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Illustrirte kunstgewerbliche Zeitschrift für Innendekoration — 2.1891

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Falke, Jakob von: Poesie in der Wohnung, [1]
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Japanische und chinesische Erzeugnisse als Dekoration, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11379#0011

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Januar -Heft

Zllustr. k un stg e w e r b l, Zeitschrift für „Z nn e n - D e ko r a t ion".

Seite 3.

A

spanische ultv chinesische Erzeugnisse als ^Mekovatiott.

IN Effekte zu erzielen, wendet der geschickte Dekoratör jcde^ sich
ihm darbietende Mittel an. So entsteht Neues, Apartes, bisher
Unbekanntes' oft Bizarres. Allerdings kann sich der Geschmack nur
so entwickeln, wenn eben alle möglichen
Versuche nicht nur gemacht, sondern
thatsächlich erprobt werden. Wir sehen
Künstler ersten Ranges mit der De-
koration bei festlichen Anlässen betraut;

— die geschickte Dekorirung, das ge-
fällige, praktische Arrangement ist
längst als eine Kunst anerkannt.

Zn neuester Zeit werden zu De-
korationszwecken japanische und chines-
ische Gegenstände sowohl des dortigen
täglichen Gebrauches, als die Luxus-
Gegenstände verwendet. Das Außer-
gewöhnliche an Gestalt und Konstruk-
tion, das bunte Gemisch der Farben
Zwang gar bald dein Publikum Ge-
schmack ab und heute spielen diese
Erzeugnisse bereits eine große Rolle
in der Wohnungseinrichtung.

Für heute sei es uns gestattet,

«inige kurze Betrachtungen über die
bei uns gebräuchlichsten japanischen
Dekorationsstücke wiederzugeben.

Vor Allen ist dies der Fächer.

Bunte Papierfächer zuin Zusammen-
legen sind bei uns derart beliebt ge-
worden, daß sie als Kinderspielzeug
verwendet werden Weniger ist dies

der Fall bei den mit Stil versehenen, nicht zujammenfaltbaren Fächern.
Dieselben sind besonders zu Wanddekoration aller Ait geeignet, uiw
ist es heute nicht mehr selten, lieben einem aus einer -äule sllh^nd^n
Makart-Bouguet in einer Zimmerecke eine ganze Gruppe solcher^Fä )>.i
hcrvorlugen zu sehen. Natürlich lassen sich durch verschieden'. Gruppr
rungen auch ebensoviele Effekte erzielen; einzeln wird duchr F-K>r

Abbildung Nr. iN-

Deforotion mit inchkigev Farben- und Lichtvertheilnng

wohl schwerlich Dekorations-Effekt Hervorrufen. Zn größeren Räum-
lichkeiten finden wir schon Schirme aus Bambus verwendet. Dieselben
eignen sich effektvoll oberhalb Büsten, Blumenständer, selbst Ottomans

in passendem Genre. Wir sahen sehr-
hübsche Bazar-Ausstattungen, Säle bei
Festlichkeiten, in denen einzelne dieser
Schirme, sogenannter Kamin-Schirme,
aber auch mehrere derselben gruppen-
weise verwendet wurden. Zn jüngster
Zeit wurden auch gelungene Versuche
gemacht, diese Schirme an den Decken
zu verwenden, namentlich in Lokalitäten,
die mit Reflektoren, Regenerator-Lam-
pen oder elektrischem Lichte beleuchtet
waren. Es ergibt sich aus diesen Ver-
suchen, daß diese Schirme nur bei
scharfem, grellem Lichte verwendet
werden dürfen, sollen sie den ange-
strebten Zweck erreicheil. Und daher
finden wir den Schirm in Gärten ver-
wendet, allerdings mehr zum Schutze
gegen das Licht, wie gegen die Hitze.

Aut den: Aufschwungs, den die
Porzellan- und Majolika-Erzeugung
genommen, seitdem ihre Produkte als
Dekorations - Gegenstände verwendet
werden, hat sich auch das Bedürfniß
nach Abwechslung geltend gemacht,
und da waren es die Vasen chinesischen
und japanischen Ursprungs, die bereit-
willigst an ihre Stelle plazirt wurden.
Heute sehen wir die verschiedensten Formen, von den uralten Heimischen
bis zu den modernen, von der Kultur Beleckten in allen Größen und
Ausführungen verwendet. Kein Plätzchen in keinem Raume wird mehr
den Eindruck des Oedeil Hervorbringen, denn von Miniaturnippes bis zu
deil Riesenvasen sehen wir diese Kunstgegenständc überall verwendet, wo
ein passendes Eckchen ausfindig gemacht werden konnte. (Schluß folgt.)

verfehlt, wirkt sie kalt, nüchtern, mehr zurückschreckend als anziehend.
All' die pompösen Gemächer, welche uns die späte Renaissance und
die Barockzeit hinterlassen haben, ausgestattet mit gemalten und plasti-
schcn Figuren und dem herrlichsten und reichsten ornamentalen Beiwerk,
diese Räume werden wir bewundern als wahre Kunstwerke, aber sie
wirken auf uns nicht mit dem Zauber der Poesie.

