrer Veränderungen und
ihrer Wirkungen auf Grund der anerkannten optischen Gesetze geschildert; sodann
werden die verschiedenartigen Zusammenstellungen, unter Hinweis auf bekannte und
leicht zugängliche Beispiele und Experimente, sogleich erläutert, und hiermit eine
> Menge Stoff als sichere Anleitung und zur Anregung geboten. L. K.

Welchen Wervivn Kat Urankveick der Wett--Nusstellnttg von jKKÄ M verdanken?

^jn den letzten Tagen hielt in Paris der Vorsitzende der Geiverbe-
^ Syndikatskammer, , Neymarck, einen Vortrag, der diese Frage
beantworten sollte. Der Redner hatte für seinen Vortrag das gesummte
amtliche Material, als auch alle in den Blättern oder sonstwo erschienenen
Mittheilungen verwerthet, und so ist es ihm gelungen, den Menschen-
kind Geldzufluß nach Frankreich während der sechs Ausstellungsmonate
Mai bis Oktober in ziemlich genauen Ziffern festzustellen. Was zunächst
die erhöhten Einnahmen der öffentlichen Kassen betrifft, so hat sich für
die Bank von Frankreich während der genannten Zeit eine Mehreinnahme
von 282 Millionen, für die übrigen Bank- und Kredit-Anstalten von
91 Millionen Franken ergeben; die Eisenbahnvermaltungcn verzeichneten
eine Mehreinnahme von 66 Millionen, die Pariser Oktroivenvaltung
von 11 Millionen. Rechnet man zu diesen 450 Millionen noch den
Mehrertrag der budgetarischen Staatseinnahmen, so wird zum mindesten
eine halbe Milliarde erreicht werden, lieber den Fremdeiizuflus; von;
Äuslande während der Ausstellung gibt der Vortrag folgende Zahlen
, 6it: Es. haben die Ausstellung besucht rund 1,500,000 Ausländer,

darunter 380,000 Engländer, 225,000 Belgier, 160,000 Deutsche,

38.000 Italiener usw. Die Zahlen weichen nur wenig ab von denjenigen,
die gegen Ende des vorigen Jahres veröffentlicht worden sind. In
diese 1'/» Millionen Ausstellungsgäste sind natürlich die Besucher aus
der Provinz nicht einbegriffen; die Zahl derselben wird sich kaum ge-
nau feststellen lassen. Weiterhin führt der Redner die folgenden schon
mehr oder minder bekannt gewordenen Einnahmen der Verkehrsanstalten
auf: die Omnibus-Gesellschaft erzielte eine Mehreinnahme von 4 Millionen,
die Gesellschaft der vereinigten Droschkenbesitzer 3^/8 Millionen, die
Gesellschaft der Seine-Personendampfer 1'/2 Millionen. Angaben über
die Mehreinnahmen der Seeschiffs-Gesellschaften sind noch nicht bekannt
geworden. Einen sehr hohen Gewinn haben die Theater in Paris der
Weltausstellung zu verdanken. Der gesetzmäßig an die Kasse der öffent-
lichen Armenpflege zu entrichtende Beitrag (10 pEt. der Einnahmen)
hat im Ausstellungsjahre 1,086,755 Frs. mehr betragen, als im Jahre
vorher; die Theater haben sich demnach einer Mehreinnahme von

10.875.000 Frs. zu erfreuen gehalst-
 
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