And ein kleines bescheidenes Zimmer vermag das vollkommen,
ein Gemach fast ohne allen Schmuck der Wände, vielleicht selbst mit
einer weißgetünchten wand, aber vor dem Fenster stehen Blumen und
und durch sie hindurch wirst die Sonne ihren goldenen Schein mitten
ins Gemach. Der Leser erinnere sich sreundlichst der Bilder von Pieter
de Hooghc oder dem Delfter van der Meer: überaus bescheidene, fast
ärmliche Räume, ein einfacher Tisch, ein paar Strohsessel, aber Alles
vom Sonnenstrahl erleuchtet und verklärt. che

Das isfiÄe Poesie in der Wohnung, die wir meinen, desi Ein-
druck, der uns reizt und entzückt, die Stimmung, die uns anheimelt,
die unser Genrüth trifft, die uns zum Bleiben einladet, unsere Herzen
urit Wohlbehagen erfüllt, Diese Stimmung kann ein reiches Genrach
haben und ein armes. Sie hängt nicht vorn Kunststil ab, gewiß
nicht von der Stilrcinheit; ja, wo diese beabsichtigt erscheint und mit
dieser Absicht sich aufdrängt, kann sie sogar die entgegengesetzte Wirkung
Hervorrufen.

Woher kommt diese Stimmung, die in uns die Empfindung er-
regt, wie ein gelungenes lyrisches Gedicht, das ja ebenfalls einfach,
einfach wie ein Volkslied sein kann und andrerseits tief empfunden
und reich in Gedanken? Woher diese Stimmung, die wir wohl poetisch
nennen können? Mit welchen Mitteln ist sic zu erreichen?

Das ist wohl schwer zu sagen, und es fragt sich, ob sie überhaupt
rnit bewußter Absicht zu erreichen ist. Wer kann sagen, worauf die

beseligende Stimmung eines schönen Sommerabends beruht, die Stim-
mung eines bescheidenen Landschaftsbildes, die nicht wir, subjektiv,
hineinlegen, sondern die in der That und Wahrheit, wie gute Augen-
blicksfotografien lehren, darin vorhanden ist. Einige Karakterzüge,
welche uns in der Absicht, solche Stimmung hervorzurufen, leiten
können, einige Winke wenigstens lassen sich doch wohl angeben.

Da ist zuerst, wie uns das Beispiel der Bilder von Pieter de
Hooghe lehrt, das Licht. Eine Wohnung, die des Lichtes wenig
hat, die, trübe, dunkel, in enger Straße, gedeckt durch gegenüberliegende
Häuser, des direkten Himmels entbehrt, wird bei Tage wohl niemals
einen anheimelnden Eindruck machen. Sie ist aus künstliches Licht,
auf den Abend angewiesen, um sich jene gewünschte Stimmung zu
verschaffen, und mit dem künstlichen Licht, dessen Stärke und Farbe
in unserer Gewalt ist, dürfte das Ziel vielleicht eher zu erreichen sein,
als mit dein Tageslicht. Denn dieses kann auch des Guten zu viel
thun und wir werden mitunter in der Lage sein, das Licht eher zu
dämpfen als zu verstärken. Stellen wir uns ein Zimmer vor mit
großen Fenstern und Spiegelscheiben, dem unbedeckten Himmel gegen-
über, in welches das volle Licht hereindringt, so mag die Wirkung
grell, kalt und selbst den Augen unerfreulich sein; wir fühlen das
Bedürfniß zu dämpfen, zu mildern, aus physischen wie gemächlichen
Gründen. Ls ist ja auch die erste Ursache, warum wir Vorhänge
an den Fenstern haben. Das Sonnenlicht soll nicht in der breiten
Masse Hereinströmen; wir fühlen uns geblendet, sehen nur die Theile
in greller Beleuchtung, aber nicht das Ganze in Stimmung. So ist
auch nicht das Licht aus den genannten Bildern; die Sonne dringt
durch kleine Fenster nur in Strahlen herein, hier erleuchtend, gleichsam
mit einein Nimbus verklärend, dort aber anderes in Schatten hüllend.

(Fortsetzung siehe Seite y.)
 
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